Ai Weiwei beim Tierschutzgipfel

300 Teilnehmer sind auf Einladung der Tierschutzorganisation Vier Pfoten zum ersten internationalen Tierschutzgipfel ins Schloss Schönbrunn gekommen. Stargast Ai WeiWei betonte, Leben könne nicht auseinanderdividiert werden.

„Menschliches Leben, Tierleben - das ist alles Leben“: Das sagte der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei als Stargast vor rund 300 Teilnehmern des International Animal Welfare Summit (IAWS) im Schloss Schönbrunn. Die Organisatoren „Vier Pfoten“ und der Künstler war bei Dreharbeiten für seine im Jahr 2017 veröffentlichte Dokumentation „Human Flow“ in Kontakt mit Vier Pfoten gekommen.

Ai Wei Wei beim Tierschutzgipfel

APA/Georg Hochmuth

Der chinesische Künstler Ai WeiWei beim Tierschutzgipfel

„Das ist diese Organisation, die diese verrückte Arbeit macht, Tiere aus gefährlichen Gegenden zu retten“, wie Ai es nannte. Neben dem Flüchtlingsstrom wurde nämlich auch die Rettung eines Tigers aus einem Zoo in Gaza durch Vier Pfoten zum Thema in seinem Film. „Der Tiger hat nicht genügend Nahrung bekommen“, erzählte der Künstler und Regisseur. Schlussendlich konnte das Tier in ein Reservat nach Südafrika gebracht werden.

„Herzensangelegenheit“ für Van der Bellen

„Tierschutz ist auch für mich eine Herzensangelegenheit“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Eröffnungsrede. „Ich liebe Tiere - mit einigen Ausnahmen: Zecken, Nacktschnecken“, fügte er hinzu. Tierschutz sei heutzutage nicht mehr nur ein Thema für Idealisten. Es ist eine Existenzfrage, die „die gesamte Menschheitsfamilie“ betrifft, betonte Van der Bellen. Er erhoffte sich von den Experten auf der eintägigen Konferenz ganzheitliche Lösungen „nicht nur für die Tiere, sondern für uns alle“.

In etwa 40 bis 50 Jahren werden doppelt so viele Nutztiere gehalten werden wie derzeit, verkündete Vier-Pfoten-Gründer Heli Dungler „schlechte Nachrichten“, wie er sagte. Um Futtermittel zu produzieren, werde weiterhin der Lebensraum von anderen Tieren abgeholzt. „Wir töten die Natur, in der wir leben“, nannte es der britisch-amerikanische Autor und Aktivist Raj Patel in seinem Vortrag.

Tierschutz aus vielen Perspektiven

Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, hob die Errungenschaften der Europäischen Union in seiner Amtszeit hervor. Er erwähnte etwa die Erstellung einer Tierschutz-Strategie und den Start von Projekten in Sachen Tiertransporte und Schutz von Schweinen. Kritik kam von Reineke Hameleers. Die Leiterin der Eurogroup for Animals, des Dachverbands der europäischen Tierschutzorganisationen, sprach von Stagnation in den vergangenen acht Jahren und wünscht sich, dass die EU-Kommission mehr Verantwortung wahrnimmt.

Ebenfalls nach Wien gereist war Prinzessin Alia Al Hussein von Jordanien, die gemeinsam mit Journalistin Maggie Entenfellner zur Sonderbotschafterin der Konferenz ernannt wurde. „Es geht nicht nur um Tierschutz, es geht um alles“, sagte die Tochter des ehemaligen jordanischen Königs Hussein. Nach den Reden standen Fachgruppen und Diskussionen zu verschiedenen Themen rund um den Tierschutz auf dem Programm. Die Organisation Vier Pfoten, die heuer ihr 30-jähriges Bestehen feiert, will die Tierschutz-Konferenz nun alle zwei Jahre wiederholen.

Ai Wei Wei beim Tierschutzgipfel

APA/Georg Hochmuth

Ai WeiWei und ORF-Moderatorin Nadja Bernhard beim Tierschutzgipfel

Von „clean meat“ bis Konsumentenvertrauen

Egal ob Fleisch aus dem Labor, Verkaufsschlager Tierschutz oder Heuschrecken als Mittagessen der Zukunft: Auf dem Programm der eintägigen Veranstaltung unter dem Motto „Tierschutz – Zukunftsfrage oder Luxusproblem?“ in der Orangerie beim Schloß Schönbrunn stehen Workshops, Vorträge und Diskussionen zu Tierschutz in all seinen Aspekten. Drei Themenblöcke sollen dabei behandelt werden: Lebensräume, Ernährung und Wirtschaft.

„Ziel des Gipfels ist es zu schauen, wie steht es derzeit um den Tierschutz, und wo spielt er überall eine Rolle. Es geht auch um Fragen wie: Wo muss man nachsteuern, was ist jetzt wichtig zu entscheiden, damit es in zehn Jahren eine bessere Welt für Tiere gibt“, so Organisator und Stiftungspräsident der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ Heli Dungler.

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