Jugendanwalt Ercan Nik Nafs

Im Jahr 1992 kam Ercan Nik Nafs mit einem Dreimonats-Visum nach Wien, um hier Politikwissenschaft zu studieren. Zwei Jahre später war er bereits in der Jugendarbeit tätig, ein Bereich, der ihn seither nicht mehr losgelassen hat.

Das Tätigkeitsfeld der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft ist breit gefächert: von Einzelfallberatung über Gesetzesbegutachtung bis zur Prüfung von Wohneinrichtungen der MA11 oder Workshops in Schulen. Dazu hat in den letzten Jahren die Radikalisierungs-Prävention an Bedeutung gewonnen. „Es geht dabei um die Identität von Jugendlichen“, erklärt Nik Nafs. „Die besteht aus verschiedenen Identitäten, vor allem der ethnischen, der kulturellen und der religiösen. Wird ein Anteil zu dominant, wird es kritisch.“

Sendungshinweis:

„Menschen im Gespräch“ mit Ingrid Rehusch und Ercan Nik Nafs, 9. Jänner, 19.00 Uhr

Dass man mit Jugendarbeit - egal ob in Schulen, in Parks oder Jugendzentren oder auch in der persönlichen Beratung - viel erreichen kann, erlebt der überzeugte Wiener mit türkischen, armenischen und kurdischen Wurzeln immer wieder: „Vor kurzem hab ich z.B. zwei Burschen nach Jahren wiedergetroffen. Die beiden hatten damals immer Probleme, und jetzt stehen sie mit beiden Beinen im Leben und gehen ihren Weg.“

Ercan Nik Nafs

laurent ziegler

Eltern müssen Kinder zu Wienern werden lassen

Dass Jugendliche aus Zuwandererfamilien oft Konflikte durchleiden, kann er nachvollziehen: „Sie leben hier in einer offenen Gesellschaft, die Eltern haben aber noch die Vorstellung von einer patriarchalen Ordnung. Wir müssen diesen Kindern sagen, dass es toll ist, dass sie unterschiedliche Kulturen und Traditionen in sich haben - und den Eltern, dass sie ihre Kinder zu Wienern werden lassen müssen.“ Ercan Nik Naf selbst kennt diese Konflikte nicht: „Meine Familie war nicht sehr religiös, ich fühle mich dem Humanismus verpflichtet.“

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Zum Nachhören: „Menschen im Gespräch“ mit Ercan Nik Nafs

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