Ein Professor will das Geld abschaffen

Franz Hörmann ist Professor an der Wiener Wirtschaftsuniversität und hat einen Traum: die Abschaffung des Geldes in seiner heutigen Form. Wie das funktionieren soll, hat ihn Bernd Matschedolnig in der Radio-Wien-Reihe „Menschen im Gespräch“ gefragt.

Geld und die Geldwirtschaft sind für den Universitätsprofessor „ein sehr altes Verhaltensmuster, das, wenn es über Jahrtausende praktiziert wird von Menschen, von Generation zu Generation weitergegeben wird, in das kollektive Unterbewusstsein abgleitet und dort rational nicht mehr hinterfragt werden kann" - genauso wie zum Beispiel der Sinn des Lebens oder die Frage nach Gott.“

Geld ist eine Pseudoreligion

Diese Frage beantwortet Hörmann mit einem eindeutigen „Ja“: Denn die Spielregeln des Geldes würden nicht öffentlich diskutiert und sie würden aus Machtpositionen der Bevölkerung vorgegeben. „Auch das Spiel, das wir heute mit Geld spielen, funktioniert nur, solange alle Teilnehmer an diese Regeln glauben. Denn wissenschaftlich beweisbar sind sie nicht.“

In Wirklichkeit seien die meisten Regeln heute schon widerlegt. Hörmann bezeichnet Geld weder als einen Wertmaßstab, noch als ein universelles Tauschmittel noch als ein Wertaufbewahrungsmittel. Geld sei vielmehr „ein mit Eigentum bedeckter Schuldschein“.

Franz Hörmann

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Franz Hörmann

Die Banken sind nicht die Bösen

Als Wissenschaftler enthält sich Hörmann jeder Wertung, aber weder Banker als Personen noch die Institution Bank würden Schuld tragen. „Am ehesten ist schuld, dass wir in unserer Gesellschaft die Grundhaltung haben, Dinge zu praktizieren, ohne sie zu hinterfragen.“ Hörman sieht dies in unserer Erziehung begründet, denn schon Schulkinder würden so erzogen, dass sie immer nur die Erwartungshaltungen anderer Menschen erfüllen.

Was ist die Alternative zum Geld?

Ein Informationsnetz, das wir eigentlich schon haben. Heute seien alle menschlichen Institutionen wie Gesetzgebung, Gesundheit, Bildung usw. als Machtpyramiden organisiert. Solche Konstruktionen würden aber Missbrauch in sich tragen, „das System wird automatisch durch seine Verwendung auch missbraucht“, so Hörmann.

Mit heutigen Technologien wäre es aber möglich, einen sehr hohen Stand an Information für sämtliche Menschen im System zur gleichen Zeit zur Verfügung stellen. Das würde andere kooperative Spielregeln möglich machen, die sich aus dem pyramidenförmigen Herrschaftsprinzip komplett rauslösen lassen würden. Hörmann plädiert für fachspezifische Organisation der Gesellschaft. Leute, die das fachliche Wissen haben, übernehmen die Verantwortung.

„Wenn wir damit eine Grundversorgung für die Bevölkerung schaffen, die darauf beruht, dass die Menschen das, was sie leisten, gerne leisten und aus Begeisterung, dann schaffen wir automatisch auch eine neue Form von Überfluss. Überfluss nicht um des Verkaufens willen, sondern Überfluss aus der Freude des Schaffens heraus“, so Hörmann.

Die Befreiung vom Geld

Manche Menschen werden von Geld und dem damit verbundenen Ansehen angetrieben. Um diesen Standard zu halten, arbeiten sie, produzieren sie. Hörmann schätzt, dass es nur ein geringer Prozentsatz der Menschen ist, der so denkt.

Radio-Hinweis

„Menschen im Gespräch“, jeden Samstag um 12.10 Uhr auf Radio Wien

Für sie wäre es zwar eine leidvolle Erfahrung, sehen zu müssen, dass ihre bisherigen Spielregeln nicht mehr funktionieren - aber eben nicht nur. Denn wenn man diese Menschen etwa davon befreie, in den Wettbewerb mit dem Nachbarn einzutreten, wo es darum geht, wer hat das neuere und größere Auto, und ihnen sagt, dass sie trotzdem all das weiter haben werden, was sie für das tägliche Leben benötigen, dann werden sie das wahrscheinlich sehr schnell als befreiend empfinden können, so Hörmann.

Das Interview zum Nachhören

Franz Hörmann war Gast in der „Radio Wien“-Reihe „Menschen im Gespräch“ am Samstag. Hier können Sie das gesamte Interview online anhören.

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