Museum zeigt meterhohen Kometen-Nachbau

Die „Rosetta“-Mission zum Kometen „Tschuri“ steht im Zentrum einer neuen Sonderschau im Naturhistorischen Museum (NHM). Bei der Ausstellung gibt es auch eine meterhohes Kometen-Modell im Maßstab 1:1.000 zu sehen.

Das Herzstück der Schau „Kometen. Die Mission Rosetta“ ist die mittlerweile als historisch geltende Annäherung an den Kometen mit dem sperrigen Namen „67P/ChuryumovGerasimenko“ - kurz „Tschuri“. Dem Höhepunkt der Mission, als die Landeeinheit „Philae“ vom „Rosetta“-Orbiter abgekoppelt wurde und am 12. November 2014 tatsächlich unsanft auf dem Himmelskörper aufsetzte, widmet man sich entsprechend ausführlich.

So sind etwa die handschriftlichen Logbucheinträge vom „Tag X“ zu sehen. Es gibt aber auch ein Modell des Kometen im Maßstab 1:1.000 zu sehen. „Es ist rund vier Meter hoch“, heißt es aus dem NHM.

Museum hat Ausstellung kostenlos bekommen

Konzipiert wurde die Ausstellung vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft. NHM-Direktor Christian Köberl wies bei der Präsentation darauf hin, dass die DLR die Schau dem Haus an der Ringstraße „kostenfrei“ zur Verfügung stelle, was in Zeiten stagnierender Budgets der Bundesmuseen nicht unbedingt von nachrangiger Bedeutung sei.

Bekommen hat das NHM von den freigiebigen Partnern jedenfalls einiges, kann man nun doch mit einer Vielzahl an erstaunlichen Bildern vom Kometen, Nachbildungen des Orbiters und des Landers, sowie des namengebenden „Steins von Rosetta“, zahlreichen Schautafeln, Vitrinen und Videos aufwarten.

Viele Daten noch gar nicht ausgewertet

So wird etwa der lange Anlauf zu dem großen Wurf der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) gezeigt, der schlussendlich auch zum großen Medienspektakel wurde. Einer der thematisierten Auslöser für die hochkomplexe Mission war der Vorbeiflug der ESA-Pioniersonde „Giotto“ am Halleyschen Kometen 1986. Bei der Darstellung der Geschichte der Forschung an den Boten aus der Frühzeit unseres Sonnensystems beginnt man im Rahmen der auf 550 Quadratmetern aufgestellten Schau bereits in der Antike.

Viel Platz gibt man auch den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die „Rosetta“-Mission bisher mit sich gebracht hat. Unmengen an Informationen seien jedoch noch nicht analysiert. „Wir haben erst zehn bis zwanzig Prozent der Daten ausgewertet“, sagte Ekkehard Kührt von Institut für Planetenforschung, Asteroiden und Kometen der DLR.

Ausstellungshinweis:

„Kometen. Die Mission Rosetta.“, bis 12. September im Naturhistorischen Museum

Der Wissenschafter selbst arbeitete seit Anfang der 1990er Jahre an der Mission mit, die nach rund zwölfeinhalb Jahren im All schließlich 2016 ihr Ende fand. Er hofft, mit der Ausstellung ein wenig von dem Enthusiasmus weitergeben zu können, den das Vorhaben weit über die wissenschaftliche Gemeinde hinaus ausgelöst habe.

Komet hat sich nahezu nicht verändert

Im Kern gehe es auch darum, zu zeigen, „was diese Mission geleistet hat“, so Kührt. So wurde etwa klar, dass sich „Tschuri“ tatsächlich seit seiner Entstehung vor rund 4,5 Mrd. Jahren nahezu nicht verändert habe. Das stehe im Gegensatz zu dominanten Theorien, die dem frühen Sonnensystem durchaus turbulente Entwicklungsphasen attestieren: „‚Tschuri‘ tut aber so, als ob er nie etwas erlebt hat“, sagte der Wissenschafter. Vielfach müsse man nun „unser Weltbild neu schreiben“.

Neben der Erkenntnis, dass solche Himmelskörper mit - in zahlreichen Bildern eindrucksvoll dokumentierten - „unglaublichen Landschaften“ aufwarten können, wisse man jetzt deutlich mehr über deren Zusammensetzung. So wurden auf „Tschuri“ 40 teils komplexere Moleküle nachgewiesen, darunter die Aminosäure Glycin, sagte Kührt. Das werte man als Hinweis, dass Kometen möglicherweise Zutaten für das aufkeimende Leben auf der Erde mitgebracht haben.

Auch Österreich hatte Anteil an der Mission

In eigenen Vitrinen können sich Besucher auch mit dem heimischen Anteil an der Mission vertraut machen: So war das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an insgesamt fünf wissenschaftlichen Instrumenten der Mission beteiligt, darunter auch das mit Beteiligung des Austrian Institute of Technology (AIT), von Joanneum Research, dem Unternehmen RUAG Space Austria und der Technischen Universität (TU) Wien gebaute Instrument MIDAS (Micro-Imaging Dust Analysis System).

Ausstellungspartner RUAG Space Austria lieferte zudem die gesamte thermische Isolation für die Sonde.

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