2.700 Mädchen beim Wiener Töchtertag

Forscherinnen, Technikerinnen oder Handwerkerinnen: Mehr als 160 Unternehmen haben am Donnerstag in Wien Mädchen Einblicke in Berufe geboten, in denen Frauen traditionell nicht so stark vertreten sind. 2.700 Mädchen waren dabei.

Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin: Das sind die klassischen Berufe, für die sich Mädchen nach wie vor am liebsten entscheiden. Doch technische Berufe sind oft besser bezahlt und bieten bessere Möglichkeiten zum Aufstieg. Der Töchtertag bietet Mädchen die Möglichkeit, erste Blicke auf Berufe aus Handwerk, Wissenschaft und Technik zu werfen und so ihr Interesse dafür zu wecken. Was die Mädchen dabei machen und sehen, das entscheiden allein die Unternehmen.

160 Wiener Betriebe abseits vom Friseursalon

So gibt die Technische Universität (TU) Einblicke in das Atominstitut. Bei Google sollen die Teilnehmerinnen lernen, wie eine App programmiert wird. Die Stadthalle erklärt ihre Licht- und Tonanlagen, die AustroControl zeigt, wie sie Flugzeuge durch den österreichischen Luftraum manövriert.

Töchtertag 2017 in der AGES

AGES/F.Polesny

Wasseranalyse beim Töchtertag in der Agentur für Ernährungssicherheit

Ob beim Anfertigen eines Werkstücks, beim Durchführen chemischer Experimente oder beim Überprüfen eines Autos: Wie bereits in den vergangenen Jahren erhalten Schülerinnen einen praxisnahen Einblick in die unterschiedlichsten Unternehmen und Branchen. Eingeladen sind Mädchen zwischen elf und 16 Jahren Sie verbringen den Tag entweder im Unternehmen, in dem ihre Mutter oder ihr Vater arbeitet oder sie haben sich selbstständig einen der teilnehmenden Betriebe ausgesucht.

Zehn Metalltechniker, eine Metalltechnikerin

In manchen Berufsfeldern gehören Frauen heute noch zur absoluten Minderheit. Das zeigt auch ein Blick auf die Statistik. Jedem weiblichen Lehrling des Berufes Metalltechniker stehen zehn männliche gegenüber. Von den 8.810 Schülern und Schülerinnen der Höheren technischen Lehranstalten (HTL) in Wien sind nur rund 17 Prozent Mädchen. Auch technische Studienrichtungen sind nach wie vor Männerdomänen, nur ein Viertel der Studierenden ist weiblich.

Töchtertag 2017 bei BMW

Astrid Knie

Pickerlüberprüfung bei BMW

Dabei sind die Einstiegsgehälter in technischen, handwerklichen und naturwissenschaftlichen Berufen deutlich höher als in Berufen und Ausbildungen mit traditionell hohen Frauenanteilen. Das zeigt sich an einer weiteren Statistik: Frauen verdienen in Wien im Schnitt um fast 24 Prozent weniger als Männer. Begründet ist dies unter anderem auch mit der Berufswahl.

Frauenberger: „Rollenklischees schränken ein“

Wiens Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) will über den Töchtertag Mädchen dazu ermutigen, auch untypische Berufswege zu gehen: "Rollenklischees schränken unsere Handlungs- und Entfaltungsspielräume schon im Kindesalter ein. Dagegen möchte ich ankämpfen. Der Wiener Töchtertag bietet Mädchen die Chance, eine Vielfalt an spannenden Karrieremöglichkeiten in Berufen zu entdecken, an die sie bislang noch nicht gedacht haben.“

Was in Wien nun unter dem Namen „Wiener Töchtertag“ schon das 17. Mal stattfindet, gibt es auch in allen anderen Bundesländern. Wie schon in den vergangenen Jahren gibt es auch diesmal einen Girls’ Day Mini, um schon bei den Jüngsten Interessen abseits von Rollenklischees aufzuzeigen. Der Wiener Töchtertag ist eine Initiative der Stadt in Kooperation mit Stadtschulrat und Wirtschaftskammer.

In den USA als „Girl’s Day“ begonnen

Die Idee stammt aus den USA. In den 1990er-Jahren wurde der jährliche Aktionstag „Take Your Daughters to Work-Day“ erfunden. Ursprünglich durften nur Töchter von Mitarbeitern teilnehmen. Heute steht dieser „Girls´Day“ allen Mädchen offen. Die Idee war von Beginn an, Mädchen Einblicke in Arbeitsbereiche zu ermöglichen, in denen bisher nur wenige Frauen arbeiten.

Link: