500 Kilo Cannabis geschmuggelt: 15 Jahre Haft

Zwei Jahre lang ist am Straflandesgericht Wien verhandelt worden. Nun gibt es im Fall rund um einen 61-Jährigen ein nicht rechtskräftiges Urteil: Der Mann fasste wegen Suchtgifthandels im großen Stil 15 Jahre Haft aus.

Ein Schöffensenat ging davon aus, dass der Angeklagte als führendes Mitglied einer kriminellen Organisation seit 2004 mehr als 500 Kilogramm Cannabis von Spanien nach Österreich geschmuggelt hatte. Er lebte zuletzt im spanischen Jerez de la Frontera, wo er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder einen Handel mit aus Marokko stammendem Cannabis aufzog. Dieses wurde entweder von Bandenmitgliedern nach Österreich geschafft oder paketweise mit Hilfe einer Spedition an eine Wiener Adresse zugestellt.

Während der Zwillingsbruder des Mannes eine sechsjährige Freiheitsstrafe verbüßt hat, war das Verfahren gegen den 61-Jährigen zunächst mangels an Beweisen eingestellt worden. Dann packte jedoch ein in die Geschäfte verwickelter Mittäter aus, der diesen massiv belastete. Der bis dahin unbehelligt gebliebene Bruder wurde daraufhin mit richterlicher Genehmigung telefonisch überwacht. Als er im Herbst 2015 für eine Woche nach Wien kam, um laut Anklage 150 Kilo Cannabis zu verkaufen, klickten die Handschellen - mehr dazu in Internationaler Drogenring ausgehoben.

Wütendem Angeklagten reichte es

Seine nunmehrige Verurteilung machte den 61-Jährigen offensichtlich wütend. Die Urteilsverkündung begleitete er mit gut hörbaren Unmutsäußerungen wie „Jetzt reicht’s ma!“, „Samma fertig?“ oder „Alles erstunken und erlogen!“ Als ihm der Vorsitzende die Rechtsbelehrung erteilen wollte, rief er wie aus der Pistole geschossen: „Nichtigkeit und Berufung! Dass ma zu an End’ kummen.“ Verteidiger Wolfgang Blaschitz meldete daraufhin ruhigen Blutes die von seinem Mandanten erbetenen Rechtsmittel an.

Der Angeklagte hatte sich vor Gericht grundsätzlich als seriöser Geschäftsmann präsentiert. Er behauptete, er habe Olivenöl und Aloe-Vera-Blätter („Das ist gut für die Haut“) nach Österreich importiert. Hinsichtlich der 150 Kilogramm Cannabis, die er schwer leugnen konnte, gab er an, er sei von einem Marokkaner dazu gezwungen worden, das Gift nach Österreich zu schaffen, weil sein damals noch im Gefängnis sitzender Bruder diesem 40.000 Euro geschuldet hätte.

Cannabisharzziegel in Holzrahmen

Für den Schöffensenat waren der Olivenöl- und Aloe-Vera-Vertrieb hingegen „Tarnhandlungen, um den Suchgiftschmuggel zu verdecken“. So wurden etwa in der Bunkerwohnung in der Schönbrunner Straße noch mehrere Holzrahmen sichergestellt, in die jeweils 60 Cannabisharzziegel zu je 250 Gramm eingebaut waren. Zudem wurden 57.100 Euro sichergestellt - laut Staatsanwaltschaft der Erlös aus bereits abgewickelten Drogenverkäufen. Diese wurden jetzt vom Landesgericht für verfallen erklärt.

Die den Angeklagten belastenden Angaben hätten sich als „durchaus schlüssig und nachvollziehbar“ erwiesen, stellte der Richter in der Urteilsbegründung fest. Über einen Zeitraum von elf Jahren hätten „auf Geheiß des Herrn“ wiederholt Suchtgiftlieferungen Wien erreicht. Bei einem Strafrahmen von bis zu 20 Jahren - der 61-Jährige war als Rückfalltäter einzustufen - seien 15 Jahre angemessen.

Der Mann wies 16 Vorstrafen auf, davon 14 einschlägige. 1999 war er in Berlin zu mehr als vier Jahren verurteilt worden, nachdem er versucht hatte, mit einem Kleinflugzeug 550 Kilogramm Cannabis von Marokko über Spanien nach Deutschland zu bringen. Um den „Drogenflug“ zu bewerkstelligen, soll in Spanien sogar ein ganzes Flugfeld angemietet worden sein.