Spitalsinfektionen unter fünf Prozent

Durch das Desinfizieren der Hände konnten Spitalsinfektionen nachweislich verringert werden. Laut MedUni Wien liegt die Wahrscheinlichkeit, sich in einem Wiener Spital mit einem Keim zu infizieren, bei vier Prozent.

„Es ist ein ständiger Kampf. In einem Krankenhaus wird viel gearbeitet, es gehen sehr viele Leute ein und aus. Und es können Fehler passieren. Deshalb ist es wichtig, dass es eine Erfassung von Infektionshäufigkeiten gibt. Im großen und ganzen sage ich immer, die Wiener Spitäler sind sicher“, sagt die Leiterin der Krankenhaushygiene der MedUni Wien, Elisabeth Presterl, gegenüber Radio Wien.

„Wir haben eine Surveillance gemacht wo wir querschnittsmäßig alle Infektionen, die als sogenannte Krankenhausinfektionen bezeichnet werden an einem bestimmtem Zeitpunkt erfasst haben. Hier ist die Prozentrate für Österreich, aber auch für Wien, bei vier Prozent“. Auf Intensivstationen sei der Wert höher als auf anderen Stationen.

Desinfektion der Hände besonders wichtig

Durch die steigende Zahl von multi-resistenten Krankheitserregern müsse immer wieder an die Wichtigkeit der Prävention einer Übertragung von Infektionen und deren Erregern erinnert werden, so Presterl. Ganz oben auf dem Hygieneplan stehe deshalb die Händehygiene. „Das ist etwas, was unter Umständen eine zeitlang vergessen war“.

Krankenhaushygiene im Gesetz

Österreich ist laut MedUni eines der wenigen europäischen Länder, das die Krankenhaushygiene im Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalten festgeschrieben hat.

Es wurde festgestellt, „dass durch korrekte Händehygiene die Übertragung von Infektionen um 30 Prozent verringert werden kann“, so Presterl. So lautet eine Richtlinie in Wiens Spitälern: Hände vor und nach einem Patientenkontakt desinfizieren, trotz des Tragens von Handschuhen. Auch Kampagnen sollen das Krankenhauspersonal und Besucher immer wieder daran erinnern.

Im AKH beziehungsweise in den Kliniken der MedUni werden durchschnittlich 86 Millilieter Desinfektionsmittel pro Patientenkontakt verwendet, ergab eine aktuelle Untersuchung der Universität. „Damit liegen wir über dem internationalen Durchschnitt. Mit unseren vielen Aktionen zur Händehygiene in den vergangenen Jahren haben wir noch mehr Bewusstsein dafür geschaffen“, sagt Presterl.

Die „Entdeckung“ der Händehygiene

Ignaz Semmelweis hatte Mitte des 19. Jahrhunderts erkannt, dass es an Stationen, in denen die Patientinnen und Patienten von geistlichen Schwestern und Hebammenschülerinnen betreut wurden, eine weitaus niedrigere Sterblichkeit gab, als an Stationen, in denen Ärzte und Studierende arbeiteten, die auch Leichensektionen durchführten.

"Damals gab es eine enorme Diskrepanz zwischen 8,2 Prozent und ein bis zwei Prozent Sterblichkeit“, so Presterl. Semmelweis fand heraus, dass die Übertragung von infektiösem Material - Bakterien waren damals noch nicht bekannt - die Ursache der Infektionen und der damit verbundenen Sterblichkeit war. Er veranlasste die Mediziner und Studierenden dazu, sich vor einer Entbindung oder der Untersuchung von schwangeren Frauen die Hände gründlich mit einer Chlorlösung und später mit Chlorkalk zu desinfizieren. Diese Hygiene-Maßnahme war höchst wirkungsvoll.

Am 1. Juli 2018 jährt sich der Geburtstag von Ignaz Semmelweis zum 200. Mal. Am 21. Juni veranstalten MedUni Wien, AKH Wien und die in Wien ansässige Semmelweis Foundation zu Ehren des Wiener Chirurgen und Geburtshelfers ein Symposium im Hörsaalzentrum am AKH.

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