Gemeindewohnungen stehen nach Tod lange leer

Wenn ein Mieter einer Wiener Gemeindewohnung stirbt, steht diese oft jahrelang leer. Zu diesem Schluss kommt der Stadtrechnungshof, der Verlassenschaftsverfahren von 2013 bis 2016 analysierte und Kritik an Wiener Wohnen übt.

Laut einem am Dienstag veröffentlichten Bericht verging in 1.905 von insgesamt knapp 5.300 Fällen ein halbes bis ein ganzes Jahr zwischen dem Tod des Hauptmieters und der tatsächlichen Beendigung des Mietvertrags. In weiteren 1.567 Fällen dauerte es 121 bis 180 Tage. Ganze 27-mal vergingen sogar mehr als 1.081 Tage, also fast drei Jahre.

Wiener Gemeindebau

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In Wien gibt es rund 220.000 Gemeindewohnungen

Ein Grund dafür könnte sein, dass Akten schlampig geführt wurden, wie die nähere Untersuchung von 24 Verlassenschaftsakten gezeigt hat: Sie seien unbearbeitet liegen geblieben („jahrelange bearbeitungsfreie Zeiten“) oder wurden sehr langsam abgewickelt, heißt es.

Frau starb 2002 - danach zehn Jahre Leerstand

Dadurch ergaben sich überdurchschnittlich lange Zeiträume, bis die betreffende Gemeindewohnung zurück an Wiener Wohnen ging und somit neu vermietet werden konnte. In Fall einer im Juni 2002 verstorbenen Hauptmieterin dauerte es sogar 3.898 Tage - also mehr als zehn Jahre.

Bemerkenswert fand der Stadtrechnungshof die beobachteten Mängel insofern, als er Wiener Wohnen schon einmal diesbezüglich geprüft hatte. Allerdings wurden einige im 2014 veröffentlichten Erstbericht enthaltenen Empfehlungen nicht umgesetzt, weshalb sie im aktuellen Bericht nun noch einmal formuliert wurden.

Unter anderem wird Wiener Wohnen nahegelegt, im Unternehmen auf die wirtschaftliche Bedeutung schnellerer Neuvergaben aufmerksam zu machen und durch entsprechende Kennzahlen Maßnahmen zu setzen, um „innerbetriebliche Verlustquellen“ so weit wie möglich zu reduzieren.

Opposition: „Wohnungsnot wird unnötig verschärft“

ÖVP und NEOS nahmen die Erkenntnisse des Rechnungshofs zum Anlass, den designierten Bürgermeister und jetzigen Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) ins Visier zu nehmen. Der Bericht zeige, dass Ludwig überfordert sei und sein Ressort nicht unter Kontrolle habe. Die FPÖ bemängelte den „unnötigen Leerstand“, der die Wohnungsnot in der Stadt verschärfe.

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