Hubsi Kramar feiert 70. Geburtstag

Dem breiten Publikum ist er als Adolf Hitler und als Tatort-Polizeichef Ernst Rauter bekannt. Doch Hubsi Kramar hat nicht nur mehr als 60 TV- und Kinorollen verkörpert, sondern ist auch Regisseur, Autor, Aufrührer - und 70 Jahre alt.

Gefeiert hat Kramar den runden Geburtstag schon im März im Wiener Rabenhof. „Sympathische Anmaßung“ urteilte der „Presse“-Kritiker über den Leonard-Cohen-Abend, ist Kramar doch nicht unbedingt für seine Sangeskunst bekannt geworden. „Ich kann eigentlich nicht singen, aber als Bühnenmensch bin ich schamlos. Wenn du nicht eine gewisse Chuzpe hast, darfst du eh gar nicht erst auf die Bühne“, rechtfertigte sich Kramar noch vor seiner Geburtstagsgala.

Mehrere eigene Theatergruppen

Geboren wurde Kramar am 27. Juni 1948 in Scheibbs im Mostviertel. Nach der Matura zog es den einstigen Bürgersohn, der sich gegen sechs Geschwister behaupten musste, zunächst in die Welt, bevor er in den 1970ern am Max Reinhardt Seminar und später an der Filmakademie studierte. Auch bei Jerzy Grotowski in Polen, bei Jerome Savary in Paris und am La MaMa Theatre in New York nahm er Unterricht. Dem Kulturmanagement widmete er sich dann in Harvard.

Ab Ende der 1970er-Jahre gründete er mehrere eigene Theatergruppen, so die Showinisten als freies Theater für satirische Revue, das Theater Direkt, TAT-Teata oder WEARD t.atr. Am Theater der Jugend und dem Theater Gruppe 80 war Kramar unter anderem als Regisseur tätig.

Hubsi Kramar als Adolf Hitler am Opernball

DerStandard/Robert Newald

Hubsi Kramar als Adolf Hitler am Opernball

Als Adolf Hitler am Opernball verhaftet

Angesichts der damaligen schwarz-blauen Regierung besuchte er im Jahr 2000 als Adolf Hitler kostümiert den Opernball und wurde verhaftet. Seine schnauzbärtige Kunstfigur, die er nicht auf reine Parodie angelegt haben will („Ich suche in der Figur ja eher den kleinen Hitler in mir selber.“), machte ihn einer breiten Öffentlichkeit so bekannt wie später sein „Tatort“-Polizeichef Ernst Rauter, den er seit 2004 als Vorgesetzter von Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) verkörpert.

Mit dem 3raum-anatomietheater in Wien-Landstraße verwirklichte er sieben Jahre lang seinen Traum einer eigenen Theaterfamilie. Er feierte mit Mitstreitern wie Lucy McEvil, Stefano Bernardin und Markus Kofler mit Oscar-Wilde-Inszenierungen Erfolge. 2009 sorgte er mit seiner Kellersoap „Pension-F.“, einem satirischen Format über den Umgang der Medien mit dem Amstettener Inzestfall, für Aufsehen und weltweites Medieninteresse. 2012 sperrte er zu, „heilfroh, dass nach 40 Jahren die 18-Stunden-Tage ein Ende hatten“.

Hubsi Kramar

APA/Herbert Pfarrhofer

Hubsi Kramar

„Mein Leben: Alles Theater. Und was für eins!“

Neben seiner Theaterarbeit war Kramar ab Mitte der 70er-Jahre auch in über 60 TV- und Kinorollen zu sehen, darunter Axel Cortis „Jakob der letzte“, Dieter Berners „Alpensaga“ oder auch Steven Spielbergs „Schindlers Liste“. Auch im „Tatort“ oder dem „Kaisermühlen Blues“ war Kramar zu Gast.

2018 ist für Kramar ein multiples Jubiläumsjahr: Vor 50 Jahren stand er zum ersten Mal auf der Bühne, vor 40 Jahren produzierte er seine erste Solo-Show, vor 20 Jahren trat er erstmals als Adolf Hitler auf. Und noch immer weist der prononcierte Linke unermüdlich darauf hin, dass man als Künstler wie Staatsbürger eine Verantwortung habe, vor der man sich nicht drücken dürfe. „Ich galt mit 60 noch immer als das Enfant terrible der Szene. Das sagt doch alles!“

„Ich bedanke mich dafür, dass ich 70 wunderbare Jahre leben und schaffen durfte. Am schönsten ist es für mich, anderen Freude zu bereiten. Mein Leben: Alles Theater. Und was für eins!“, sagt Hubsi Kramar.

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