Häupl erzürnt über Kritik an Brauner-Posten

Noch-Bürgermeister Michael Häupl ist erzürnt über die Kritik an dem neuen Posten von Noch-Finanzstadträtin Renate Brauner (beide SPÖ). Er würde den Posten niemals „als Versorgungsposten“ bezeichnen.

Brauner wird „Bevollmächtigte der Stadt Wien für Daseinsvorsorge und Kommunalwirtschaft“ - mehr dazu in Brauner wird Beraterin für Daseinsvorsorge. Wie der Job dotiert ist, ist noch offen, Kritik daran gibt es aber bereits von der Opposition. Das empört Häupl: „Ich würde das nie im Leben als Versorgungsposten bezeichnen. Ich halte diese Vorwürfe für nicht gerecht.“

„Für mich ist das ein bisschen ein zu schnoddriger Umgang, den sich die Renate nicht verdient hat“, sagte er im Gespräch mit der APA. Der wichtige Bereich Daseinsvorsorge brauche „überdurchschnittliche Betreuung“. Brauner wird übrigens ihr Gemeinderatsmandat nicht annehmen, versicherte ein Sprecher.

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) am Dienstag, 15. Mai 2018, während eines Interviews mit der APA-Austria Presse Agentur in Wien

APA/Hans Klaus Techt

Häupl: „Für mich ist das ein bisschen ein zu schnoddriger Umgang“

Häupl wird Büro im WWTF beziehen

Auch Häupl beteuerte, dass er nie daran gedacht habe, als einfacher Mandatar in den Gemeinderat zu wechseln. Er wird - wie bereits bekannt ist - ein Büro beim Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) beziehen, dessen Präsident er ist. Sollte er von seinem Nachfolger Michael Ludwig gebeten werden, etwa in der Wissenschaftsorganisation tätig zu werden, stünde er auch zur Verfügung, versicherte er: „Aber das wird ohne jede Bezahlung sein.“

Ludwig-Team als „geglückter Vorschlag“

Zufrieden zeigte sich Häupl mit dem neuen Regierungsteam seines designierten Nachfolgers Michael Ludwig. „Ich halte das für einen sehr geglückten Vorschlag, den Dr. Ludwig der SPÖ hier gemacht hat“, sagte er am Dienstag im Interview mit der APA. Häupl lobte die „Mischung“ aus erfahrenen Politikern, Experten, die bereits an der „Schnittstelle“ zur Politik gearbeitet hätten sowie einer „absoluten Newcomerin“, „die ich eigentlich nur sehr flüchtig kenne aus der Zeit, wo sie für die Wiener Festwochen tätig gewesen ist“.

Ludwig hat am Montag Veronica Kaup-Hasler als künftige Kulturstadträtin vorgestellt. Neu mit dabei sind auch Peter Hanke (Finanzen und Wirtschaft), Kathrin Gaal (Wohnen) und Peter Hacker (Gesundheit und Soziales). Umweltstadträtin Ulli Sima und Bildungs-bzw. Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky werden weiter ihre Ressorts leiten - mehr dazu in Vier Neue im SPÖ-Regierungsteam.

Ratschläge hat sich Ludwig bei seinem Demnächst-Vorgänger nicht geholt: „Wir haben am Sonntag am Abend telefoniert, das war’s. Das ist auch vollkommen klar. Er wird Bürgermeister, es ist sein Team, er tritt zur Wahl im Gemeinderat (am 24. Mai, Anm.) an, sein Team tritt zur Wahl im Gemeinderat an. Ganz ehrlich gesagt: Ich hab mir vor nahezu 24 Jahren auch nichts dreinreden lassen.“

Häupl hofft auf Geschlossenheit

Häupl hofft, dass die neue SPÖ-Riege geschlossen auftritt - zum Beispiel deswegen, weil der Bund beabsichtige, 1,5 Mrd. Euro Finanzierungsverpflichtungen an die Länder abzuschieben, wie er warnte. Die vergangenen Querelen in „seiner“ SPÖ wurmen den scheidenden Stadtchef, der seit Jänner bereits nicht mehr Parteivorsitzender ist, sichtlich noch immer. Obwohl: Inhaltlich habe er die Konflikte nicht gesehen, wie er versicherte.

„Auf der emotionellen Ebene hat das ein bisschen anders ausgeschaut. Natürlich hat es auch Verwundungen gegeben. Wenn ich zurückdenke, mit großer Wut im Bauch noch immer, das Auspfeifen vom (ehemaligen Kanzler, Anm.) Werner Faymann am 1. Mai.“, erinnerte sich Häupl. Mit einer derartigen Situation sei es schon schwieriger umzugehen. „Das hätten wir uns absolut ersparen müssen. Es war Mist“, konstatierte Häupl.

„Kein Tag war wie der andere“

Dass Ludwig einen großen Kurswechsel anstrebt, glaubt der Langzeit-Stadtchef nicht. Auch dass der neue Mann an der Spitze etwa überlegt, den „Wien-Bonus“ auszudehnen, hält Häupl für nicht problematisch: „Er versteht sich als Schützer der Wiener. Na gut, wen soll er denn sonst schützen? Ich will die Frage jetzt nicht erörtern, vor wem. Ja, natürlich, der Landeshauptmann ist der oberste Schutzengel seiner Stadt.“

Häupl betonte, dass er auch die Bevorzugung von länger in Wien lebenden Personen im Wohnbereich für richtig gehalten habe: „Weil man schon schauen muss, dass eine gewisse Grundform von Gerechtigkeit da ist. Dass der, der zuerst da war, auch zuerst mahlt. Wie ich nach Wien gekommen bin damals, hat es eine Wartefrist von fünf Jahren gegeben, bevor man überhaupt um eine Gemeindewohnung ansuchen konnte. Das waren damals auch nicht schlechtere Sozialdemokraten als heute.“

„Extrem herausfordernd, extrem lehrreich, extrem interessant. Kein Tag war eigentlich wie der andere“, resümierte Häupl seine Amtszeit. Was er nicht vermissen werde, sei die 24-Stunden-Erreichbarkeit.