Putin in Wien: Gas und Kunst im Fokus

Der russische Präsident Wladimir Putin kommt am Dienstag nach Wien. Anlass ist das 50-Jahr-Jubiläum der Gaslieferverträge zwischen Russland und Österreich. Putin plant aber auch einen Besuch im Kunsthistorischen Museum.

Womöglich hat es mit seiner Vergangenheit in der für deutschsprachige Länder zuständigen Abteilung des KGB zu tun: Wladimir Putin zeichnet sich durch ein besonderes Interesse für Österreich aus. Am 5. Juni wird der russische Präsident bereits das sechste Mal Wien offiziell besuchen.

Der erste Besuch fand im Februar 2001 statt - bei seinem letzten Besuch in Wien im Juni 2014 stand die Unterzeichnung des South-Stream Vertrags zwischen OMV und Gazprom im Mittelpunkt, aber auch viele Proteste - mehr dazu in Putin-Proteste ohne Zwischenfälle

Wladimir Putin

APA/EPA/YOAN VALAT

Wladimir Putin stattete Wien 2014 seinen letzten offiziellen Arbeitsbesuch ab

Putin kommt dieses Mal auf Einladung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, wie die russische Botschaft betont. Ein Schwerpunkt sei dabei der 50. Jahrestag des Beginns der Erdgaslieferungen aus der UdSSR nach Europa. Mit Van der Bellen sind ein Vier-Augen- und ein Arbeitsgespräch geplant, teilte die Präsidentschaftskanzlei mit.

Treffen mit Kurz: Austausch zu Politik und Wirtschaft

Danach ist ein Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vorgesehen. Bei den Gesprächen soll es um die russisch-österreichischen Beziehungen gehen, sowie auch ein Austausch über Schlüsselthemen der internationalen Politik stattfinden, ergänzte der Kreml. Auch Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sollen angesprochen werden. Russland rangiert mit einem Handelsvolumen von knapp fünf Milliarden Euro auf Platz 16 der wichtigsten Handelspartner Österreichs.

Wenn Putin Wien besucht, wird aber auch die Kunst eine Rolle spielen: Der russische Präsident eröffnet gemeinsam mit Van der Bellen die Ausstellung „Werke aus der Eremitage und des Kunsthistorischen Museums“. Gezeigt werden bis 2. September im KHM 14 Meisterwerke, darunter ein Selbstporträt von Anthonis van Dyck, Sandro Botticellis „Büßender hl. Hieronymus“, sowie Werke unter anderem von Tintoretto, Rembrandt, Peter Paul Rubens, Watteau und Frans Hals. Sponsoren der Schau sind die OMV und der russische Staatskonzern Gazprom.

KHM Das vollendete Museum

KHM-Museumsverband

Auch ein Besuch im Kunsthistorischen Museum steht am Programm von Putin

Als erstes westeuropäisches Land unterzeichnete Österreich am 1. Juni 1968 einen Gas-Liefervertrag mit der damaligen Sowjetunion. Dieses Jubiläum erwähnte Putin bereits bei einem Besuch von Bundeskanzler Kurz Ende Februar in Moskau. Putin sagte damals, dass Russland bewiesen habe, ein zuverlässiger Energielieferant zu sein.

Von Nord Stream 2 bis zur Transsibirischen Eisenbahn

Kurz und Putin bekundeten ihre Unterstützung für die geplante Pipeline Nord Stream 2, die Gas aus Russland über die Ostsee nach Europa bringen soll und an deren Finanzierung sich auch die OMV beteiligen will. Ein weiteres geplantes Projekt ist die Breitspur-Bahn, die Österreich an die Transsibirische Eisenbahn bis nach China anschließen soll.

Die Beziehungen zwischen Österreich und der Russischen Föderation gelten heute als ausgesprochen gut und sind großteils von Wirtschaftsinteressen geprägt. Wohlwollend wird in Moskau gesehen, dass österreichische Spitzenpolitiker immer wieder die Aufhebung der wegen der Krim-Annexion verhängten Russland-Sanktionen ansprechen.

Gleiches gilt dafür, dass Österreich kein NATO-Mitglied ist und zuletzt im Widerspruch zu den meisten EU-Staaten in der Giftaffäre um den russischen Doppelagenten Sergej Skripal keine russischen Diplomaten ausgewiesen hat.

Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) will auch entgegen so mancher Kollegen Mitte Juni an der Eröffnung der Fußball-WM in Russland teilnehmen. Die FPÖ gilt als besonders russlandfreundlich. Die Freiheitlichen haben seit 2016 mit der Kreml-Partei „Einiges Russland“ einen Kooperationsvertrag.

Russland schätzt positive Beziehungen zu Österreich

Russland schätzt „die verantwortungsvolle Position Österreichs zu Fragen der internationalen Tagesordnung“, erklärte der russische Botschafter in Wien, Dmitry Ljubinskij im Gespräch mit der APA. Die russischen Beziehungen mit der EU wurden „weit zurückgeworfen“. Österreich sei an der „Wiederherstellung einer positiven Tagesordnung und der Förderung von gemeinsamen aussichtsreichen und beiderseitig vorteilhaften Kooperationsprojekten“ interessiert, so der Botschafter.

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