AUVA: Ludwig will mit Bund sprechen

Wiens designierter Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) will wegen der geplanten AUVA-Auflösung und damit verbunden dem Verlust von zwei Unfallspitälern mit der Regierung sprechen. Auch Proteste wurden angekündigt.

Die im Raum stehende Schließung der AUVA-Unfallkrankenhäuser Lorenz-Böhler und Meidling „wäre aus vielerlei Hinsicht eine ganz schlechte Entwicklung“, sagte Ludwig. Beide Standorte seien für die gesamte Ostregion wichtig und hätten sich eine hohe Kompetenz erarbeitet. Es wäre ein „großer Verlust“, wenn es diese beiden, international hoch angesehenen Häuser nicht mehr geben sollte. „Ich werde alles daran setzen, um hier nicht nur mein persönliches, sondern auch politisches Gewicht in die Waagschale zu werfen“, kündigte Ludwig an.

Lorenz Böhler Krankenhaus

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Schockraum im Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus

In den beiden Unfallkrankenhäusern Lorenz Böhler und Meidling wird jeder zweite Unfallpatient Wiens behandelt. Eine plötzliche Auflösung wäre „verheerend“, hieß es zuvor aus dem Büro von Noch-Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Es gebe schließlich langfristige Vereinbarungen. Auch der Präsident der Ärztekammer, Thomas Szekeres, warnt, "die Spitäler der Unfallversicherung versorgen Unfallopfer auf höchstem Niveau. Wenn man da einspart, gefährdet das natürlich die Versorgung.

Hauptverband sieht „großen Schaden“

Der Vorsitzende des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Alexander Biach, spricht gegenüber „Wien heute“ von einem möglichen „großen Schaden“.

AUVA und Gewerkschaft kündigen Proteste an

Empört äußerten sich auch AUVA-Wien-Vorsitzender Rudolf Silvan sowie die Vorsitzenden des Betriebsrates des in beiden Spitälern angesiedelten Traumazentrums Wien, Manfred Rabensteiner, Robert Rois, Peter Redl und Manfred Zeitlberger: Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) zeichne sich durch ein „völliges Unverständnis für die Menschen in unserem Land“ aus. Die Sicherheit arbeitender Menschen und die Unfallversorgung der Bevölkerung Österreichs und damit im wahrsten Sinn des Wortes Menschenleben würden aufs Spiel gesetzt.

Lorenz Böhler Krankenhaus

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Lorenz-Böhler-Krankenhaus

Wer für die Versorgung der Betroffenen künftig aufkomme, wenn die AUVA zerschlagen werde, scheine die Ministerin nicht zu interessieren, hieß es. In den medizinischen Einrichtungen der AUVA würden tagtäglich Spitzenleistungen erbracht. Die AUVA leiste zudem durch ihre Präventionstätigkeit einen wesentlichen Beitrag zu Sicherheit und Gesundheit in Österreichs Betrieben. „Nicht umsonst hat die Zahl der Arbeitsunfälle 2017 einen historischen Tiefstand erreicht“, sagte Silvan.

FCG-Landesgeschäftsführer Fritz Pöltl warf der Ministerin vor, schlecht informiert zu sein. Die von der Regierung geforderten Einsparungen in Höhe von 500 Millionen würden auf Punkt und Beistrich erfüllt. „Die Schließung der Unfallkrankenhäuser Lorenz Böhler und Meidling hätte für die Wiener fatale Folgen“, warnte Pöltl vor „voreiligen“ Entscheidungen: „In der aktuellen Reformphase der AUVA würde dieser Schritt das gesamte Sozialversicherungssystem erschüttern.“

Lorenz Böhler Krankenhaus

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Lorenz-Böhler-Krankenhaus

Ärzte warnen vor Folgen für Unfallpatienten

Im Dezember des Vorjahres hatte bereits der ärztliche Leiter des Unfallkrankenhauses Meidling, Christian Fialka, erklärt, warum die Versorgung gefährdet wäre: „In der Versorgung der Schwerverletzten ist Zeit der wesentliche Faktor. Das heißt, wenn sie ein geübtes Team haben, dann hat der Patient in Summe eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als wenn das Team nicht gut trainiert ist.“ Diese Spezialisierung aufzugeben, würde zulasten der Unfallpatienten gehen - mehr dazu in Reformdebatte: AUVA warnt vor Abschaffung.

„Bloß eine Änderung der Verwaltung“

Anders sieht das der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer. Er meint, eine Auflösung der AUVA sei lediglich eine Verwaltungsveränderung, aber keine Versorgungsveränderung: „Jetzt sagen zu müssen, die Versorgung wird schlechter, hängt damit zusammen, weil ja die, die die AUVA betreiben, plötzlich einen neuen Dienstherren hätten, und davor haben sie Angst.“

Im Regierungsprogramm werden von der AUVA bis Ende des Jahres Einsparungen von 500 Millionen Euro gefordert. Andernfalls werde die AUVA in die bestehenden Träger überführt und aufgelöst. Gesundheitsministerin Hartinger-Klein glaubt nicht an Einsparungen und rechnet mit einer Auflösung - mehr dazu in AUVA-Zukunft lässt Wogen hochgehen (news.ORF.at).

Aufregung auch in anderen Bundesländern

Der Betriebsrat der AUVA in Salzburg kündigt Kampfmaßnahmen gegen die von der Gesundheitsministerin geplante Auflösung der Unfallversicherung an. Diese betreibt auch Salzburgs Unfallkrankenhaus - mehr dazu in Unfallversicherung AUVA: Widerstand gegen Auflösung (salzburg.ORF.at). Der Plan der Regierung sorgt auch in Oberösterreich für Verunsicherung - mehr dazu in Verunsicherung durch mögliche AUVA-Auflösung (ooe.ORF.at).

Die Unfallversicherungsanstalt AUVA betreibt in Wien die beiden Unfallkrankenhäuser Meidling und Lorenz Böhler. Österreichweit sind es insgesamt sieben Spitäler und vier Rehabilitationszentren. Sie behandeln 370.000 Patienten im Jahr und sind auf die Akutversorgung schwerstverletzter Patienten spezialisiert.

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