Hausgemachter Strom vom Mehrparteienhaus

Wien Energie startet mit Gemeinschaftssolarstromanlagen auf Mehrparteienhäusern. Die erste Anlage wird im 22. Bezirk errichtet. Damit können aktuell 38 Haushalte mit Sonnenstrom vom eigenen Dach versorgt werden.

Im ersten Projekt, einem bestehenden Mehrparteienhaus in der Latverastraße in Wien-Donaustadt, wird eine Photovoltaik-Anlage auf 400 m2 Dachfläche errichtet, die rund 60.000 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr erzeugt. Ein Teil des Stroms kann von den Hausbewohnern direkt verbraucht werden, Überschüsse werden ins Netz eingespeist.

6.800 Häuser dafür geeignet

„Wir sind mit allen relevanten Baugenossenschaften und Wohnbauträgern im Gespräch und werden in den nächsten Monaten weitere Projekte präsentieren“, so Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl, der das Vorhaben gemeinsam mit der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) umsetzt. „Bis zum Jahresende möchten wir 1.000 Wienerinnen und Wiener mit hausgemachtem Sonnenstrom versorgen.“ Insgesamt dürften rund 6.800 bestehende Mehrparteienhäuser für solche Gemeinschaftsanlagen geeignet sein.

Anlage Laverstraße

Wien Energie/Hofer

In der Wohnhausanlage Lavaterstraße erhalten 38 Haushalte Solarstrom

Anfangs nur für Lift und Stiegenhaus erlaubt

Dass es bisher kaum Photovoltaikanlagen auf Mehrparteienhäusern gibt, war bisher weniger ein technisches, sondern ein rechtliches Thema. Bisher durfte der Sonnenstrom in Wohnhäusern mit mehreren Parteien nur für Gemeinschaftsflächen wie das Stiegenhaus oder Liftbetrieb, nicht aber in den Wohnungen selbst verwendet werden. Durch eine Novellierung des Ökostromgesetzes im vergangenen Jahr ist das nun möglich.

Die Teilnahme ist freiwillig. Voraussetzung ist ein Smart Meter oder ein vergleichbares Strom-Messgerät für die Aufteilung. Jeder teilnehmende Haushalt kann laut Wien Energie bei einem normalen Verbrauchsverhalten rund 30 Prozent seines Jahresstrombedarfs aus der Photovoltaik-Anlage am Hausdach decken.

Geschäftsführer mit Platte

Wien Energie/Hofer

Michael Gehbauer (WBV-GPA) und Michael Strebl (Wien Energie) mit Solarmodul

Die Wien Energie errichtet und betreibt die Anlage und übernimmt auch die Aufteilung des Stroms sowie die Abrechnung. Für die Mieter fallen keine Investitionskosten oder Fixkosten an. Im Vergleich zum Standard-Tarif zahlen Wien-Energie-Kunden um 1,71 Cent/kWh weniger, Kunden anderer Lieferanten um 0,71 Cent/kWh weniger. Zusätzliche Abgaben wie Netz-und Energie-Grundpreis oder die Ökostrompauschale entfallen, es wird lediglich ein Messentgelt von 50 Cent pro Monat verrechnet. Die Bindungsfrist für diesen Tarif beträgt ein Jahr.

80.000 Euro Kosten für Anlage

In Wien gab es laut Statistik Austria im Jahr 2011 rund 154.000 Wohnhäuser, davon rund 68.000 Mehrparteienhäuser. „Eine Gemeinschafts-Photovoltaik-Anlage lohnt sich aus unserer Sicht auf bis zu 10 Prozent dieser Mehrfamilienhäuser“, so Strebl. Die Solarstromanlage in der Latverastraße kostet 80.000 Euro. Die Inbetriebnahme ist für Herbst geplant. In den nächsten Jahren will Wien Energie 100 Millionen Euro in neue Photovoltaik-Anlagen investieren.

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