Partys als Rezept gegen Onlinehandel

Wiener Einkaufszentren kämpfen gegen den wachsenden Onlinehandel. Mehr als 300 Experten beraten am Donnerstag bei einer Tagung im Schloss Schönbrunn über Gegenstrategien, etwa Partyzonen oder Autogrammstunden mit Stars.

Nur die Ware herzuzeigen - das wird in Zukunft zu wenig sein, um gegen den Onlinehandel bestehen zu können, sagt Unternehmensberater Wolfgang Richter von Regioplan. Wiens 26 Einkaufszentren samt ihrer 560.000 Quadratmeter Verkaufsfläche müssen künftig mehr bieten: zum einen gezielt Geschäfte, die gerade sehr bei den Konsumentinnen und Konsumenten gefragt sind, zum anderen Gastronomie und Veranstaltungen.

Post Rochusmarkt

ORF

EKZ Post am Rochus

„Der Herr Lugner mit seinem Einkaufszentrum macht das schon sehr lange und in diesem Bereich auch sehr gut. Man geht nicht nur hin um einzukaufen, sondern da gibt es jede Woche Events“, so Richter. Alle Aktivitäten, die Menschen in ein Einkaufszentrum bringen, seien eine Umsatzchance für die Händler. „Weil die Menschen haben eine Brieftasche mit.“

Am Puls der Zeit bleiben

Events seien sicherlich am Vormarsch, aber nur für größere Einkaufszentren interessant, meint Richter: „Für das Kleine im Wohngebieten lohnt sich das nicht.“ Diese seien gut beraten, sich als Nahversorger und Service-Dienstleister zu positionieren.

Die größeren Einkaufszentren hingegen, die auch Konsumentinnen und Konsumenten aus anderen Bezirken anlocken, müssten versuchen, am Puls der Zeit zu bleiben und Geschäfte zu gewinnen, die gerade sehr nachgefragt sind. „Allerdings haben viele Einzelhändler ihre Expansion stark zurückgedrängt. Es ist gar nicht so einfach für die Betreiber, die Flächen zu füllen“, so Richter. Das Shoppingcenter in der neuen Postzentrale am Rochusmarkt kämpft etwa mit Anlaufschwierigkeiten. Erst zwei Drittel der Flächen sind vermietet - mehr dazu in Post am Rochusmarkt: Einkaufszentrum floppt.

Partybereiche in Geschäften

Erlebnisse für Konsumenten können aber auch in den Geschäften selbst geschaffen werden, „indem man die Umkleidekabinen attraktiver gestaltet, dass man vielleicht in den Shops so halb private Partybereiche schafft“, so Richter. Denn gerade Kleidung und Schuhe werden laut Regioplan bereits über 20 Prozent online gekauft. Also etwa am Handy - und nicht mehr im Einkaufszentrum.

Einkaufszentrum Huma in Simmering innen

SES Spar European Shopping Centers/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Einkaufszentrum Simmering

Laut Regioplan machten Wiens Einkaufszentren im Vorjahr 2,4 Milliarden Euro Umsatz. „Insgesamt ist der Umsatz leicht gestiegen. Obwohl es Einkaufszentren gibt, die deutliche Verluste haben, aber auch welche mit deutlichen Zugewinnen“, so Richter. Das Problem in Wien sei neben der Onlinekonkurrenz von Zalando, Amazon und Co vor allem die hohe Einkaufszentrums-Dichte. „Die Kundenfrequenzen gehen langsam aber stetig zurück.“

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