Deutschklassen: Gewerkschaft will aufschieben

Die geplanten Deutschförderklassen erregen weiter die Gemüter. Jetzt fordert auch die ÖVP-nahe Gewerkschaft der Pflichtschullehrer die Aufschiebung der Pläne um ein Jahr. Doch der Bildungsminister winkt ab.

In der Volksschule Liebhartsgasse gibt Sprachförderlehrer Klaus Fichtinger Deutschunterricht - von den 20 Schülerinnen und Schülern haben 19 nicht Deutsch als Muttersprache. Ab Herbst soll es separate Deutschförderklassen geben. Statt wie bisher elf, gibt es dann in der Volksschule 15 Wochenstunden Deutschnachhilfe.

Klassenzimmer Schule Klasse

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Demnächst gibt es 15 statt elf Stunden Nachhilfe

Andere Themen sind noch unklar: „Bei uns gibt es keine Räumlichkeiten, jetzt noch nicht und es kann auch in Zukunft keine geben und schon gar nicht für Räume in Klassengröße“, kritisiert Direktorin Sabine Klasek in „Wien heute“. Außerdem noch offen: „Wir haben noch keine Diagnoseinstrumente, um zu entscheiden, wer muss in eine Deutschklasse und wer nicht. Wer führt diese Testungen durch? Wo wird es diese Klassen geben? Wer sind die Pädagogen dafür?“

Minister: „Konzept ist Weiterentwicklung“

Auch Thomas Krebs von der ÖVP-nahen Gewerkschaft der Pflichtschullehrer widerspricht dem eigenen Minister und fordert gegenüber „Wien heute“ die Aufschiebung um ein Jahr: „Wichtig wäre, dass man die Problematik des Ballungsraums in Gesprächen mit dem Ministerium neu aufzieht, dass der Ballungsraum als eigene Sache behandelt wird im Rahmen der Deutschklassen. Und dass man einfach zeitlich aufschiebt.“

Für den Minister kommt ein Aufschub aber nicht in Frage, der Start im Herbst sei fix, sagt ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann: „Unser Deutschförderklassenkonzept ist eine Weiterentwicklung des bisherigen Sprachstartgruppenkonzepts. Das hat bisher auch mit dem Platz sein Auslangen gefunden.“

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Bei den Schulen sieht man ein Platzproblem

Weitere Details am Dienstag

Abseits von der Platzthematik haben einige Lehrer den Verdacht, „dass dieser Gesetzesentwurf nicht gemacht wurde, um unsere Schülerinnen und Schüler mit einer anderen Erstsprache als Deutsch zu unterstützen, sondern dass es da darum gehen könnte, dass es Eltern in Österreich gibt, deren Kinder Deutsch als Erstsprache haben und es nicht schätzen, wenn die mit anderen Kinder ohne Erstsprache Deutsch in einer Klasse unterrichtet werden“, sagt Ulrike Doppler-Ebner aus dem Stadtschulrat.

Weiter Streit um Deutschklassen

Die Pflichtschullehrer wollen die Verschiebung der Deutschklassen um ein Jahr. Laut den Gewerkschaftern gibt es „Personal- und Platzmangel“ in Wien.

Faßmann kann das nicht nachvollziehen: „Man möge schauen, dass man das Problem, welches ich dargestellt habe, lösen kann. Und das werden wir mit diesen Deutschförderklassen bewerkstelligen.“ Mit dem Problem sind Kinder mit Deutschdefiziten gemeint.

Zudem verwies der Minister gegenüber „Wien heute“ auf ein ähnliches Modell in Deutschland. Berlin habe „Willkommensklassen“ eingeführt, die „sehr gut funktionieren“. Weitere Details zu den Deutschklassen will Faßmann dann am Dienstag bekanntgeben.

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