Privates Carsharing mit Ausbaupotential

Private Carsharing-Plattformen wollen den kommerziellen Fuhrparks Konkurrenz machen. Vorhandene Autos sollen effizienter genutzt und damit Platz gespart werden. Fehlendes Vertrauen und das Unfallrisiko halten aber viele vom Teilen ab.

Rund 12.000 private Carsharer gibt es derzeit in Österreich, die Hälfte davon lebt in Wien. „Der wesentliche Unterschied zum gewerblichen Carsharing liegt darin, dass auch die Vermieter von diesem Modell profitieren“, sagt Robert Reithofer, Gründer der privaten Plattform carsharing24/7.

Je mehr Fahrer, desto günstiger

Seine im Februar 2012 ins Leben gerufene Online-Plattform hat es sich zum Ziel gesetzt, Autofahren günstiger und umweltfreundlicher zu machen. Je mehr Fahrer sich ein Auto teilen, desto billiger wird es für jeden: Die Fahrzeughalter sparen Betriebs-, die Mitfahrer Mietkosten. Zeitpunkt, Dauer und Preis handeln sich Vermieter und Mieter selbst aus, bezahlt wird in bar bei der Schlüsselübergabe. Reithofer empfiehlt als Tagesmiete rund zwei Prozent der Jahresfixkosten, im Durchschnitt kostet ein Auto rund 23 Euro am Tag.

Eine Hand gibt der anderen einen Autoschlüssel

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Einer fremden Person sein Auto anzuvertrauen stellt für viele noch eine Hürde dar

Beim privaten Carsharing wird im Gegensatz zum Kommerziellen kein neuer Fuhrpark angeschafft, sondern auf vorhandene Fahrzeuge zurückgegriffen. Privatpersonen, die ihr Auto nicht oft oder nur selten nutzen, können es zu Mitbenutzung anbieten. Laut einer Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) ersetzt ein gemeinsam genutztes Auto bis zu acht private Pkws. Da die meisten Autos mehr als 20 Stunden am Tag stillstehen, benötigen sie viel Platz – der in einer Großstadt wie Wien ohnehin knapp ist.

Reithofer legt den Nutzern nahe, einen Überlassungsvertrag und ein Übergabeprotokoll auszufüllen: „Im Vertrag sind alle rechtlichen Rahmenbedingungen geregelt, im Protokoll wird der Zustand des Fahrzeugs festgehalten.“ Ein Fahrtenbuch regelt Streitigkeiten, etwa bei einem Radarvergehen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine Kaution zu verlangen sowie die anderen Fahrer auf der Plattform zu bewerten.

Social Community für Autofahrer

Mitgliedschaft und Nutzung der Plattform sind kostenlos. „Bei uns geht es nicht nur ums Autoteilen, sondern wir wollen eine Community aufbauen und uns austauschen“, sagt Reithofer. Auf der Plattform sind bisher ca. 1.200 User registriert, rund 111 Fahrzeuge stehen den „Autolosen“ zur Verfügung. Wien verfügt derzeit über die größte private Carsharing-Flotte mit rund 45 Fahrzeugen, gefolgt von Linz und Graz.

Auf einer interaktiven Karte auf der Website carsharing247.com lassen sich alle Fahrzeuge im Umkreis finden. Alle Funktionen sind auch mit den Apps für Android und iPhone in komprimierter Form verfügbar.

Was passiert bei einem Unfall?

Bei privatem Carsharing muss der Mieter für die Autoversicherung zahlen. Die Versicherungsprämien bei carsharing24/7 bewegen sich zwischen fünf und neun Euro pro Tag. Zum Vergleich: Der private Anbieter Autoshare.at verlangt bei zustandegekommener Vermietung sieben Euro Versicherungs- und Servicepauschale.

Doch was passiert nach einem Unfall? Laut Reithofer sollen Hotline, Pannendienst und ein Sachverständiger helfen, Unfälle schnell und unkompliziert abzuwickeln. Für den Schaden bei carsharing24/7 kommt die Niederösterreichische Versicherung auf, bei einem Selbstbehalt von 250 bis 1.000 Euro, abhängig von der Versicherungsprämie.

Viel Überzeugungsarbeit nötig

Auch wenn carsharing24/7 derzeit für Reithofer ein „Riesenminusgeschäft“ nach eigenen Angaben ist, will er seinen Service auch weiterhin kostenlos anbieten. Da die Plattform komplett eigenfinanziert ist, sucht er nach Investoren und Sponsoren. 2012 war ein erfolgreiches Jahr, doch die ersten Monate waren nicht einfach: „Man musste die Leute überzeugen, dass das Auto nicht nur ein Statussymbol ist“. Bisher wurden alle Autos unfallfrei retourniert, das Feedback von Mietern und Vermietern ist durchwegs positiv.

„Wir sind nicht nur in der Stadt präsent, sondern auch auf dem Land“, sagt Reithofer. Langfristig sollen die Nutzer „Carsharing Teams“ bilden, um so die Kosten zu senken.

Privates Carsharing nicht auf Gewinn ausgelegt

Privates Carsharing ist grundsätzlich nicht gewinnorientiert: „90 Prozent nutzen unsere Plattform nicht gewinnbringend, die restlichen zehn Prozent versuchen durch höhere Preise, Geld zu verdienen“, sagt Reithofer. „Ab 60 Euro aufwärts macht es jedoch keinen Sinn, da kann man auch gleich zu einer gewerblichen Autovermietung gehen“. Die jährliche Zuverdienstgrenze von 730 Euro darf nicht überschritten werden, verantwortlich ist aber jeder Vermieter selbst.

Das Vorarlberger Unternehmen Caruso Carsharing basiert ebenfalls auf einer Web-Plattform. Rund 1.000 Nutzer sind auf der Plattform registriert, knapp 50 Autos werden geteilt. Das Hauptproblem sieht Gründer und Projektleiter Christian Steger-Vonmetz darin, die passenden Leute zu finden, die ihr Fahrzeug teilen wollen: „Viele hält noch das Risiko eines Unfalls ab.“ Derzeit noch stark auf Vorarlberg und einige Gemeinden in Salzburg und Niederösterreich beschränkt, will er sein Netzwerk auf die Bundeshauptstadt ausweiten.

Michael Ortner, wien.ORF.at

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