Wiener Firma überwacht Wasser am Ganges
In Wien ist Trinkwasser aus dem Wasserhahn für jedermann genießbar. Von solchen Zuständen kann man in Indien oder Mexiko nur träumen. Ein Wiener Unternehmen leistet dort seit 20 Jahren Pionierarbeit, wenn es um die Qualität von Wasser geht.
Alles begann in einer Brigittenauer Wohnhausanlage: Der ehemalige BOKU-Student und technikinteressierte Andreas Weingartner begann, die ersten Sonden herzustellen, die die Wasserqualität online messen. Der Hintergrund: „Vor unserer Zeit gab es fast keine Alternativen, als eine Wasserprobe zu nehmen und ins Labor zu gehen. Dort musste man eine aufwendige Messung durchführen, um dann vielleicht am nächsten Tag zu erfahren, dass man am Tag zuvor ein Verschmutzungsproblem hatte.“
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Sonden funktionieren wie Digitalkamera
Zu spät, um etwa Verschmutzungsursachen in Entwicklungsländern auf den Grund gehen zu können. Häufig leiten Industriebetriebe ihr Abwasser direkt in Flüsse. Auch von der rasant wachsenden Landwirtschaft würden Giftstoffe oft in Gewässern landen, erzählte Firmengründer Weingartner, der zu 80 Prozent des Jahres im Ausland unterwegs ist, um dort die in Wien entwickelten Sonden zu bewerben.
„Unser tiefstes Know-how liegt in der optischen Messtechnik. Das heißt, wir schicken Licht durch das Wasser und schauen, wie das Spektrum des Lichts sich verändert“, erklärte Weingartner. In der Praxis funktionieren die Sonden wie eine sehr genaue Digitalkamera, die man ins Wasser hält.
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Auch Weltbank nutzt Informationen
Im Jahr werden rund 1.000 Sonden von 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hergestellt. In Zukunft sollen es zehnmal so viele sein. Abnehmer sind vor allem Regierungen, die die Verschmutzung der Flüsse eliminieren wollen. „Mit dem Messen allein ist es natürlich nicht getan“, berichtet Andreas Weingartner im Interview mit „Wien heute“.
Die derzeitige indische Regierung würde sich stark engagieren, um den Ganges und die Zubringer zu reinigen. Auch die Weltbank greift laut dem s::can-Chef auf Informationen über die Wasserqualität zurück, um genau zu wissen, wo in Indien Kläranlagen gebaut werden sollen.
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Neuer Standort in der Stadt gesucht
Am Ganges sind alle Sonden im Fluss eingebaut. An der Oberfläche gibt es eine Station, auf der die Daten ersichtlich sind. Die erzielten Messdaten laufen via Internet aber auch in der Brigittenauer Firmenzentrale zusammen. Mit ihrer Erfindung sind die Wiener Weltmarktführer, was für die Firma ein - wohl willkommenes - Problem mit sich bringt: Der Platz für die vielen Lieferungen ins Ausland ist mittlerweile zu eng geworden.
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Ein neuer Standort in Wien wird dringend gesucht: „Wir haben jetzt annähernd 1.500 Quadratmeter, verteilt auf mehrere Gebäude. In Zukunft wünschen wir uns eine doppelt so große Fläche. Wir möchten aber im städtischen Bereich bleiben“, sagt Weingartner. Eine Produktionsverlagerung ins Ausland kommt nicht in Frage: „Für uns ist Qualität alles. Wir machen 1.000 Stück von unseren Geräten, und es zahlt sich nicht aus, das Risiko aufzunehmen und ins Ausland zu gehen“, sagt Weingartner.