Bulgarischer Bettler-Boss verurteilt

Ein gehbehinderter Bulgare war in Wien als Bettler unterwegs. Die Einkünfte musste er an einen Landsmann abliefern - dieser wurde nun wegen Menschenhandels zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt.

Um das Schicksal eines 64-jährigen Bulgaren ist es am Freitag in einer Verhandlung am Wiener Landesgericht gegangen. Ein 46 Jahre alter Landsmann des Gehbehinderten wurde wegen Menschenhandels rechtskräftig zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt. Er hatte den älteren Mann, der sich in der Bundeshauptstadt als Bettler verdingte, ausgebeutet.

Wohnungsinhaber kassierte Almosen

Das Opfer war von einem organisierten Familienverband, der eine Reihe von mittellosen Bulgaren rekrutiert hatte, zum Zweck der Bettelei nach Wien gebracht worden. Zunächst arbeitete der Mann für einen Bruder des Angeklagten, ehe ihn jener im Februar 2015 in seiner ehelichen Wohnung in Meidling aufnahm.

Bettler und Fußgänger

dpa

Bettler musste die erhaltenen Almosen zur Gänze abliefern - kein Einzelfall

Bis zu 20 Personen sollen in der Unterkunft gelebt haben, darunter angeblich auch mehrere junge Burschen, die sich in der Stricher-Szene prostituierten. Bis zum Juni 2015 kassierte der Wohnungsinhaber die Einkünfte des Bettlers. Dieser verdiente seinen Angaben zufolge an Werktagen durchschnittlich 50 Euro, an den Wochenenden bis zu 100 Euro. Schlafen musste der 64-Jährige am Küchenboden. Er wurde auch durchsucht, um sicherzustellen, dass er die erhaltenen Almosen zur Gänze ablieferte.

Der Angeklagte räumte ein, er habe „Schuld auf mich geladen, weil ich manchmal zehn, 15 Euro an mich genommen habe. Das hätte ich nicht nehmen sollen.“ Er wisse, „dass ich einen Fehler gemacht habe“. Er habe dem Mann möglicherweise „zu viel Geld abgenommen“. Der Ausgebeutete - er lebt inzwischen nicht mehr in Wien, sondern ist nach Frankreich weitergezogen - dürfte keine körperliche Gewalt erfahren haben.

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