Essen auf Rädern: Gemüse statt Schnitzel
Immer mehr ältere Menschen sind auf Hilfe von außen angewiesen. Der Service „Essen auf Rädern“, darunter versteht man die Zustellung von fertig zubereiteten Mahlzeiten, gibt den betroffenen Personen ein Stück mehr Selbstständigkeit zurück, da sie in den eigenen vier Wänden versorgt werden können. In Wien sind die Hauptanbieter der Samariterbund, das Hilfswerk und das Rote Kreuz. Die Volkshilfe stellte das Service im Vorjahr ein - mehr dazu in Ende für Essen auf Rädern der Volkshilfe.
Klassische Gerichte immer noch beliebt
Die Lieblingsspeisen der „Essen auf Rädern“-Kunden des Samariterbundes sind laut Pressesprecherin Susanne Kritzer Wiener Schnitzel, Faschierter Braten, Fleischlaibchen und Frittatensuppe. Dabei ist dem Samariterbund wichtig, dass alles gentechnikfrei, ohne Geschmacksverstärker und künstliche Farb- oder Konservierungsstoffe zubereitet ist.
Samariterbund
Auch beim Wiener Hilfswerk kommt die klassische österreichische Küche bei den Kunden und Kundinnen gut an. „Wir stellen immer wieder fest, dass die traditionellen Festtagsspeisen wie Fisch am Freitag und Schweinsbraten am Sonntag besonders oft bestellt werden“ erklärt Cornelia Marek, Einsatzleitung von „Essen auf Rädern“ des Wiener Hilfswerks. Pressesprecher Heiko Nötstaller meint, dass viele Pensionisten eine bestimmte Kost gewohnt seien und im Alter einfach nicht mehr auf anderes Essen umsteigen würden.
Rotes Kreuz: Vegetarisches Angebot gestiegen
„Die Menschen werden ernährungsbewusster und legen mehr Wert auf gesunde und leichte Speisen“, meint hingegen Franz-Josef Tucek, der Bereichsleiter vom „Speisenzusteller“ des Wiener Roten Kreuzes. Bei ihnen zeigt sich dies unter anderem daran, dass der Anteil an vegetarischen Gerichten vor fünf Jahren noch deutlich geringer war.
Tucek erklärt, es läge daran, dass viele der Kunden bereits einen Krankenhausaufenthalt hinter sich hätten und sich deshalb aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen gesünder ernähren müssten. Als weiteren Grund nennt er, dass das Essen beim Roten Kreuz, anders als bei anderen typischen „Essen auf Rädern“-Zustellern, tiefgekühlt und nur einmal pro Woche ausgeliefert werde und sich daher frische Zutaten besser halten würden.
WRK/Hechenberger
Auch Lieferungen ins Büro
Beim Wiener Hilfswerk stehen neben dem normalen Tagesmenü immer ein Diabetiker- und ein vegetarisches Menü sowie Schonkost zur Auswahl. Die Nachfrage nach solchen Spezialmenüs steigt laut Cornelia Marek aus der Einsatzleitung von „Essen auf Rädern“ an. Beim Samariterbund lässt sich vor allem bei den Tiefkühl-Menüs ein Trend zu leichteren Speisen wie Gemüsecurry erkennen, da diese oft auch von jüngeren Leuten, zum Beispiel ins Büro, bestellt werden.
Sozialer Aspekt wichtig
Besonders bei der Essensauslieferung des Wiener Hilfswerks haben sich die Schwerpunkte in den vergangenen Jahren verschoben. Anfänglich ging es nur um die Versorgung von älteren Personen und Menschen mit Behinderung. Heute spielt unter anderem die tägliche Kontrolle des Wohlbefindens und die persönliche Betreuung im Rahmen der Zustellung eine wichtige Rolle.
Öffnen beispielsweise Kunden die Türe nicht, sehen die Mitarbeiter des Wiener Hilfswerks nach, was der Grund dafür ist und ob es ihnen gut geht. Damit stellt der „Essen auf Rädern“-Service für die Angehörigen eine gewisse Absicherung dar, weil sie wissen, dass teilweise täglich jemand vorbeischaut. Auch beim Samariterbund spielt der persönliche Kontakt bei den Zustellungen eine wichtige Rolle. So stellen die Besuche der Mitarbeiter oft eine nette Abwechslung im Alltag der Kunden und Kundinnen dar.
Hilfswerk Österreich / Suzy Stöckl
Zahlenmäßige Entwicklung
Ein allgemeiner Trend lässt sich nicht erkennen. Beim Samariterbund steigt die Kundenzahl stark an: Waren es 2005 etwa noch 700, gibt es aktuell 3.443 Bezieher und Bezieherinnen. Das Wiener Hilfswerk versorgt rund 420 Personen in vier Bezirken, wobei sich bei der Anzahl keine großen Veränderungen feststellen lassen: „Wir haben einen relativ stabil bleibenden Kundenstamm, einen merkbaren Anstieg gibt es nicht“, sagt Cornelia Marek, Einsatzleitung von „Essen auf Rädern“.
Anders beim Wiener Roten Kreuz, wo die Zahlen laut Franz-Josef Tucek rückläufig sind. „Dies liegt einerseits daran, dass nur mehr schwere Pflegefälle mit Demenzerkrankungen Förderungen für die Essenszustellung des Wiener Roten Kreuzes erhalten, andererseits daran, dass es ein größeres Angebot an Lieferservice gibt“, meint er. Insgesamt werden rund 5.500 Kunden und Kundinnen beliefert.