One-Night-Stand in der Cyberwelt

Richtiger Sex mit falscher Frau: Zwei Menschen treffen zusammen und rebellieren gegen eine Realität, in der Computer ihr Leben bestimmen. Die Weltpremiere von Joshua Sobols „Verklärte Nacht“ findet am 17. Jänner im stadtTheater walfischgasse statt.

Experten behaupten, dass es einen Moment geben wird, wo Computer klüger sein werden, als Menschen. Der weltberühmte Dramatiker Joshua Sobol fragt sich in seinem neuesten Bühnenwerk „Verklärte Nacht“, wie diese Situation zwischenmenschlichen Beziehungen verändern wird und ob die Cyber-Kultur die Vielfalt des menschlichen Ausdrucks auf Basissignale einschränkt.

Im Stück treffen sich irrtümlich zwei Menschen, die gestresst durch ihre Berufe und der virtuellen Realität ihres Alltags nicht mehr wissen, wie man zwischenmenschliche Beziehungen führt. Ein Mann kommt nach Hause und entdeckt, dass es nicht sein Zuhause ist. Er trifft dort seine Frau, um zu entdecken, dass sie nicht seine Frau ist. Um schließlich zu entdecken, dass er nicht er selbst ist.

stadtTheater, Verklärte Nacht, mit Mercedes Echerer und Erik Jan Rippmann

Sepp Gallauer

Das zufällige Paar spielen Erik Jan Rippmann und Mercedes Echerer

Video als Sprache des Stücks

Sobol inszeniert das Stück selbst, die Ausstattung besorgt seine Frau Edna Sobol gemeinsam mit jungen israelischen Videokünstlern. Neue Medien sollen live einen Teil der Handlung und gleichzeitig eine Eigendynamik entwickeln. Sie sollen die beiden Protagonisten einnehmen und vielleicht auch zu Marionetten machen. Edna Sobol: „Videos, Fotografie oder Projektionen werden ja oft in Theaterproduktionen eingesetzt, aber hier ist es mehr als das, es ist die Sprache des Stücks.“

Das Stück untersucht das absurde Leben am Beispiel eines „High-Tech-One-Night-Stands“ und hinterfragt den Stellenwert hochentwickelter Technologie im Leben heutiger Menschen. Denn Technik prägt das Alltagsleben in positiver und negativer Weise. In Sobols virtueller Welt, einer Traumwelt, liebt sich das Paar, um sodann unsanft in der Realität zu landen und festzustellen, dass sie einander überhaupt nicht kennen.

stadtTheater, Verklärte Nacht, mit Mercedes Echerer und Erik Jan Rippmann

Sepp Gallauer

Ein liebendes und zugleich fremdes Paar

Komplizierte Themen fordern Fantasie

Sobol ist bekannt dafür, dass er Stücke für unkonventionelle Formate schreibt, wie das interaktive Polydrama „Alma“. „Beim Theater geht es darum, neue Wege des Ausdrucks, einen unmittelbaren Kontakt zum Publikum und seinem Erleben, zu finden. Wenn man sich mit einem komplizierten Thema auseinandersetzt, stößt eine realistische Darstellung an ihre Grenzen. Dann versuche ich eine Form zu finden, die der Komplexität gerecht werden kann“, so Sobol.

Bei „Verklärte Nacht“ leben zwei Menschen aus dem 20. Jahrhundert im 21. Jahrhundert und damit zwischen zwei Kulturen. Neuen Medien wie das Internet, hätten etwas geschaffen, mit dem sie noch nicht umgehen können. Sie würden sich in der virtuellen Welt begegnen und die verschmelze mit der physischen Realität. Die Protagonisten „Verklärter Nacht“ rebellieren gegen diese Realität.

stadtTheater, Verklärte Nacht, mit Mercedes Echerer und Erik Jan Rippmann

Sepp Gallauer

Ein „High Tech-One Night Stand“ erklärt das Leben

Weltweit führender Dramatiker

Joshua Sobol wurde 1939 in Tel Aviv geboren. Er zählt weltweit zu den führenden Dramatikern der vergangenen Jahrzehnte. Seine Zusammenarbeit mit Paulus Manker, das Polydrama „Alma - A Show Biz ans Ende“, gipfelte in über 400 Aufführungen von Wien bis Los Angeles, von Berlin bis Jerusalem. Im Jahr 1999 folgte mit „F@lco - A Cyber Show“ eine weitere Kooperation Sobols mit Manker. 2003 zog Joshua Sobol mit „iWitness“, ausgehend vom Fall des Franz Jägerstätters, Parallelen zu heutigen Situationen.

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