Rückkehr an die MedUni: Freud-Statue enthüllt

Exakt 80 Jahre nach seiner Flucht erinnert die Medizinische Universität Wien an ihren wohl berühmtesten Absolventen und Professor: Sigmund Freud. Am Montag wurde eine überlebensgroße Freud-Statue enthüllt.

Auf den Tag genau vor 80 Jahren verließ Freud (1856-1939) bedroht von den Nazis im hohen Alter von 82 Jahren seine Heimat Österreich mit dem Zug Richtung London. Die Bronzestatue, die ihn sitzend zeigt, wurde am Montag vor dem Rektorat der Medizinischen Universität in der Spitalgasse 23 aufgestellt.

Freudstatue

APA/Hans Klaus Techt

Freud mit ernstem Blick - wie auch auf den meisten Fotos

„Mit diesem Akt wollen wir einerseits die großen Leistungen Sigmund Freuds anerkennen und uns als Medizinische Universität Wien unserer Verantwortung für die Vertreibung dieses hervorragenden Wissenschafters stellen“, erklärte der Rektor der Medizinischen Universität Wien, Markus Müller, in einer Aussendung.

Statue steht auch in London

Die Statue wurde 1936 vom kroatischen Künstler Oscar Nemon (1906-1985) gestaltet, der wie Freud 1938 aus Wien fliehen musste. Mit Hilfe eines Fundraising-Projekts hat die Uni einen Neuguss der Skulptur realisiert. Der aus einer jüdischen Familie stammende Künstler schuf bereits 1931 eine hölzerne Büste Freuds anlässlich dessen 75. Geburtstags. 1936 wurde der Bildhauer mit einer sitzenden Statue Freuds beauftragt, die für die Wiener Psychoanalytische Vereinigung gedacht war, aber wegen des „Anschlusses“ zunächst nicht realisiert werden konnte.

Eine 70 Zentimeter große Version von Nemons Statue wurde schließlich 1947 in der New Yorker Psychoanalytischen Gesellschaft enthüllt. Es dauerte bis 1970, dass die überlebensgroße, 1,70 Meter hohe Skulptur des sitzenden Freud in Bronze gegossen wurde. Das Denkmal steht heute in Hampstead in Nordlondon, nahe dem Haus, wo Freud seine letzten Lebensmonate verbracht hat und das heute das Freud-Museum beherbergt.

„Willkommen zurück, Urgroßvater“

Während das Londoner Denkmal auf einem hohen Sockel steht, kann man in Wien Auge in Auge mit Österreichs berühmtestem Wissenschafter stehen und sich sogar auf dessen Schoß setzen. So wie es praktisch keine Fotos eines lächelnden Freud gibt, schaut er auch am Denkmal ernst und stützt dabei seine beiden Arme in die Hüfte.

David Freud (Ur-Enkel von Sigmund Freud)  neben dem Denkmal

APA/Hans Klaus Techt

David Freud erinnerte mit Anekdoten an seinen Urgroßvater

Lord David Freud, der Urenkel Sigmund Freuds, der bei der Enthüllung der Statue anwesend war, würdigte die Großzügigkeit der Familie Nemon, welche die Form zur Herstellung des Neugusses zur Verfügung gestellt hat. Er freue sich, dass es nach all den Jahren eine Statue seines Urgroßvaters in der Stadt gebe, für die sie ursprünglich gedacht war. „Willkommen zurück, Urgroßvater“, sagte Freud und erinnerte in familiär überlieferten Anekdoten u.a. an dessen „schlechte Laune“.

Nemons Tochter Lady Aurelia Young betonte, dass es „der größte Wunsch meines Vaters war, dass seine Statue von Sigmund Freud, die er 1936 in Wien geschaffen hat, auch in Wien aufgestellt werden sollte - dem ursprünglich dafür vorgesehenen Ort.“

Zwei weitere Freud-Denkmäler in Wien

Bisher gibt es in Wien zwei Denkmäler für Freud: Eine Büste im Arkadenhof der Universität Wien und eine Steinstele im Sigmund Freud-Park vor der Votivkirche mit den griechischen Buchstaben Psi und Alpha, die Freud als Abkürzung für Psychoanalyse verwendete und sein Zitat „Die Stimme des Intellekts ist leise“.

Link: