Frustfreie Ferien erleben

Endlich Ferien – wie können wir die Zeit richtig gut nützen und nicht verschwenden, wie kann man Freizeitstress vermeiden und wie kann man mit unterschiedlichen Bedürfnissen in der Familie umgehen- Kommunikationsexpertin Nana Walzer gibt Tipps für frustfreie Ferien.

Freizeit ist zunächst einmal hoffentlich eine Zeit der Selbstbestimmung. Aber Ferienzeit ist das nicht unbedingt: Für arbeitende Eltern ist es oft sogar eine doppelte Belastung, also doppelt so viel Fremdbestimmung, da sie an zwei Orten zugleich sein sollten – bei den Kindern und in der Arbeit.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 2.2.2017

Für die Kinder gilt es, die Zeit der Ferien bestmöglich zu nutzen und wenn die Eltern zeitgleich Urlaub haben stehen sie vor derselben Aufgabe: Was tun? Am besten keine Zeit verschwenden. Der Begriff des „Zeitvertreibs“ kann vielerlei bedeuten: ungesunde Ablenkung oder wohlverdientes Energieauftanken, reine Genusszeit oder endlich Zeit dazu, alles Liegengebliebene zu erledigen.

Drei Kinder in Skianzügen sitzen in einem offenen Kofferraum

Colourbox.de

Erholung durch Flowgefühl

Aber auf die Frage, wie Zeit so richtig gut genutzt werden kann gibt es eine klare Antwort: Egal ob Kind oder Erwachsener, nirgendwo ist unsere Kraft und Aufmerksamkeit so gut aufgehoben wir bei einer Tätigkeit, die uns ein sog. Flowgefühl verleiht. Wenn uns etwas richtig Spaß bereitet und vielleicht sogar auch noch Sinn macht, dann kippen wir richtiggehend rein, wir tun und machen, vergessen dabei die Zeit, sind begeistert in der Intensität des Momentes verloren. Wir sind dann so erfüllt im Hier und Jetzt, dass die Zeit zu verfliegen scheint…

Freizeitstress vermeiden

Freizeitstress ist das Gegenteil vom Flow. Wir planen so viel oder müssen so viele Vorhaben „erledigen“, dass wir uns gar nicht oder nur kaum völlig selbstvergessen einer Tätigkeit widmen können. Daher gilt es genau abzuwägen: Wieviel Planung muss sein, damit genug Zeitraum für das eigentliche freie Erleben übrig bleibt? Wenn man nur noch von einem Programmpunkt zum nächsten hetzt, so führt das sicher nicht zu Entspannung. Das ist Zeitverschwendung in Reinkultur. Die Zeit verschwindet und wir werden nur von uns selbst abgelenkt, anstatt uns selbstvergessen unserem Erleben hinzugeben. Im Zeitmanagement geht man davon aus, das ein Tag, selbst ein Arbeitstag nur zu maximal 60 % verplant werden sollte und die restlichen 40% frei für spontane Gespräche, neue Ideen und ungeahnte Erlebnisse sein sollte.

Entspannung für alle Familienmitglieder

Ideal wäre, jedem Familienmitglied das zu geben, was er oder sie braucht, um ein ausgedehntes Flowerlebnis zu haben, am besten täglich. Die einen brauchen dazu Sport, andere wollen mit Menschen reden, shoppen, kreativ sein, lesen oder kochen. Sobald jeder weiß, was er tun möchte um sich nicht nur abzulenken sondern sich einer erfüllenden Tätigkeit hinzugeben lautet die Frage nur noch: Wie können die Vorstellungen und Bedürfnisse aller koordiniert oder sogar in Einklang gebracht werden?

Am besten Sie sammeln zunächst alle Wünsche und prüfen sie auf ihr Flow-Potenzial. Die reine Ausrichtung auf Ablenkung und Genuss wie Essen, Trinken, Fernsehen etc. fällt zwar prinzipiell unter „Entspannung“, gibt aber auf Dauer kein erfüllendes Gefühl – ganz im Gegenteil. Bei zu viel des Guten werden wir erschöpft und fühlen uns seelisch und körperlich unwohl. Bei Tätigkeiten, bei denen wir im Flow sind fühlen wir uns am Ende zufrieden und ausgeglichen. Haben alle ihre Tätigkeiten gefunden, so gilt es herauszufinden, ob es Übereinstimmungen gibt und was man gemeinsam und was man abwechselnd machen sollte.

Wichtig ist, das alle in den Ferien auf ihre Kosten kommen und nicht einer oder eine nur kocht, putzt, wäscht, Transportfahrten oder Organisationsaufgaben oder Botendienste übernimmt. Sorgen Sie für Gerechtigkeit in der Familie so wird jeder verstehen, wie wertvoll die Zeit ist, die wir Frei-Zeit nennen…

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“