Den Liebeskummer überwinden

Wenn eine Beziehung zerbricht, tut das weh. Was passiert mit uns, wenn wir unter Liebeskummer leiden, wie verläuft das „Krankheitsbild“ des Liebeskummers und wie können wir Leidenden am besten helfen? Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Tipps.

Wir sind von Wolke 7 runtergefallen. Was uns vorher im Verliebtsein noch hoch fliegen ließ – oder uns im Falle einer eingespielten Beziehung zumindest einfach bequem leben ließ – ist nun auf einmal weg. Auch wenn sich das Ende vielleicht schon länger abgezeichnet hat, fühlt sich das „Aus“ meist hart an. Wir wollen es einfach nicht wahrhaben. Oft wollen wir schon im Vorfeld die Zeichen nicht sehen. Wir halten lieber an den schönen Momenten und den großartigen Möglichkeiten fest.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 4.5.2017

Je fester wir uns aber an unsere Wünsche und Sehnsüchte klammern, desto größer ist das Leid, das wir empfinden. Denn wir fahren dann gefühlsmäßig Achterbahn: Körperlich, was etwa die Atmung, muskuläre Anspannung oder die Hormonausschüttung betrifft, sind wir höchst angespannt und gestresst. Wir wechseln zwischen Wut und Trauer, Aktivitätsdrang und Ohnmacht, dem Wunsch nach Selbstbestätigung und Gefühlen tiefer Einsamkeit hin und her. Alles in allem ist das ein höchst unangenehmer Zustand, weil wir nicht in der Lage sind, uns als Herren oder Herrin unserer selbst zu empfinden und das Leid auch nicht einfach „abschalten“ oder richtig gut verdrängen können. Wir sind in diesem Moment völlig vom anderen abhängig, weil wir uns gefühlstechnisch als fremdbestimmt erleben – und das Fremde, der/die Andere uns einfach nicht mehr zugänglich ist…

Rotes Herz bricht auseinander

Colourbox.de

„Krankheitsbild“ des Liebeskummers

Mit dem Schock der Trennung verfallen wir zunächst in eine Schockstarre, wir fühlen uns wie gelähmt und sprachlos. Dieser Schockzustand geht bald in ein Gefühlschaos über: Eine Mischung aus Leere und Schmerz, Trauer und Verwirrung in uns führt dazu, dass wir nicht mehr klar denken können oder etwas essen wollen, können kaum schlafen. Das alles kann übrigens auch bei Menschen passieren, mit denen wir nicht einmal zusammen waren – die uns einfach „nur“ nicht „zurücklieben“.

Empfinden wir uns erst einmal als abgelehnt, kommt es oftmals bei uns selbst auch zu einer Abwehr, zuerst auf gedanklicher Ebene: „Nein, das kann nicht wahr sein“ denken wir vielleicht und wir versuchen alles, um diese Situation zu ändern. Wir wollen den anderen unbedingt (zurück). Das mündet in unzählige Anrufe, SMSe, Nachrichten. Haben wir es irgendwann aber mit dem Kopf verstanden, dann folgt die mühsame Auseinandersetzung auf Herzensebene: Zuerst sind wir vielleicht wütend. Erst nachdem wir das sogenannte „Tal der Tränen“ verlassen haben, also uns gründlich emotional verabschiedet haben, kann langsam die Sonne wieder scheinen. Und es beginnt ein neuer (Beziehungs-)Tag…

Auf Selbstzweifel verzichten

Leiden wir selbst, ist es wesentlich, dass wir uns alle unsere Gefühle zugestehen und uns selbst so gut wie wir können beistehen. Wir sollten auf übertrieben Selbstzweifel verzichten. Es gibt so viele Gründe, warum jemand nicht oder gerade jetzt nicht zu uns passt. Wir müssen sie nicht völlig verstehen. Anstatt uns im Kreis zu drehen kann es hilfreich sein, diese Momente zu einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst und zu einer Reflexion der eigenen Erwartungen und Gewohnheiten zu nutzen. Wir sollten uns gut tun und uns nach einiger Zeit wieder mit lieben Menschen umgeben. Geben und nehmen wir uns die Zeit, die wir brauchen, möglichst ohne uns hineinzusteigern.

Liebeskummer bei anderen lindern

Wenn wir jemanden begleiten wollen, der leidet, dann ist das wichtigste, einfach voll da zu sein und nicht zu früh mit Lösungsvorschlägen zu kommen. Wir sollten dem anderen dabei helfen, nicht in Selbstmitleid zu versinken, in Selbstvorwürfen zu ersticken oder sich auf Dauer in zu viel Alkohol zu ertränken. Das wichtigste ist der Aufbau von Selbstwert, also dass wir den anderen schätzen und ihm helfen, wieder auf die Beine zu kommen und sich wohl zu fühlen. Das kann dauern, da ist unsere Geduld gefragt. Keinesfalls sollten wir uns als Freunde aber auf Dauer als Mistkübel für Frustration, Wut und Trauer missbrauchen lassen. Da ist es dann an der Zeit klar zu sagen: Jetzt ist es genug. Melde Dich, wenn Du bereit bist, den nächsten Schritt hinaus aus dem Leiden zu gehen. Ich werde für Dich da sein!

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“