Raus aus der Routinefalle

Wie kommen wir aus dem täglichen Alltagstrott heraus, wie können wir kleine Auszeiten für uns nützen und warum ist Langeweile wichtig für die Kreativität? Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Tipps.

An sich ist die Langeweile ein gutes Zeichen, nämlich dafür, dass man gerade eine „Auszeit“ erlebt. Von Freunden, von Aktivitäten, von Ablenkungen aller Art und Technologien wie das Handy. Eine gewisse selbst auferlegte „Entschleunigung“ wirkt sich langfristig sehr positiv aus. Nehmen wir uns Pausen dann bauen wir Stress ab und werden mit der Zeit kreativer und letztlich sogar produktiver.

Die Konzentrationsfähigkeit steigt wieder und auch die Neugier und Abenteuerlust, die dazu führt, dass wir uns aus unserer Komfortzone hinausbewegen und Neues erfahren und lernen wollen. Wohlgemerkt handelt es sich aber hierbei um einen freiwilligen Zustand des Nichtstuns, von dem wir sprechen.

Die Langeweile der Kinder ist insofern etwas anderes, als dass sie erst lernen müssen, mit innerer und äußerer Stille umzugehen und nach einer Zeit auch selbst wieder aus dem niedrigen Reizniveau hinaus zu finden. Und wir sollten sie diese Lernerfahrung auch machen lassen, damit sie sich selbst zu beschäftigen, ihren Neigungen nachspüren lernen und auch mal ruhigere Zeiten kennenlernen, anstatt sie ständig zu entertainen und mit neuen Eindrücken zu versorgen.

Geschäftsmann gähnt vor seinem Laptop

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Langeweile im Alltag

Etwas anderes als die selbstgewählte „Auszeit“ und die kindliche Langeweile sind hingegen der Alltag und die Routine – also sehr wohl Zeiten der Aktivität, die wir aber als langweilig empfinden, ohne die Seele baumeln lassen zu können und die Freuden des Nichtstuns zu genießen.

Was macht Alltag mühselig?

Kurz gesagt sind es zwei Komponenten: die Erschöpfung und die ewige Widerkehr des immer Selben. Sind wir einfach nur noch müde, dann wird alles schnell zur Belastung. Wir wünschen uns vielleicht Zeit für uns selbst, haben sie aber aus guten Gründen nicht. Überarbeitung kann körperliche Folgen haben, etwa Schlaflosigkeit. Das ständige Kreisen um Alltagssorgen, um Geld oder um Beziehungen macht uns dann in Kombination mit den fehlenden Stunden zur Regeneration – also Schlaf und Entspannung - noch fertiger.

Die Zweite Komponente, die den Alltag mühevoll macht, ist die fehlende Abwechslung. Kochen, Putzen, Waschen, dieselben Wege zur Arbeit, dieselben Tätigkeiten jeden Tag: All das fordert weder unsere Sinne heraus, noch entspricht es meist unseren Interessen oder stillt unsere Bedürfnisse. Stattdessen werden wir in solchen Fällen immer mehr das Gefühl bekommen, fremdbestimmt zu sein und unser Leben nicht mehr in der Hand zu haben. Da ist der Schritt von der Frustration zur Depression oder zum Alkohol und zu viel Essen nicht mehr weit.

Aus der Routinefalle herausholen

Der wichtigste Schritt liegt in der Entscheidung, das Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Und wenn es nur 5 Minuten am Tag sind, die man auf einer Parkbank sitzt, die Augen schließt, die Sonne auf der Haut spürt und an nichts denkt. Lassen wir solche Momente, die nur uns gehören immer wieder am Tag geschehen, so finden wir langsam zurück zu unserer Mitte.

Und wir können anfangen, genauer hinzusehen: Was ist tatsächlich absolut notwendig und was hat sich eigentlich schon überholt? Was können die Kinder schon selbst machen? Welche Tätigkeiten kann man im Arbeitsleben abgeben oder anders machen? Kann ich längere Auszeiten planen? Mal einen Abend lang nur für mich haben? Tanzen gehen oder ins Kabarett? Der Weg aus der Routinefalle führt über die Selbstbestimmung. Und da gilt es manchmal stärker für uns selbst einzutreten, Grenzen zu ziehen und Entscheidungen zu fällen. Wir haben in diesem Leben nur dieses eine Leben, sagt eine Freundin immer so schön. Recht hat sie, finde ich. Nutzen wir es!

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“