Slagmuylder neuer Festwochen-Chef

Der belgische Kurator Christophe Slagmuylder wird neuer Chef der Wiener Festwochen. Er ersetzt damit Tomas Zierhofer-Kin, der vorzeitig abgesetzt wurde. Slagmuylder gilt als Spezialist für Gegenwartstheater.

Mit Christophe Slagmuylder gewann Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) einen echten Europäer für die Spitze der Wiener Festwochen 2019. Der 1967 in Brüssel geborene Belgier soll zunächst interimistisch auf den zurückgetretenen Festivalchef Zierhofer-Kin folgen, wie zunächst das „profil“ berichtete - mehr dazu in Vertrag mit Festwochen-Chef aufgelöst. Eine Ausschreibung für die Festivalausgaben ab 2020 ist alsbald geplant.

Christophe Slagmuylder

Bea Borgers

Slagmuylder leitet aktuell das Kunstenfestivaldesarts in Brüssel

Seit 2002 bei Brüssler Festival

Slagmuylder nahm sein Studium in seiner Heimatstadt auf, wo er sich an der Universite libre de Bruxelles der Kunstgeschichte widmete, bevor er selbst unter anderem an der Ecole nationale superieure d’audiovisuel (ENSAV) La Cambre in Brüssel als Lehrender begann. Ab Mitte der 1990er Jahre war er an der Produktion und Förderung verschiedener Tanzkompanien beteiligt und unter anderem Assistent der künstlerischen Leitung am Theatre Les Tanneurs in seiner Heimatstadt.

Die große Weichenstellung für Slagmuylder folgte dann 2002, als er dem Programmteam des Kunstenfestivaldesarts, einem Festival für zeitgenössische Kunst, in der belgischen Hauptstadt beitrat. Dort machte er sich schnell einen Namen als einer der umtriebigsten Festivalkuratoren im europäischen Raum und stieg 2007 als Nachfolger von Frie Leysen zum Künstlerischen Leiter des Kunstenfestivaldesarts auf, einer Position, die der 2017 mit dem Titel Chevalier des Arts et des Lettres der Französischen Republik Geehrte bis heute innehat.

Vertrag nur für 2019

Nicht nur beim Kunstenfestivaldesarts folgte Slagmuylder Leysen nach, ist die Belgierin doch als Kurzzeitschauspielchefin der Wiener Festwochen 2014 in Erinnerung. Und auch beim Festival Theater der Welt trat er gewissermaßen in die Fußstapfen seiner Landsfrau. Dessen Edition hatte seine Landsfrau 2010 kuratiert, und Slagmuylder war im Vorjahr zum Kofestivalchef für die Ausgabe 2020 vom Hauptveranstalter, dem Düsseldorfer Schauspielhaus, präsentiert worden.

Ob der Neo-Festwochen-Chef diese Ausgabe, die vom 14. bis 31. Mai 2020 in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt über die Bühne gehen soll, nun wirklich antritt oder ob er doch längerfristig in Wien bleibt, ist derzeit noch offen. Einstweilen ist Slagmuylder zwar nur für 2019 bestellt, die geplante Ausschreibung, die ehestmöglich erfolgen soll, solle dem Festivalmacher aber selbstredend offenstehen. Kulturstadträtin Kaup-Hasler will ihre diesbezüglichen Pläne am Mittwoch präzisieren.

Zeitgenössisches Theater für jeden

Dabei steht Slagmuylder in seinem Selbstverständnis für die Verbindung von Avantgarde und Publikumswirksamkeit. „Zeitgenössisches Theater kann jeden erreichen, es ist nichts Elitäres“, zeigte er sich im Vorjahr im Interview mit der „Rheinischen Post“ überzeugt: „Man muss die Leute nur neugierig machen, sie spüren lassen, dass sie willkommen und gemeint sind. Dann sind sie auch bereit, Unbekanntes anzusehen und irritierende Erfahrungen zu machen.“

Das sei dementsprechend keine Entweder-oder-Entscheidung, beschied er gegenüber der „Westdeutschen Zeitung“: „Es gibt keine Avantgarde ohne das Klassische und umgekehrt. Beide Elemente ergeben zusammen einen großen und starken Magneten.“

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