Kopftuchverbot für Bildungsstadtrat zu wenig

Die Regierung plant ein Kopftuchverbot für Mädchen in Kindergärten und Volksschulen bis zum zehnten Lebensjahr. Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) ist skeptisch, seiner Meinung nach braucht es mehr Maßnahmen.

Grundsätzlich könne man über ein Kopftuchverbot reden, sagte Czernohorszky. Auch er lehne es ab, wenn Mädchen im Kindergarten oder in der Volksschule schon Kopftuch tragen müssen. Fakt sei es für ihn aber, dass es beim Thema Integration enorme Herausforderungen gebe, die über das hinausgehen würden.

„Und die sind von der Regierung bis jetzt allesamt ignoriert worden. Daher bin ich der Meinung, wenn die Regierung hier einen Vorschlag macht, dann darf der auf gar keinen Fall nur eine Einzelmaßnahme allein sein, sondern es muss ein umfassendes Integrationspaket sein“, forderte Czernohorszky.

Schülerin mit Kopftuch vor Tafel

APA/dpa/Frank Rumpenhorst

Ein Kopftuchverbot ist für Bildungsstadtrat Czernohorszky zu wenig

„Es braucht ein umfassendes Integrationspaket“

Er sei der Überzeugung, dass man Integrationspolitik nur angehen könne, wenn man konkrete Lösungen für reale Probleme formuliert, und das bedeutet für ihn keine Kürzungen bei Integrationsmaßnahmen im Bildungsbereich und beim Integrationsjahr. Weitere Forderung ist ein zweites Kindergartenjahr gratis, „auf das warten wir seit Jahren, und einen Ganztagsschulausbau, der schnell geht und nicht wie jetzt von der Regierung verzögert wird“, so Czernohorszky.

Kopftuchverbot an Schulen geplant

Die Gegner sprechen von wirkungsloser Symbolpolitik, die Befürworter von Chancengleichheit.

„Alle diese Dinge hat diese Regierung jetzt nicht angegangen, im Gegenteil, sogar gegen die Integration gearbeitet, um jetzt mit dieser eine Maßnahme zu kommen“, kritisierte Czernohorszky. Wenn es ein Gesamtpaket gebe, dann werde er das prüfen, aber „die Regierung ist dazu da, ein konkretes Gesamtpaket vorzulegen, das nicht Probleme schafft, sondern Probleme löst“, und, so Czernohorszky weiter: „Es kann nicht sein, dass es diese einzelne Maßnahme beinhaltet, sondern es braucht ein gesamtes Paket.“

Wiener SPÖ in Kopftuchdebatte an Schulen uneins

Die Sektion 8 sprach sich in einem offenen Brief vehement gegen ein Kopftuchverbot aus. Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer ist wiederum gegen „Denkverbote“ - mehr dazu in SPÖ-Debatte um Kopftuch in Schulen.

Studio-Interview mit Stadtschulratspräsident Himmer

Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (SPÖ) zum geplanten Kopftuchverbot

Himmer sei für ein Kopftuchverbot, wenn es „vernünftige Regelungen“ gibt, sagte der Stadtschulratspräsident gegenüber „Wien heute“. Sinnvoll sei, „zuerst mit den Religionsvertretern zu reden und danach eine Entscheidung zu treffen“. Ob mehr Kinder Kopftuch tragen, konnte Himmer nicht sagen, weil es nicht erlaubt sei, religiöse Daten einzelner Religionsgemeinschaften zu sammeln. Aber nach Rückmeldungen aus Schulen, „gibt es keine Zunahme an Beschwerden“, so Himmer.

Barbara Novak, neue Landesgeschäftsführerin der Wiener SPÖ, tritt für ein Kopftuchverbot für Schülerinnen ein. In der Wiener Frauenorganisation finde dazu „eine gute Diskussion“ statt, so Novak - mehr dazu in Novak für Kopftuchverbot in Schulen.