Neue Pläne für das Winterthur-Haus

Die mögliche Aufstockung des Winterthur-Hauses am Karlsplatz sorgt seit Langem für Debatten - nun haben sich Stadt Wien und die Zurich Versicherung geeinigt: Im Fall einer Aufstockung muss es von der Karlskirche abgerückt werden.

Das Winterthur-Gebäude befindet sich zwischen Karlskirche und Wien Museum, das demnächst auch erweitert wird. Seit 2002 gehört die prominente Immobilie der Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft (Zurich). Im Vorhaben, das Winterthur-Bürogebäude um zwei Stockwerke zu erhöhen, gibt es seit Monaten Startschwierigkeiten. Es scheiterte an der nötigen Umwidmung der Stadt.

Änderung der Flächenwidmung im Gemeinderat

Nun zeichnet sich eine Kompromisslösung ab: Ein entsprechender Abänderungsantrag zur Flächenwidmung wird im kommenden Gemeinderatsausschuss für Stadtplanung eingebracht, teilte Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Freitag mit. Die Details dazu seien noch Gegenstand der laufenden Gespräche im Sinne einer „partnerschaftlichen, konsensualen Lösung“, hieß es.

Winterthur Haus Karlsplatz

ORF

Das Winterthur-Gebäude in unmittelbarer Nähe zur Karlskirche

„Wir begrüßen es sehr, dass Stadt Wien und Zurich hier weiterhin den gemeinsamen Weg im Sinne einer Lösungsfindung beschreiten. Der Karlsplatz ist ein sensibler Ort, der die Wiener Identität stark prägt. Die Karlskirche selbst ist ein weltweit einzigartiges Juwel. Wir sind äußerst zuversichtlich, eine Einigung zu erzielen, die sicherstellt, dass die Karlskirche ihre bauliche Dominanz am Karlsplatz behält“, hielten Vassilakou und Silvia Emrich, Mitglied des Vorstandes der Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft, in einer gemeinsamen Erklärung fest.

Das Winterthur-Gebäude ist derzeit im Besitz der Zurich Versicherung. Als Reaktion auf den geplanten Dachausbau des Wien Museums beschloss das Unternehmen, sein 1971 errichtetes Haus des Architekten Georg Lippert zu sanieren und um zwei Etagen und ein Staffelgeschoß aufzustocken. Künstler und Architekten kritisierten das Vorhaben und fürchteten um das Erscheinungsbild der barocken Karlskirche.

UNESCO-Sorge um Umbaupläne am Karlsplatz

Viel Gegenwind zum Bauprojekt gab es bisher auch aus der Bevölkerung. Die Petition „Rettet die Karlskirche“ sammelte mehr als 7.000 Unterschriften gegen den Umbau am Winterthur-Gebäude. Und auch die UNESCO äußerte Bedenken zu den Umbauplänen am Karlsplatz. Hier erwartet sich das Welterbekomitee ebenfalls weitere Visualisierungen zur geplanten Aufstockung des Wien Museums und des angrenzenden Winterthur-Gebäudes neben der Karlskirche.

Visualisierung Winterthus Haus Karlsplatz

vdx.at/Henke Schreieck Architekten

So soll das Gebäude nach der Aufstockung aussehen

Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) begrüßte heute die Wende beim Winterthur-Haus und teilte via Aussendung mit: „Ich freue mich, dass nach der Entscheidung über die Finanzierung des Projektes ‚Wien Museum neu‘ nun auch der nächste Schritt in Richtung des neuen zukunftsweisenden Karlsplatzes gesetzt wurde.“ Dadurch würden die Gestaltungspläne, die eine Attraktivierung des Karlplatzes und eine damit verbundene Steigerung der Aufenthaltsqualität vorsehen, weiter Form annehmen.

Koalitionszwist um Winterthur-Gebäude

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hatte Anfang 2017 vorgeschlagen, der Zurich Versicherung das Haus abzukaufen und es für den Museumsbetrieb nutzbar zu machen, rückte dann aber wieder davon ab. Ein konkretes Angebot der Stadt gab es nicht dazu.

Vizebürgermeisterin Vassilakou hatte den Vorstoß und vor allem das Timing des Bürgermeisters in einem schriftlichen Statement gegenüber „Wien heute" wenig amüsant gefunden. „Wäre dieser Vorstoß zum richtigen Zeitpunkt gekommen - zu Beginn des Vorhabens -, hätten diese Spielräume genutzt werden können. Nun sind allerdings sowohl beim Kulturressort bereits umfangreiche Wettbewerbs- und Planungskosten angefallen, ebenso bei der Zurich Versicherung“, hieß es.

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