Marga Frank: „Das Traummännlein kommt“

Ihren 90. Geburtstag feiert Marga Frank am 1. September. Ihr Name steht für eine der erfolgreichsten Radiosendungen Österreichs: „Das Traummännlein kommt“. Auf Radio Wien sprach sie über den Wandel der Zeit.

Marga Frank, im August 1990

ORF/Peter Kurz

Marga Frank im Jahr 1990

„Dass es bei uns weniger und nicht so einen Überfluss an Angeboten gegeben hat und wir von weniger glücklicher waren“, sieht Marga Frank als einen der großen Unterschiede zwischen ihrer eigenen Kindheit und der in der heutigen Zeit. Worüber man sich damals freute, sei heute selbstverständlich, zum Beispiel mit dem Zug zur Großmutter aufs Land zu fahren, sagt sie im Gespräch mit Bernd Matschedolnig für die „Radio Wien“-Reihe „Menschen im Gespräch“.

„Es ist heute ganz selbstverständlich, nicht jeden Tag das gleiche anzuziehen. Dass die Kinder fast schon eine Modenschau machen müssen, das ist alles viel zu viel“, so Frank, doch damit sollen sich „die ganz gescheiten Leute“ beschäftigen. „Große große Trauer“ löst bei Frank die Armut in der Welt aus: Zu ihrer Zeit sei Armut ein weltweites Phänomen gewesen. „Und jetzt ist ein so großer Unterschied zwischen den Welten, dass ich manchmal, wenn ich fernsehe, Radio höre oder lese, ganz erschüttert bin von dem, was heute in der Welt geschieht.“

Traummännlein kam erstmals im September 1955

Marga Frank wurde in Wien geboren und wollte eigentlich Ärztin werden. Der Zweite Weltkrieg und eine frühe Heirat verhinderten die Erfüllung des Berufswunsches. 1945 stieg sie sofort ins Berufsleben ein, um Familie und Eltern erhalten zu können. Ab Oktober 1945 war sie bei der RAVAG tätig. Bis in die 1950er Jahre schrieb sie zahlreiche Kinder-, Mädchen- und Märchenbücher.

1955 wurde sie zur Leiterin des Kinderfunks und konzipierte als Nachfolger des Sandmännchens die Sendung „Das Traummännlein kommt“. Am 11. September 1955 wurde die erste Sendung ausgestrahlt und wurde nach der Sonntagmorgensendung von Heinz Conrads zur meist gehörten Serie des Rundfunks.

„Sie haben es alle gerne gemacht“

„Ich habe es nicht für gut gefunden, das Sandmännchen. Erstens die Idee, einem Kind Sand in die Augen zu streuen, damit es einschläft, und ihm dann eine Geschichte zu erzählen. So ist eine sehr liebe Geschichte von einem Traummännlein einmal herumgelegen, wir haben daraus eine Figur gemacht“, erzählte Frank weiter.

Traummännlein zum Wiederhören:

„Das Traummännlein kommt“, Samstag, 1. Sptember 2012, 17.55 Uhr auf 89,9 und 95,3

Es gab keine An- und Absagen mit Namen, wer es produziert, wer die Geschichte geschrieben hat, wer es spricht, weil das Traummännlein war das Traummännlein - und sie werden es auch heute nicht hören", behielt Frank so manches Geheimnis noch heute für sich.

Nur bei den Autoren gab sich Frank offener: „Es hat blendende Autoren gegeben für das Traummännlein, es waren 365 Geschichten im Jahr. Es war die Mira Lobe, es war die (Christine, Anm.) Nöstlinger, es war die (Käthe, Anm.) Recheis, also die Creme de la Creme der Kinderbuchautorinnen und sie haben es alle gerne gemacht, obwohl sie nicht genannt wurden, weil es eine sehr geliebte und sehr bekannte Sendung geworden ist.“

Die Lieblingsgeschichte vom kleinen Franzi

Auf die Frage nach ihrer Traummännlein-Lieblingsgeschichte antwortete Frank mit der kurzen Geschichte des kleinen Franzi, dessen Mutter keine Zeit für ihn hat, weil sie arbeiten gehen muss: „Da geht der kleine Franzi zu dem Kramer im Ort und fragt ihn, ob er Zeit verkaufen kann. Der Kramer verneint, geht aber zu der Mutter vom Franz und fragt sie: ‚Warum kommt Ihr Sohn und will Zeit kaufen?‘ Sie erklärt ihm, sie müsse wegfahren jeden Tag, um zu arbeiten. Und er sagt: ‚Ich brauche eine Hilfe in meinem Geschäft. Wollen Sie nicht bei mir arbeiten, dann hätten Sie Zeit?‘ Und daraufhin sagt sie: ‚Das wäre das größte Geschenk.‘ Und so hat der kleine Franzi seiner Mutter Zeit geschenkt.“

Sendungshinweis:

Menschen im Gespräch, 1.September 2012

Den Zeitmangel sieht auch sie als ein Problem der heutigen Zeit, „und nicht nur für andere Menschen, die einsam, krank oder alt sind, tiefe Sorgen haben, die ein gutes Wort, einen Händedruck brauchen“. Ihrer eigenen Familie habe sie vor ihrem 90. Geburtstag geraten, „macht euch nicht so viel Kummer, was ihr mir zum 90. Geburtstag schenkt. Schenkt mir einfach Zeit, das ist das schönste, was ihr mir schenken könnt“.

„In Frieden von dieser Welt gehen“

In ihrer Familie versucht Marga Frank „ein bisschen von der Wärme, die ich empfangen habe im Laufe meines Lebens, auch weitergeben zu können. Das ist ein bisschen noch der Sinn dieses Lebens, das dem Ende zu geht.“

Ihr Wunsch ist es, „dass meine kleine, aber gute und glückliche Familie Kinder, Enkel und Urenkelkinder noch einmal um mich herum sind, und dass ich eines Tages in Frieden und Ruhe von dieser Welt gehen könnte“.

Audio: Das gesamte Interview zum Nachhören

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