Managerin, Controllfreak und PR-Genie

Zum 300sten Mal jährt sich heuer der Geburtstag von Kaiserin Maria Theresia. Als erste und einzige Frau auf dem österreichischen Kaiserthron, als Mutter von 16 Kindern und als Reformerin wird sie bis heute verehrt - und verklärt.

Das Bild der idealisierten Maria Theresia, wie wir sie heute gerne sehen, stammt vor allem aus dem 19. Jahrhundert. Dabei hat sie den Grundstein zu Ihrem Mythos schon selbst gelegt, weiß die Historikerin Elfriede Iby, wissenschaftliche Leiterin im Schloss Schönbrunn, die am 1. Mai ab 19.00 Uhr in „Menschen im Gespräch“ bei Thomas Azade zu Gast war.

Kaiserliches Facebook

„Maria Theresia hat selbst viel dazu beigetragen, sich als Reformerin und erfolgreiche Monarchin darzustellen. Es existieren unglaublich viele Bilder von Maria Theresia in den unterschiedlichsten Darstellungen und Situationen. Diese Bildpolitik Maria Theresias war das Facebook der damaligen Zeit.“ So hat sie auch die Verbreitung von Druckerzeugnissen stark forciert, um das Bild der Kaiserin bis in die letzten Winkel der Monarchie zu verteilen.

„Maria Theresia hat auch sehr gut verstanden, ihre Kinder und ihre Familie öffentlich zu inszenieren. Der Wiener Hof war in ganz Europa gesellschaftlich in aller Munde, mit dem liebenden Kaiserpaar und den vielen Kindern dahinter.“ Die so dargestellte Landesmutter war allerdings als tatsächliche Mutter streng und hart.

Sendungshinweis: „Menschen im Gespräch“ mit Thomas Azade und Elfriede Iby, 1. Mai, 19.00 Uhr

Iby, die sich seit Jahrzehnten mit der Österreichischen Kaiserin befasst: „Maria Theresia war keine liebevolle Mutter. Sie hat zwar ihre Kinder bestens versorgt, persönlich die Ammen ausgesucht und später auch die Lehrer, sie hat genaueste Instruktionen verfasst und deren Einhaltung penibel kontrolliert. Aber mütterliche Nähe zu ihren Kindern hatte sie nie.“ So hat sie sie auch konsequent und geradezu rücksichtslos nach rein politischen Erwägungen verheiratet.

Elfriede Iby

Dieter Nagl

Elfriede Iby

Mit alten Männern ist kein Staat zu machen

Als Maria Theresia mit 23 Jahren die Regentschaft von ihrem Vater übernahm, war die Monarchie wirtschaftlich am Boden und noch verstrickt in den Erbfolgekrieg. „Sie war umgeben von einem Beraterstab von lauter alten Männern“, beschreibt Iby, „und hat sofort erkannt, mit denen kann man keinen Staat machen. Sie hat dann ein wirklich glückliches Händchen bewiesen bei der Auswahl ihrer Berater und Vertrauten – darunter Wissenschafter, Militärexperten, Verwaltungs- und Finanzfachleute. Und das Entscheidende: Sie hat sich wirklich etwas sagen lassen!“

Maria Theresia war nach heutigem Verständnis also nicht nur ein PR-Genie, sie reorganisierte und lenkte ihren Staat 40 Jahre lang wie eine moderner Managerin. Neuen Erkenntnissen und Betrachtungen zur schillernden Persönlichkeit widmet sich noch bis November die große Schau im Schloss Schönbrunn und drei weiteren Orten: „300 Jahre Maria Theresia, Strategin – Mutter – Reformerin“.

Menschen im Gespräch zum Nachhören

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