Tote bleiben in aufgelassenen Gräbern

Die Friedhofsverwaltungen nutzen die wärmere Jahreszeit, um aufgelassene Gräber abzutragen. Denn es gibt immer mehr verwaiste Gräber. Die Gebeine werden dabei nicht ausgegraben, sie bleiben in den Gräbern.

Mit einem aufgemalten Kreuz werden verwaiste Gräber zum Abbruch freigegeben. Rund 5.500 Gräber im Jahr laufen in Wien aus, weil es keine Nachfahren gibt, sich niemand kümmert, haftet oder zahlt. Bis ein Abbruchverfahren eingeleitet wird, dauert es aber in der Regel mehrere Jahre.

„Man muss keine Angst haben, dass das Grab aufgelöst wird, wenn man einfach nur vergisst einzuzahlen. Bei uns sieht das Prozedere vor, dass man, bevor das Nutzungsrecht abläuft, angeschrieben wird. Selbst wenn man eine Verlängerung vergisst, wird dann noch einmal darauf hingewiesen. Dann kommt ein Taferl ans Grab“, sagte Florian Keusch, Sprecher der Friedhöfe Wien.

„Bräuchten Lagerhäuser nur für Gebeine“

Das rote Taferl ist dann die letzte Warnung, bevor das Grab aufgelöst wird. Die sterblichen Überreste bleiben dann an der Stelle des aufgelassenen Grabes, allerdings werden darüber andere Leichen in einem neuen Grab gebettet.

Verwaiste Gräber werden neu vergeben

5.500 Gräber in Wien laufen jährlich aus. Für sie bezahlt niemand mehr und die Grabsteine werden abgerissen.

„Mehr als drei Millionen Bestattungen haben am Zentralfriedhof schon stattgefunden. Stellen sie sich vor, wir würden das heben, wir bräuchten ja Lagerhäuser, wo man nur die Gebeine sammeln würde, das machen wir nicht. Es bleibt dort, es wird einfach nur tiefer gelegt“, sagte Josef Kirchberger, Gräberstratege bei den Friedhöfen Wien gegenüber „Wien heute“.

Nur mehr 7.000 Wiener wollen Erdgrab pro Jahr

Platzprobleme gibt es laut Keusch in Zukunft auf den Wiener Friedhöfen keine. Denn nur mehr 7.000 Wiener jährlich wollen ein Erdgrab. Immerhin ein Drittel aller Österreicher will nach dem Tod verbrannt werden, was wesentlich günstiger ist als sich begraben zu lassen - mehr dazu in Gräber verlieren an Bedeutung.

Auf den Wiener Friedhöfen gibt es rund 550.000 Gräber. Das Auflassen der Gräber sei ein langsamer, aber stetig steigender Trend. „Vor zehn Jahren sind noch weniger Gräber zurückgegeben worden als heute“, sagte Keusch. Viele Familie hätten früher drei oder vier Gräber besessen und mittlerweile auf eines oder zwei reduziert.

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