AHS-Direktoren gegen Deutschförderklassen

Im Herbst starten die sogenannten „Deutschförderklassen“. Schüler, die kaum Deutsch können, werden in separaten Klassen unterrichtet. Ein Plan, der die Schüler nicht immer weiterbringen wird, befürchten AHS-Direktoren.

Wenn sechs Schülerinnen und Schüler pro Schule kaum Deutsch können, muss künftig eine eigene Deutschförderklasse eröffnet werden. An Volksschulen sollen dann 15 Stunden in der Woche, an Neuen Mittelschulen beziehungsweise AHS-Unterstufen 20 Stunden in eigenen, getrennt von den regulären Klassen, unterrichtet werden - mit Ausnahme von Fächern wie Musik, Zeichnen oder Turnen. So steht es im Gesetzesentwurf des Bildungsministeriums. Die Begutachtung läuft noch bis 12. April.

Direktoren wollen selbst entscheiden

Ursula Madl, Direktorin vom Billrothgymnasium in Döbling, hält davon wenig. Direktoren sollten selbst entscheiden können, ob sie eine eigene Klasse bilden, meint sie. Viele brächten schon viel Wissen mit und sollten auch in Österreich länger im regulären Unterricht sitzen, „es kommen ja Kinder, die ja fachlich schon viel in einer anderen Schule gelernt haben, die kommen ja nicht vollkommen wissenslos“, so Madl, die auch Vorsitzende des Vereins der Wiener AHS-Direktoren ist.

Mit künftig 20 Stunden Förderklasse an Gymnasien hätten Betroffene ihrer Ansicht nach kaum noch eine Chance, später in den regulären Unterricht mit Gleichaltrigen einzusteigen. In den Deutschförderklassen werden sie mit Jüngeren und Älteren gemeinsam unterrichtet - aber nicht gut genug auf andere Fächer als Deutsch vorbereitet, erklärte Madl.

Außer Deutsch kaum Unterricht

„Man hat drei Kinder, die sind 13 Jahre alt und ein Kind, das ist zehn Jahre alt und vier, die sind zwölf. Wenn ich die in eine Klasse setzen muss und alle gut Deutsch lernen, dann haben die nicht die Möglichkeit, dass sie in die nächste Klasse aufrücken." Madl möchte die Wahlmöglichkeit haben, einen Förderunterricht einzurichten, "aber ich möchte auch die Möglichkeit haben, Kinder so zu fördern, dass ich sie nicht in Wirklichkeit zurückstufe“.

Der Verein der Wiener AHS-Direktoren hat bereits eine kritische Stellungnahme zum Gesetzesentwurf vorgelegt. Das Bildungsministerium rechnet ab Herbst mit 32.500 Schülern in Deutschförderklassen - durchschnittlich 17 pro Klasse. Spätestens nach vier Semestern sollen Betroffene in die reguläre Klasse wechseln.

Bisherige Fördermaßnahmen werden abgeschafft

Wer noch Förderbedarf hat, kommt dann in einen Deutschförderkurs mit sechs Wochenstunden außerhalb des normalen Unterrichts. An den Volks- und Neuen Mittelschulen brauche man 440 Lehrer für die Förderklassen und Förderkurse, heißt es im Ministerium. Mehrkosten sollen dadurch nicht anfallen, weil bisherige Deutschfördermaßnahmen abgelöst werden.

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