Brandauer-Lesung zum 75. Geburtstag

Seit 55 Jahren spielt Klaus Maria Brandauer Theater, vorrangig im Burgtheater, dessen Ensemble er seit 1972 angehört. Am 22. Juni feiert er seinen 75. Geburtstag, am Dienstag widmete ihm das Burgtheater eine Festvorstellung.

Im Akademietheater liest Brandauer ab 20.00 Uhr aus Briefen von Wolfgang Amadeus Mozart, musikalisch begleitet vom Schumacher Piano Duo. „Selbst wenn ich von Wolfgang Amadeus Mozart nur die Briefe kennen würde, die er von früher Jugend an geschrieben hat, ich würde mich sehr reich beschenkt fühlen“, sagt Brandauer zu seiner Programmwahl. Die letzte Premiere am Burgtheater spielte der Schauspieler in der Saison 2013/14, als er in der vielschichtigen Regie Peter Steins als „König Lear“ auf der Bühne stand.

Zuletzt wenige öffentliche Auftritte

Seit Stein und Brandauer einander vor mehr als 15 Jahren kennengelernt haben, arbeiteten sie immer wieder miteinander: Auf Schillers „Wallenstein“ in einer zehnstündigen Inszenierung am Berliner Ensemble (2007) folgte Kleists „Der zerbrochne Krug“ (2008), Sophokles’ „Ödipus auf Kolonos“ (2010 in Salzburg und Berlin) und Samuel Becketts „Das letzte Band“ (2013 in Neuhardenberg).

Zuletzt hatte sich der Bühnenstar, der das Theater zugunsten seiner Leinwandkarriere einige Jahre lang vernachlässigt hatte, jedoch rargemacht und war vornehmlich in Form von Lesungen zu erleben. Sein letzter Kino-Auftritt reicht bis ins Jahr 2013 zurück, als er in Antonin Svobodas „Der Fall Wilhelm Reich“ den exilierten österreichischen Psychoanalytiker und Wissenschafter porträtierte.

In Altaussee aufgewachsen

Geboren wurde Klaus Maria Brandauer am 22. Juni 1943 in Bad Aussee als Klaus Georg Steng, einziges Kind des deutschen Zollbeamten Georg Steng und seiner österreichischen Frau Maria (geb. Brandauer). Die ersten Jahre lebte er mit seiner Mutter und den Großeltern in Altaussee zusammen, seinen Vater lernte er erst mit sechs Jahren kennen, als dieser aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam.

Nach der Matura 1962 studierte er zwei Semester an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart und debütierte schon 1963 als Claudio in „Maß für Maß“ am Landestheater Tübingen. Im selben Jahr heiratete er seine Jugendliebe, die spätere Filmregisseurin Karin Brandauer (geb. Müller), die 1992 starb. Seit 2007 ist er in zweiter Ehe mit der Theaterwissenschafterin Natalie Krenn verheiratet.

Seit 50 Jahren an Wiens Theatern

1968 kam Brandauer ans Wiener Theater in der Josefstadt, wo er u.a. in Fritz Kortners letzter Inszenierung als Prinz Gonzaga in Lessings „Emilia Galotti“ (1970) mitwirkte. Eine „Jahrhundertbegabung“ nannte Kortner den jungen Schauspieler, der in den Folgejahren im Burgtheater als „Don Karlos“, als Ferdinand in „Kabale und Liebe“ oder Fritz in „Liebelei“ Grundsteine zu einer großen Karriere legte.

Von 1983 bis 1988 verkörperte Brandauer den Salzburger Festspiel-„Jedermann“. Er war gefeierter Star einer Reihe von Shakespeare-Inszenierungen von Otto Schenk, als Orsino in „Was ihr wollt“, Petrucchio in der „Widerspenstigen Zähmung“ oder als Romeo. Die Fans pilgerten ins Burgtheater zu seinem „Tartuffe“ (1981), zu seinem „Hamlet“ (1985). Immer wieder wurde Brandauer auch als Kandidat für eine Burgtheater-Direktion gehandelt.

Umjubelte Regiearbeiten

Als Regisseur debütierte Klaus Maria Brandauer 1973 an der Josefstadt mit Shakespeares „Wie es euch gefällt“. An der Volksoper Wien inszenierte er 1996/97 Lehars „Land des Lächelns“. Bejubelt wurde 1998 seine Uraufführung von Esther Vilars Zwei-Personen-Stück „Speer“, in der er selbst den NS-Architekten verkörperte, zwiespältig wurde dagegen 2006 seine Inszenierung der „Dreigroschenoper“ im Berliner Admiralspalast (mit dem Tote-Hosen-Frontmann Campino als Mackie Messer) aufgenommen.

Für sein Debüt als Opernregisseur mit Wagners „Lohengrin“ an der Kölner Oper 2006 kassiert er Bravo- wie Buhrufe. 1989 wurde er zum Kammerschauspieler ernannt, 1996 zum Professor für Rollengestaltung am Wiener Max Reinhardt-Seminar, wo er als „großer Hexenmeister“ (so seine Schülerin Birgit Minichmayr) wirkte und 2011 emeritierte.

Bösewicht bei James Bond

Filmangebote reizten den Bühnenstar lange Zeit nicht. Einzige Ausnahme blieb 1971 der US-Agententhriller „The Salzburg Connection“ - bis ihn 1981 der ungarische Regisseur Istvan Szabo für die Titelrolle in der Verfilmung von Klaus Manns Schlüsselroman „Mephisto“ über Gustaf Gründgens gewinnen konnte. Dem Erfolg von „Mephisto“, der 1982 als bester fremdsprachiger Film mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, folgten hochkarätige internationale Angebote.

In dem James Bond-Streifen „Never Say Never Again“ (1984) mimte Brandauer den Superbösewicht und Gegenspieler von Sean Connery. Für eine Nebenrolle in Sydney Pollacks „Out of Africa“ erhielt er 1986 den „Golden Globe“. Mit Szabo setzte er in „Oberst Redl“ (1984) und „Hanussen“ (1987) die Zusammenarbeit fort. Fritz Lehners „Jedermanns Fest“ war 2002 der erste österreichische Film mit Brandauer, „The Strange Case of Wilhelm Reich“ von Antonin Svoboda im Vorjahr der bislang letzte.

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