ATIB-Kindergarten: Neue Vorwürfe

Gegen einen Kindergarten im direkten Umfeld des Vereins ATIB gibt es neue Vorwürfe. Laut „profil“ legte dieser in seinem Pädagogikkonzept die Betonung auf Religion und Türkentum - und musste das erst im Vorjahr ändern.

Die Vorwürfe betreffen den Kindergarten Marienkäfer, der in Wien-Favoriten in einem Gebäude von ATIB untergebracht ist. Träger des Kindergartens ist das Bildungs- und Forschungsinstitut Nokta, eine Art Unterverein des Moscheedachverbands ATIB. Im Vorjahr wurde der Kindergarten mit 227.000 Euro gefördert - ATIB-Kindergärten mit 227.000 Euro gefördert.

Kindergarten Marienkäfer

ORF

Der Kindergarten „Marienkäfer“ wird von eine Art ATIB-Unterverein betrieben

Wie das „profil“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe berichtet, wurde das pädagogische Kindergartenkonzept von Nokta 2009 bei der zuständigen Wiener Magistratsabteilung 11 (Kinder- und Jugendhilfe) eingereicht. In dem Konzept wird es als „wichtiger Punkt“ bezeichnet, „Kindern türkische Wertvorstellungen sowie die türkische Kultur altersgerecht zu vermitteln“. Überdies sei „die religiöse Erziehung ein wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit“. Den Kindern würden „durch eine ausgebildete Seelsorgerin zweimal die Woche die islamischen Werte vermittelt“.

Weiter Bekenntnis zur türkischen Religionsbehörde

Im Vorjahr musste der Kindergarten dann sein pädagogisches Konzept auf Verlangen der MA 11 ändern, so „profil“. Die Bezüge zu Türkentum und Islam entfielen. Allerdings bekenne sich der Trägerverein Nokta in einer dem Magazin vorliegenden Version seiner Statuten zur staatlichen türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara. Nokta wurde dem Bericht zufolge auf Ansuchen des Magistrats bereits zweimal vom Verfassungsschutz überprüft, der Kindergarten zuletzt im Februar von der MA 11 kontrolliert.

MA 11: Verfassungsschutz prüft

Laut MA 11 ist derzeit erneut der Verfassungsschutz eingeschaltet. Dabei würden alle Personen des Vereins Nokta überprüft, so eine Sprecherin am Samstag gegenüber Radio Wien. Zu den konkreten Vorwürfen in Bezug auf das Pädagogikkonzept verwies die Sprecherin auf Montag, da es dazu einer Einsicht der Unterlagen bedürfe.

Scharfe Kritik von ÖVP und FPÖ

Stadtrat Markus Wölbitsch (ÖVP) kritisierte in einer Aussendung die Politik der Stadt Wien. Diese habe „viel zu lange öffentliche Fördergelder für Türkentum und Islam als Erziehungsinhalte ausgeschüttet“. „Rot-Grün hat jahrelang die Augen vor Integrationsproblemen verschlossen. Für die ÖVP Wien ist klar: Wir haben null Toleranz für türkischen Nationalismus und rot-grüne Ignoranz in Wien“, so der Stadtrat. Der Trägerverein Nokta und der ATIB-Kindergarten dürften keine Steuergelder mehr erhalten und müssten geschlossen werden, so seine Forderung.

„Fassungslos“ zeigte sich der geschäftsführende Landesparteiobmann der Wiener FPÖ, Johann Gudenus. Er verwies darauf, dass der Kindergarten - wie schon länger bekannt - 227.000 Euro an Förderungen von der Stadt erhalten hat. „Ein Kindergarten, der in seinem Bildungsprogramm die Bedeutung des Türkentums und des Islam betont, hat keinerlei Ansprüche auf öffentliche Förderung“, so Gudenus.

Kultusamt erhebt weiter

Das beim Bundeskanzleramt angesiedelten Kultusamt ermittelt unterdessen weiter in der Causa Kriegsspiele in der ATIB-Moschee in der Brigittenau. Bisher fanden 15 Einvernahmen statt, so das Kultusamt. Zu rechnen sei mit bis zu 30. Gesprochen wurde bereits mit dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ), Ibrahim Olgun, sowie mit dem Vorsitzenden der ATIB-Union, Nihat Koca. Auch ein Lokalaugenschein in der Einrichtung in der Dammstraße wurde bereits durchgeführt.

Im Auftrag von Minister Gernot Blümel (ÖVP) sei man zur Wachsamkeit und zur Prüfung jedes einzelnen Vorwurfs angehalten, so das Kultusamt. Das betreffe nicht nur ATIB, sondern auch alle anderen teils wesentlich schwereren Vorwürfe, hieß es wohl in Hinblick auf Medienberichte über die Aktivitäten der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ in Moscheen. Auch andere Behörden seien betroffen, wurde betont: etwa das Innenministerium, die Länder (in Bezug auf die Kinder- und Jugendfürsorge) und die Schulbehörden bis zur Finanz.

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