Technisches Museum als „Friedenswerk“

Das 100-Jahr-Jubiläum der Grundsteinlegung für das Technische Museum wurde 2009 groß gefeiert. Hingegen will man den 100. Jahrestag der Eröffnung so still begehen, wie das Museum am 6. Mai 1918 als „großes Friedenswerk“ eröffnet wurde.

100 Jahre nach seiner Eröffnung zählt das Technische Museum, das zu den Bundesmuseen gehört, rund 400.000 Besucher im Jahr. Mehr als 160.000 Objekte - von Rundfunkempfängern über Tunnelbau bis hin zur Schneeforschung - gehören zum Bestand des Museums. Nicht einmal zehn Prozent davon sind ausgestellt. Der Rest lagert in drei Depots in Wien und Niederösterreich. Geleitet wird das Museum seit dem Jahr 2000 von Gabriele Zuna-Kratky, 2001 wurde dem Museum die österreichische Mediathek eingegliedert.

Technisches Museum Wien

Technisches Museum Wien

Außenansicht Technisches Museum, 2009

Nur Mitteltrakt des Gebäudes realisiert

Die Pläne für ein Technisches Museum auf den Spitzackergründen am westlichen Ende der Mariahilfer Straße gehen auf das 60-jährige Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs 1908 zurück. Initiator war der Techniker Wilhelm Exner (1840-1931). Den Vorentwurf schuf Architekt Emil Ritter von Förster. Nach dessen Tod wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich 27 Architekten, darunter Max Ferstel, Alfred Keller, Adolf und Viktor Loos, Otto Wagner und Robert Orley beteiligten. Den Zuschlag erhielt Hans Schneider.

Gebaut wurde allerdings nur der Mitteltrakt des ursprünglich dreimal so groß vorgesehenen Komplexes. Nach Ende der ersten Ausbauphase waren Ende 1913 knapp 10.000 Quadratmeter verbaut, das Museum verfügte über 15.600 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die Eröffnung des „Technischen Museums für Industrie und Gewerbe“ war bis Ende 1914 geplant. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs veränderte alles.

Eröffnung des Technischen Museum Wien im Mai 1918

Technisches Museum Wien

Eröffnung des Technischen Museums im Mai 1918

„Großes Friedenswerk“ statt Kriegsmuseum

Und noch einen Grund gab es für Verzögerungen bei der Eröffnung. Initiator Wilhelm Exner und der 1912 zum Direktor des Museums bestellte deutsche Techniker Ludwig Erhard (1863-1940) waren sich uneins darüber, wie die Kriegstechnik im noch unfertigen Museum berücksichtigt werden sollte. Exner stemmte sich erfolgreich gegen Erhards Plan, das Haus in ein Kriegsmuseum zu verwandeln, er wollte mit dem Museum ein „großes Friedenswerk“ schaffen.

Angesichts der Kriegswirren wurde eine Eröffnung aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Es war schließlich wieder Exner, der eine alternative Nutzung des Hauses nach dem Krieg verhindern wollte und die Eröffnung für Mai 1918 festsetzte. Tatsächlich öffnete das neue Museum dann ganz unspektakulär am Montag, dem 6. Mai 1918, seine Tore für die Besucher. Diese stürmten das Haus trotz eingeschränkter Öffnungszeiten an den Wochenenden: Bis Ende 1918 wurden 80.000 Besucher verzeichnet.

2016 öffnete das Technische Museum seine Objekt- und Archivdatenbank und machte damit mehr als 160.000 Datensätze für jedermann online zugänglich - mehr dazu in Technisches Museum: Neues Online-Archiv.

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