Die Orchideen und die Lust auf Exotik

Sie gelten als die seltensten Pflanzen, dabei gibt es rund 30.000 Arten von ihnen auf der Erde: Die Orchideen. Im Zimmer haben sie laut „Radio Wien“- Pflanzenexperten Karl Ploberger längst Rang eins in der Beliebtheit erobert, aber sie gedeihen auch im Garten.

Orchideen sind bei uns heimisch. Wer im Frühsommer in die Berge wandert, der findet eine der schönsten, aber auch seltensten und damit streng geschützten Art: den heimischen „Gelben Frauenschuh“. Botanisch heißt er Cypripedium calceolus. Er wächst an sonnigen Waldlichtungen mit humosem Boden. Der Standort sollte nicht zu trocken, aber auch nicht zu feucht sein. Unbedingt benötigt diese Orchideenart Kalk im Boden. Und noch etwas braucht diese Orchidee: absolute Ruhe!

Daher ist das Ausgraben einer wildwachsenden Pflanze nicht nur ein Naturschutzdelikt – es bringt auch kaum Freude. Diese Pflanzen werden im Garten nicht weiterwachsen und der schon sehr geringe Bestand ist dadurch noch mehr gefährdet. Pflanzenfreunde müssen aber nicht traurig sein: den Profigärtnern ist es gelungen in Kulturen diese heimischen Orchideen nachzuziehen und bieten sie nun in größeren Mengen in Gärtnereien und Gartencentern an.

Orchidee Frauenschuh

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Blickpunkte im Garten

Noch viel wuchskräftiger ist die Königs-Orchidee („Cypripedium reginae“), die ursprünglich in Amerika beheimatet war und aus deren Wildformen zahlreiche besonders schöne Züchtungen hervorgingen. Gerade sie bringen viele Gartenliebhaber auf die Idee es einmal mit dieser Pflanzenart zu versuchen. Und diese Experimente lohnen sich, denn die Ansprüche sind viel geringer, als man denkt.

Einzig die Durchlässigkeit des Substrats muss gewährleistet sein und die Versorgung mit mehr Dünger, als man denkt. Das erfolgt im Biogarten aber ganz einfach durch Laubkompost und Hornspäne. Aufpassen sollte man auf benachbarte Pflanzen. Der Wurzeldruck entzieht oft zu viele Nährstoffe und lässt den Zuwachs an Trieben und Blüten schrumpfen. Hauptblütezeit ist Ende Mai, Anfang Juni – dann sind diese gewaltigen „Frauenschuhe“ der Blickpunkt im Garten je nach Witterung für zwei bis drei Wochen.

Sendungshinweis:

„Gut gelaunt am Vormittag“, 6.3.2015

Ganz besonders sind laut Ploberger die Tibet-Orchideen, botanisch „Pleione“. Diese aus dem Himalaya stammenden Orchideen haben einen ganz einzigartigen Rhythmus, der ein wenig Fingerspitzengefühl bei der Pflege braucht. Jetzt im Frühjahr erscheinen die gewaltigen Blüten – direkt aus der Erde, ohne ein einziges grünes Blatt. Ab diesem Zeitpunkt beginnt man leicht zu gießen, dann kommen die ein bis zwei Laubblätter, die bis zum Oktober gut 20 bis 30 Zentimeter groß werden. Wird es dann kühler, beginnt die Laubfärbung auf gelb und ab diesem Zeitpunkt darf nicht mehr gegossen werden.

In einem kühlen, frostfreien Raum überwintern diese Orchideen bei absoluter Trockenheit, um dann ab April mit ihren herrlichen Blüten zu überraschen. An geschützten Stellen gibt es eine Art, die auch bei uns im Freien überlebt: „Pleionoe formosana“. Ab und zu findet man sie im Gartencenter im Regal mit den Blumenzwiebeln.

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