Große Politik und kleine Hunde im Kunsthaus

Im Kalten Krieg galt er als Insider der Macht, besonders oft liefen Elliott Erwitt aber Hunde vor die Linse. Das Kunsthaus zeigt derzeit 150 Werke des amerikanischen Fotografen, der gerne auch als „Woody Allen der Fotografie“ bezeichnet wird.

Berühmt wurde Erwitt mit einem Bild über eine Debatte zwischen Richard Nixon und Nikita Chruschtschow im Jahr 1959 auf einer Moskauer Haushaltswarenmesse. Zu sehen sind die beiden im heftigen Diskurs. Zentrales Element ist Nixon´s Hand, die bedrohlich auf seinen politischen Widersacher zeigt. Eigentlich sei es nur eine „dümmliche Unterhaltung zwischen zwei Politikern im Kalten Krieg“ gewesen, sagte Erwitt später selbst, trotzdem brachte dieses Foto ihm den Ruf ein, ein „unsichtbarer Insider“ der Macht zu sein.

Nikita Khrushchev und Richard Nixon, Moskau, 1959

Elliott Erwitt/Magnum Photos

Nikita Chruschtschow und Richard Nixon, Moskau, 1959

Seine „Opfer“ sollten nichts bemerken

Er fotografierte aber nicht nur im Hinterzimmer der Macht, Erwitt hielt auch Momente des Alltags fest. Besonders oft richtete er die Linse auf Hunde und Hundebesitzer, auf nackte Menschen und auf Museumsbesucher.

Fast alle Bilder Erwitts sind Schnappschüsse. Die Menschen hätten nämlich ganz Recht damit, wenn sie sich nicht fotografieren lassen wollen, meinte er. "Ich würde mich auch bedanken, wenn andauernd jemand eine Kamera auf mich richtete. Ich versuche daher immer, so rasch zu arbeiten, das meine „Opfer" gar nichts merken.“ Auch deshalb seien Hunde geeignete Motive. „Sie sind überall. Es macht ihnen nichts aus, fotografiert zu werden“, sagte er.

Seinem Publikum gesteht Erwitt nur die notwendigsten Informationen - wie Ort und Datum des Fotos - zu. Die Bilder sollen für sich selbst sprechen. Je unvorbelasteter der Blick des Betrachters ist, umso besser.

springender Hund, Paris, 1989

Elliott Erwitt/Magnum Photos

Um den Hund zum Springen zu bringen, bellte Erwitt ihn nach eigenen Angaben an

Zwischen Auftrags- und Autorenwerken

Erwitt kam 1928 als Sohn russischer Einwanderer in Paris zur Welt. Aufgewachsen ist er in Mailand, bevor seine Familie 1939 in die USA emigrierte. Dadurch habe er auch einen besonderen Blick für das Alltagsleben bekommen. Ohne Englischkenntnisse schlug er sich in den Vereinigten Staaten durch und verbrachte seine Zeit mit dem Beobachten der Umwelt. 1953 trat er der legendären Fotoagentur Magnum bei. Sich selbst bezeichnet er als Amateur - „weil man als Amateur viel mehr Liebe für diesen Beruf aufbringen kann.“ Seit 1941 lebt der Künstler in New York.

Video: „Wien heute“-Bericht von der Ausstellung

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„Woody Allen der Fotografie“

Wegen seines humorvollen und ironischen Blicks auf seine Objekte wird Elliott Erwitt auch als der „Woody Allen der Fotografie“ bezeichnet. Seine Karriere war aber auch vom Spannungsfeld zwischen Auftrags- und Autorenfotografie geprägt. Jahrzehntelange war er als Fotograf für Werbung und Reportagen und als Regisseur von Dokumentationen und Fernsehfilmen erfolgreich. Seine „privaten“ Fotos machte er in schwarz-weiß. „In Farbe ist es eine Beschreibung der Situation. Das braucht man, um ein Produkt zu verkaufen“, sagte er, in schwarz-weiß dagegen sei ein Bild die Synthese einer Situation.

Veranstaltungshinweis

Die Ausstellung ist von 14. Juni bis 30. September täglich von 10 und 19 Uhr zu sehen.

Der amerikanische Fotograf wurde 2003 für seine Lebenswerk mit dem „Lifetime Achievement Award“ ausgezeichnet. Das ist die höchste Auszeichnung der internationalen Leica-Galerien, die sich in New York, Tokio, Prag, Solms und Wien befinden.

Zur Eröffnung dieser Retrospektive kommt Erwitt selbst nach Wien. Am Donnerstag Uhr steht er dem Publikum im „Photographer’s Talk“ ab 19 Uhr Rede und Antwort.

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