Unwetter und ein Tornado über Wien
„Von der Struktur her sah es aus wie ein Tornado, das müsste im Bereich Wilhelminenberg/Hernals gewesen sein“, sagte der Meteorologe Georg Pistotnik von der Zentralanstalt für Geodynamik und Meteorologie (ZAMG). Er konnte das Naturereignis persönlich beobachten. Ungewöhnlich sei allerdings, dass es danach keinerlei Schadensmeldungen gegeben hat. Es könnte sich somit um einen Tornado gehandelt haben, der keinen Bodenkontakt hatte, mutmaßte Pistotnik.
ORF/Hubert Kickinger
Selbst im Hochsommer nicht so viele Blitze
Aber auch ohne Tornado war es ein äußerst ungewöhnliches Unwetter, das über Ostösterreich niedergegangen ist, besonders was die Menge an Regen und die Zahl der Blitze betrifft. In Wien-Mariabrunn fielen 56 Millimeter Regen, im Mittel sind es hier im gesamten Mai 86 Millimeter. Noch eindrucksvoller ist aber die Bilanz, was die Blitzeinschläge (Wolke-Erde-Blitze) in Wien betrifft.
In den vergangenen fünf Jahren gab es in Niederösterreich und in Wien selbst im Hochsommer kaum einen Tag mit so vielen Blitzen. In Wien registrierte das österreichische Blitzortungssystem ALDIS 446 Blitzeinschläge. Die beiden höchsten Tageswerte waren in Wien 125 Blitzeinschläge im Jahr 2017 und 131 Blitzeinschläge im Jahr 2014.
ORF/Hubert Kickinger
Beschädigte Dächer, vollgelaufene Keller
Die meisten Einsätze der Feuerwehr betrafen die Bezirke Favoriten, Hietzing, Penzing und Liesing. Nach 22.00 Uhr wurde die Feuerwehr fast im Minutentakt alarmiert. Die Einsatzkräfte wurden 75-mal wegen des starken Regens gerufen, sagte Christian Feiler von der Feuerwehr: „Die meisten Einsätze waren bei einem schadhaften Dach, oder aber das Freipumpen oder Auspumpen von Kellern.“
Die starken Blitzentladungen und heftigen Sturmböen wirkten sich auch auf den Betrieb am Flughafen aus, sagte Sprecher Peter Kleemann: „Daher musste die Bodenabfertigung aus Sicherheitsgründen teilweise eingeschränkt werden.“
Neue Gewitter schon wieder im Anmarsch
In Niederösterreich am heftigsten betroffen waren die Bezirke Tulln und St. Pölten. Dort wurden Dutzende Keller überflutet, weiters stürzten Bäume auf Strom- und Telefonleitungen. 150 Notfälle wurden gemeldet - mehr dazu in 100 Keller standen nach Gewitter unter Wasser.
Noch ist die Berg-und-Tal-Fahrt zwischen Bade- und Unwetter noch nicht ausgestanden. Fast überall in Österreich wird es schnell wieder warm, mancherorts steigt das Thermometer wieder Richtung 30 Grad. Gleichzeitig sind allerdings die nächsten Gewitter im Anmarsch - mehr dazu in Nach Blitzspektakel: Unwetter laden sich erneut auf (news.ORF.at).
Link:
- Wetterprognose für Wien (wetter.ORF.at)