Schrems: Facebook „unprofessionell“

Max Schrems hat Facebook im Alleingang den Kampf angesagt. Bei „Menschen im Gespräch“ spricht der 24-Jährige über Datenschutz, einen „unprofessionellen“ Weltkonzern und über die Ruhe in der Offlinewelt.

„Der Hebel, den wir weiter gedreht haben, ist relativ enorm“, sagte Schrems im Gespräch mit Bernd Matschedolnig auf „Radio Wien“: „Dann wird’s die nächste Runde Granada spielen. Es geht noch weiter.“ Der Jusstudent hat das größte soziale Netzwerk der Welt verklagt und verlangt vom Konzern mehr Transparenz und Datenschutz. Einige seiner Forderungen muss Facebook jetzt umsetzen. Kann ein Jusstudent aus Wien den Weltkonzern in die Knie zwingen?

Max Schrems

ORF/Bernd Matschedolnig

David gegen Goliath: Der 24-jährige Jusstudent kämpft gegen das größte soziale Netzwerk der Welt

Kampf für Datenschutz und Transparenz

„Mir geht es darum, dass der Nutzer weiß, was Facebook mit seinen Daten tut“, so Schrems. Der Student wirft dem Konzern vor, dass dieser zu sorglos mit Mitgliederinformationen umgehe. Die Nutzer wüssten nicht immer, was mit ihren Daten im Netzwerk passiert.

Auch Dateien und Informationen, die User entfernen möchten, würden nicht vollständig gelöscht. „Uns geht’s darum, dass sie sich an die Gesetze halten, die es in Europa gibt. Was absurd ist, ist dass irgendein Student daran herumwurzeln muss“, sagte der 24-Jährige.

Immer wieder würde Schrems mit dem Vorwurf konfrontiert, er würde diesen Prozess nutzen, um sich in die Öffentlichkeit zu drängen. „Ich finde das lustig. Solange es um Datenschutz geht, stehe ich immer zur Verfügung. Was ich abgelehnt habe, sind persönliche Interviews“, verteidigte sich der Student.

Schrems: „Facebook ist unprofessionell“

„Man hat als Normalbürger die Vorstellung, die müssen ganz intelligent sein und die besten Leute haben. Aber die kochen auch nur mit Wasser“, sagte Schrems. Facebook sei letzten Endes ein Studentenprojekt, das an Größe explodiert sei und selbst nicht darauf vorbereitet gewesen sei. Laut Schrems hätte der Konzern nur einen einzigen Anwalt in Irland, der sich um rechtliche Fragen in Europa kümmere. Das Problem daran sei, dass die Rechtslage auf der Insel eine andere ist als beispielsweise in Österreich.

Schrems warf dem sozialen Netzwerk vor, nicht nur aus Unwissenheit das EU-Recht zu verletzen: „Sie wissen, dass sie nicht rechtskonform sind, das haben sie in den Verhandlungen immer wieder gesagt“, erzählte er. Viele Datenschutzverletzungen würden in der Hoffnung begangen, dass „eh nix passiert“. Zudem ginge es in diesem Rechtsstreit auch um sehr viel Geld: „Das bedeutet für Facebook, dass sie massiv ihre Systeme umbauen müssen und das kostet sie Millionen Euro“, so Schrems.

Für mehr Zivilgesellschaft und Recht

„Wir müssen die ‚Wir-tuns-einfach-Partei‘ gründen, die sich nach einer Legislaturperiode auflöst, damit keiner am Sessel picken bleibt“, sagte der Student im Gespräch. Viele Reformen würde nur deshalb nicht passieren, weil zu wenig Bürger aktiv würden. Trotzdem funktioniere in Österreich vieles besser als in anderen Ländern wie den USA, wo auch Facebook seinen Firmensitz hat.

Radiohinweis

„Menschen im Gespräch“, jeden Samstag um 12.10 Uhr auf Radio Wien.

„Gerechtigkeit liegt im Auge des Betrachters“, so Schrems weiter. Trotz allem ist das österreichische Recht seiner Meinung nach gerecht. Die Fragen, die er sich im Studium stellt: „Wann darf man jemanden einsperren, weil er ein böser Mensch ist? Bringt es überhaupt etwas, jemanden einzusperren?“ Das Recht gebe ihm die Möglichkeit, in vielen Bereichen aktiv zu werden und die Gesellschaft zu verändern, so der Jusstudent.

Ein Leben ohne Internet

„Es ist toll, wie befreiend das ist, wenn man unerreichbar ist“, sagte Schrems. Deshalb plane er, seinen Sommerurlaub auf einer Alm ohne Strom zu verbringen. Auch andere Vertreter seiner Generation würden das erkennen und beispielsweise weniger aktiv im Netz auftreten.

Schrems bezeichnete Facebook als einen Hype, der seinen Höhepunkt erreicht habe. Falls soziale Netzwerke langfristig als Kommunikationsmittel anerkannt würden, mutmaßte Schrems, dass bald andere Anbieter auf den Markt kommen, wie das auch im Mobilfunk der Fall gewesen sei. „Das ist auch ihre (Facebooks, Anm.) größte Panik, weil das derzeit ihre Marktmacht ist. Du bist entweder bei dem einen Anbieter oder du bist gar nicht dabei“, so Schrems.

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