Hugo Portisch ist Wiener Ehrenbürger

Der Vermittler österreichischer Zeitgeschichte schlechthin, Hugo Portisch, ist am Donnerstag zum Ehrenbürger Wiens ernannt worden. Der Geehrte freute sich sehr über die Auszeichnung: „Wien war immer meine Traumstadt.“

Der am 19. Februar 1927 in Pressburg geborene Portisch kam nur wenige Wochen nach Ende des Zweiten Weltkriegs in die damals massiv zerstörte Stadt, wie er in seiner Dankesrede berichtete. Trotz der Kriegsschäden sei Wien aber sein „großes Tor in die Freiheit“ gewesen. Die damalige „Zukunftsgewandtheit“ und Hoffnung der Bevölkerung trotz aller Widrigkeiten hätten ihn „ungeheuer beeindruckt“.

Hugo Portisch Ehrenbürger von Wien

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Hugo Portisch

Und der damalige Studienanfänger habe durchaus etwas für Wien geleistet, wie er mit Augenzwinkern anmerkte: In nur 14 Tagen hätten Unikollegen und er die von Trümmern verschüttete Rathausbibliothek ausgegraben, erinnerte er sich in seiner Dankesrede bei der Zeremonie im Rathaus.

„Wichtigster Chronist der Zeitgeschichte“

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) sowie Laudator und Journalistenkollege Heinz Nußbaumer wollten es bei derlei Leistungen allerdings nicht bewenden lassen. Letzterer nannte den Geehrten den „wichtigsten Chronisten unserer Zeitgeschichte“ und einen „stillen Anreger und Beweger, ohne seine Unabhängigkeit preiszugeben“: „Seiner Weite und Tiefe verdankt die Stadt und die Republik mehr, als hier erwähnt werden kann.“

Keiner habe die komplexen Geschehnisse an den Brennpunkten der Weltpolitik anschaulicher erklären können als er, würdigte Mailath-Pokorny den frisch gebackenen Ehrenbürger. Die entsprechende Anstecknadel wurde Portisch von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) ausgehändigt.

Hugo Portisch Ehrenbürger von Wien

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Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) mit Hugo Portisch

Fernsehserien mit Kultstatus

Seine journalistische Karriere begann Portisch 1948 bei der „Wiener Tageszeitung“. Mitte der 1950er-Jahre holte ihn Hans Dichand, damals Chefredakteur, zum neugegründeten „Kurier“. Nach Dichands Abgang aus der damals größten Tageszeitung wurde Portisch 1958 Chefredakteur.

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Hugo Portisch im Gespräch mit Radio-Wien-Redakteur Hadschi Bankhofer

In die Annalen der Medienpolitik schrieb sich der Journalist als Initiator des Rundfunk-Volksbegehrens ein, das in die Rundfunkreform mündete. 1967 wechselte er als Chefkommentator in den ORF - und wurde eines der Aushängeschilder der ORF-Informationsoffensive. Kultstatus erlangten auch seine Fernsehserien „Österreich I“ und „Österreich II“ - eine Art Volksbildungsprogramm am Bildschirm.

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