Wiens Welterbe weiter auf Roter Liste

Das Welterbekomitee hat Wien mehr Zeit eingeräumt, um den Status der Innenstadt als Welterbe abzusichern. Alle Forderungen bleiben aufrecht. Im Juni 2019 soll über Aberkennung oder nicht entschieden werden.

Das Historische Zentrum von Wien bleibt auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes. Alle Forderungen bleiben aufrecht, etwa die nach einem Stopp einer für das Welterbe abträglichen Stadtentwicklung. Die Stichworte dafür sind Verdichtung, Dachausbauten, Vertikalisierung. Planungs- und Kontrollinstrumente müssen nachgeschärft und das Projekt am Heumarkt „in Höhe, Volumen und architektonischem Konzept“ überarbeitet werden.

Grafik zum Heumarkt

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Projekt am Heumarkt

Laut UNESCO ist das Bauprojekt am Heumarkt nach derzeitigem Planungsstand nicht mit dem Welterbe vereinbar. Zudem werden auch noch andere Projekte, darunter etwa Wienmuseum/Winterthur/Karlsplatz oder der Umbau des Belvederestöckls im Schwarzenbergpark, ebenfalls kritisch gesehen.

Im Juni 2019 wird es wieder interessant

In einem zweiten Punkt anerkennt die UNESCO den Drei-Stufen-Plan der Bundesregierung zum Erhalt der Welterbestätte Wien und will den Bericht der UNESCO/ICOMOS-Monitoring Mission im November 2018 abwarten. Als dritter Punkt muss Österreich bis Mitte April 2019 über getroffene oder geplante Korrektur-Maßnahmen (corrective measures) nach Paris berichten. Auf Grundlage dieses Berichts entscheidet das Welterbekomitee dann im Juni 2019 über weitere Schritte.

Visualisierung Heumarkt Verkleinerung

Isay Weinfeld/Sebastian Murr

Der Investor denkt bisher aber nicht daran, sein Hochhausprojekt am Heumarkt einzustellen oder zu verändern - mehr dazu in Heumarkt-Investor will Turm nicht verkleinern. Und es kann mit Blick auf andere Städte auch als fraglich eingestuft werden, ob im Juni 2019 tatsächlich entschieden wird. Denn so ist zum Beispiel die Altstadt von Jerusalem bereits seit mehr als 35 Jahren auf der Roten Liste zu finden.

Heumarkt-Projekt gefährdet Welterbestatus

Das ‚Historisches Zentrum von Wien‘ wurde seitens des Welterbekomitees 2017 auf die Rote Liste, die Liste des gefährdeten Welterbes, gesetzt. Schon seit 2012 beobachtet und kommentiert die UNESCO sehr nachdrücklich die Bauplanung in und rund um die Kernzone der Welterbestätte - vor allem das geplante Bauprojekt am Heumarkt sowie die fehlenden, rechtlich verankerten Planungs- und Schutzinstrumente gaben letztendlich den Ausschlag für die Einstufung als gefährdetes Welterbe.

Grafik

APA

„Die UNESCO möchte jede Chance nützen, die zu einem positiven Ergebnis und somit zu einem Verbleib Wiens auf der Welterbeliste führt. Sie wartet nun die UNESCO/ICOMOS-Monitoring-Mission ab, die auf Einladung der Republik Österreich im Herbst 2018 stattfindet. Bis Mitte April 2019 müssen dann allerdings schriftlich die getroffenen sowie geplanten corrective measures, also konkrete Lösungsvorschläge, seitens Österreich in Paris vorgelegt werden“, so Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission.

Politik reagiert mit Freude und Skepsis

Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) sieht in der Tatsache, dass Wien noch auf der Liste der Welterbestätten bleibt, einen ersten Etappensieg. Er freue sich, dass die Initiative der Bundesregierung derart positive Wirkung zeige. „Schon die erste der drei Stufen hat dazu geführt, dass Wien vorerst Weltkulturerbe bleibt“, sagte Blümel.

Von einem „großen Erfolg“ spricht die Stadträtin für Stadtentwicklung, Maria Vassilakou von den Grünen. Es habe sich ausgezahlt, dass Wien mit einer hochrangigen Delegation an dem Treffen teilnimmt und auch bereits im Vorfeld der Sitzung in Paris bei der UNESCO umfassend über den Stand der Projekte informiert habe.

Keinen Anlass zur Entwarnung sieht die Liste Pilz/Zinggl. Denn es entspreche nämlich der gängigen Praxis der UNESCO, Sanktionen erst dann zu setzen, wenn konventionswidrige Handlungen auch tatsächlich vollzogen werden. Fazit: Der geplante 66-Meter-Luxuswohnturm werde Wien den Welterbestatus kosten, sobald er errichtet wird - ohne Rücksicht auf 3-Stufen-Pläne der Bundesregierung.

Links: