IT-Millionär neuer US-Botschafter in Wien

Der neue US-Botschafter in Österreich, Trevor Traina, weilt seit Mitte Mai in Wien. In einem ersten Statement zeigte er sich damals von seiner neuen Aufgabe gerührt. „Mir geht das nahe“, sagte er mit Blick auf die Tatsache, dass er auf den Spuren seines Großvaters wandelt: „Ich bin wohl der erste amerikanische Botschafter, der den Posten seines Großvaters übernimmt.“

Bereits seine erste Auslandsreise hatte ihn als Kind Mitte der 1970er Jahre nach Wien geführt. Damals wohnte er in jener Botschafterresidenz, in die er nun einzieht. Traina tritt nämlich in die Fußstapfen seines Großvaters Wiley T. Buchanan, der von 1975 bis 1977 US-Botschafter in Österreich gewesen war.

Viele Male in Österreich

„Dank meiner Großeltern war Österreich das erste Land, das ich besucht habe“, sagte der Kalifornier Anfang März bei seiner Anhörung im US-Senat. Damals habe er in der Residenz des Botschafters gewohnt „und gesehen, was es bedeutet, seinem Land als Botschafter zu dienen“, so Traina. Seitdem habe er Österreich „viele Male besucht“, so Traina, dessen Großmutter kürzlich den 100. Geburtstag feierte.

„Österreich ist nicht nur ein Land, das ich kenne. Es ist ein Land, das ich liebe“, sagte Traina vor den Senatoren. In seiner Rede betonte er die strategische Lage Österreichs inmitten Europas. „Obwohl es ein neutrales Land ist, spielt Österreich eine wesentliche Rolle in multilateralen Gesprächen und diplomatischen Bemühungen, die weit über die Grenzen Europas hinausreichen.“ Außerdem sei es ein „aktiver Teilnehmer in vielen Friedensoperationen“, „fest in der transatlantischen Gemeinschaft verankert“ und ein „wichtiger Partner im Kampf gegen Kriminalität und Terrorismus“.

16 Monate ohne US-Botschafter

Traina war im Jänner von US-Präsident Donald Trump nominiert und am 22. März vom US-Senat bestätigt worden. Trainas Kinder Delphina (9) und Johnny (11) kamen erst nach Abschluss des Schuljahres nach Wien.

Der Posten des US-Botschafters in Österreich war zuvor 16 Monate lang vakant gewesen. Mit Amtsantritt Trumps im Jänner 2017 hatte Botschafterin Alexa Wesner ihr Amt aufgeben müssen, die eine Großspenderin von Trumps Vorgänger Barack Obama gewesen war.

US-Botschaft

ORF

Traina zieht in die Botschaftervilla in Hietzing

Traina zählt zu den ungewöhnlicheren Unterstützern Trumps. Er ist nämlich Internetunternehmer und stammt aus der kalifornischen Demokratenhochburg San Francisco, in der Trump bei der Präsidentenwahl 2016 nur 9,2 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Er war auch gemeinnützig für das Fine Arts Museum in San Francisco tätig und gilt als leidenschaftlicher Sammler von Fotografien. In der Senatsanhörung hatte er angegeben, sich vor allem für engere Beziehungen in der IT-Branche, insbesondere bei Start-up-Unternehmen, sowie beim kulturellen Austausch stark machen zu wollen.

Firma für „unvergessliche Erfahrungen“

Die bekannteste der fünf Firmen, die er gegründet hat, ist IfOnly. Das Unternehmen bietet laut seiner Website „unvergessliche Erfahrungen“ an in Bereichen wie Kulinarik, Sport, Mode und Style, Musik, Film und Fernsehen, aber auch Fotografie, Wohnkultur, Kunst und Literatur. Auf dem Programm stehen etwa Kochkurse mit bekannten Küchenchefs, Backstage-Zugänge bei Konzerten und handsignierte Bücher. Ein Teil der Erlöse soll dabei an einen guten Zweck gehen.

„Philanthropie war meiner Familie immer sehr wichtig, und ich glaube fest daran, etwas zurückzugeben“, sagte der Absolvent der Eliteunis Princeton und Oxford im Jahr 2014 in einem Interview mit „ForbesLife“. Sein erstes Unternehmen war in den 1990er Jahren die Preisvergleichsplattform CompareNet, die er 1999 an Microsoft verkaufte.

„Österreich einer der ersten Freunde Amerikas“

Traina unterstrich die engen bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. „Österreich war einer der ersten Freunde Amerikas, und wir sollten jeden daran erinnern, wie wichtig diese Beziehung heute, mehr als 180 Jahre später, ist.“ „Es gibt so viel, das das österreichische Volk mit dem amerikanischen verbindet“, betonte der kalifornische IT-Unternehmer.

„Meine Arbeit soll dazu dienen, unsere bereits starken Bindungen zu betonen und zu stärken.“ Außerdem wolle er sich für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, „die beide überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen“, einsetzen. „Ich freue mich schon sehr darauf, ganz Österreich kennenzulernen“, sagte Traina. Er wolle in seinem ersten Jahr als Botschafter jedes einzelne Bundesland besuchen, kündigte er an. „Wir wollen Menschen aus dem ganzen Land kennenlernen und die einzigartige regionale Kultur und Landschaft erfahren, die diese Republik ausmachen.“

Traina für Trump zweite Wahl

Aus Trumps Sicht ist Traina die zweite Wahl für den Botschafterposten in Wien: Der US-Präsident wollte diesen nämlich seinem Freund aus Florida, dem Industriellen Patrick Park, andienen. Der leidenschaftliche Fan des Musikfilms „Sound of Music“ schmiedete im Vorjahr schon Pläne, das Haus der Trapp-Familie in Salzburg zu mieten. Ende November lehnte Park, der eigenen Angaben zufolge „jedes einzelne Wort und jedes Lied“ von „Sound of Music“ auswendig kann, den Botschafterposten ab, wie die „Palm Beach Post“ berichtete.