Geschickt Gehalt verhandeln

Um eine Gehaltserhöhung zu fragen fällt vielen nicht leicht- wie verhält man sich in diesem Gespräch dem Vorgesetzten gegenüber und wie kann man sein Anliegen durchsetzen? Tipps für die richtige Kommunikation hat Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Mehr Gehalt zu verlangen drückt in jedem Fall aus, dass wir nicht zufrieden sind, mit dem, was wir bekommen. Dieses Gefühl der Unzufriedenheit, von „es ist nicht genug“ ist für beide Seiten unangenehm. Die Vorgesetzten gehen zumeist sofort in die Abwehr, die Mitarbeiter selbst möchten das Verhältnis nicht gefährden, nicht illoyal oder geldgierig wirken – und schon gar nicht als Bittsteller auftreten. Wer mehr Geld möchte, hat daher meist mit einigen Ängsten zu kämpfen: zum ersten weil ein solches Gespräch auch schlecht ausgehen kann. Wenn wir die Erhöhung nicht bekommen sind bzw. bleiben wir frustriert. Zum anderen, kann das Gespräch selbst die Beziehungsebene belasten, das Vertrauen untergraben und zu unangenehmen Auseinandersetzungen über den eigenen Wert und Leistungsvorstellungen führen.

Guter „Eröffnungssatz“ für Gehaltsgespräch

Zum einen gilt es, zunächst einmal einen Gesprächstermin vereinbaren. Zum Beispiel: „Liebe XY, ich ersuche Sie um einen Gesprächstermin, um meine Zukunft in dieser Firma zu besprechen.“ Sodann könnte ein Einstiegssatz im eigentlichen Verhandlungsgespräch lauten: „Vielen Dank für Ihre Zeit! Ich freue mich darauf gemeinsam zu erörtern, wie sowohl die Firma als auch ich noch mehr von meiner Arbeit hier profitieren können.“

Euro-Scheine

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Richtige Vorbereitung wichtig

Dazu zählen zum Ersten die echte innere Überzeugung, tatsächlich mehr Gehalt zu verdienen und zum Zweiten eine gute Vorbereitung von Argumenten, die einen Mehrverdienst rechtfertigen. Bleiben Sie im Gespräch zuversichtlich, positiv, ruhig und sachlich. Stellen Sie nur Forderungen, die auch erfüllbar sind. Hören Sie sich die Gegenargumente genau an und entkräften Sie diese am besten eines nach dem anderen in ruhiger Stimmlage durch Zahlen (etwa: geleistete Arbeitsstunden, erledigte Projekte, erzielte Einnahmen, gesparte Ausgaben etc.).

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 23.11.2016

Berufliche Erfolge präsentieren

Welche sichtbaren und messbaren Vorteile bringen Sie der Firma? Bleiben Sie realistisch, also ohne zu prahlen oder sich kleiner zu machen, als Sie sind. Am besten, Sie können starke Leistungen, herausragende Erfolge und Ihre hohe Motivation schwarz auf weiß belegen. Vergleichen Sie die Ziele Ihres Arbeitsvertrages oder der Jahresvereinbarung mit tatsächlicher Leistung. Keinen Platz sollten Argumente wie Unzufriedenheit, Ungerechtigkeit oder private Gründe bekommen. Vorgesetzte sind nicht dafür verantwortlich, wie Sie mit dem bisher vereinbarten Geld oder Zeitbudget über die Runden kommen. Sie werden auch nicht gerne in die Enge gedrängt oder angegriffen.

Chef möchte nicht so wie Sie

Es geht nie nur ums Geld. Beliebte Methoden, um sich ein Plus am Gehaltsscheck wieder zurückzuholen sind Gegenleistungen. Wenn die vom Vorgesetzten verlangten Mehrleistungen (z.B.: mehr Aufgaben zu erledigen, mehr Verantwortung zu tragen, längere Arbeitszeiten etc.) die Gehaltserhöhung übersteigen, handelt es sich um keinen guten Deal. Besondere Vorsicht geboten ist, wenn mit Drohungen gearbeitet wird (etwa Entlassung, Mehrarbeit, weniger Unterstützung, Versetzung, andere Aufgabenbereiche oder Kollegen, unliebsame Routineaufgaben, verringerte Aufstiegschancen u.s.w). Auch wenn die Vorgesetzten ihre Macht spielen lassen, ungerechtfertigte Kritik üben oder real nicht leistbare Forderungen aufstellen, gilt es, sich abzugrenzen. Wenn sie die Fassung verlieren, ausrasten, brüllen, schimpfen oder anderweitig herabwürdigend agieren, dann sollte uns bewusst sein, dass es hier gar nicht um uns geht. Es empfiehlt sich, ruhig bleiben, zum Thema zurückkehren, die Argumente zu entkräften und nicht beim Machtspiel oder Gefühlskampf mitzumachen. Das Durchhaltevermögen zahlt sich oft aus!

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“