Schulstress vermeiden, bevor er entsteht

In den ersten Schulwochen kristallisieren sich bei vielen Schülerinnen und Schülern bereits die ersten Probleme heraus. Konflikte mit Lehrkräften, Verständnisschwierigkeiten in bestimmten Fächern oder Mitschüler, die nerven.

Der gesamte Familienalltag wird mit dem Schulbeginn auf den Kopf gestellt. Für Volksschülerinnen und Volksschüler in der ersten Klasse bedeutet es einen komplett neuen Lebensabschnitt. Aber auch die älteren Kinder und Jugendlichen müssen nach den Ferien erst wieder in den geregelten Rhythmus hineinfinden. Und kaum ist diese schwierige Phase vorbei, tauchen auch schon die ersten Probleme auf. Um spannungsgeladene Situationen gleich am Anfang zu entschärfen geben Expertinnen Tipps.

Mädchen ist überfordert

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Überforderung früh erkennen

Schulangst bekämpfen

Bei Erstklasslern in der Volksschule kann die Eingewöhnungsphase in den Schulalltag bis Weihnachten dauern. Bis zu diesem Zeitraum gelten Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten als „normal“. Ältere Kinder, die Angst vor der Schule haben, klagen oft über Bauchschmerzen oder Kopfweh.

Schulcoach Nikola Krisch rät Eltern dazu, sich zu notieren, wann diese Schmerzen auftauchen und auch was genau das Kind in dieser Situation erzählt. Bei Angst vor einem Lehrer oder Angst vor Mitschülern sollte man laut Krisch auf jeden Fall die Schule kontaktieren, denn diese Problem kann man nicht mit sich alleine klären.

Sendungshinweis:

„Radio Wien Magazin“, ab 18.September 2017

Bei Sorgen vor einem bestimmten Fach, steht oft die Angst zu versagen dahinter. Aufbauende Worte der Eltern etwa nach einem verpatzen Test à la „beim nächsten Mal bist du besser!“ können Kinder noch mehr einschüchtern.

Schulcoach Nikola Krisch

Hannah Neuhuber

Schulcoach Nikola Krisch hilft Kindern, Jugendlichen und deren Eltern

Druck vermindern

Eltern neigen dazu, gerade weil sie helfen wollen, sehr eingreifend zu fragen, was in der Schule passiert. Kinder reagieren darauf oft mit Abwehrhaltung. Helfen kann man seinen Kindern, indem man Verständnis zeigt und ein eventuelles Gespräch mit den Lehrern nicht hinter dem Rücken der Kinder führt.

Überforderung vermeiden

Für Schülerinnen und Schüler in berufsbildenden Höheren Schulen ist eine 60-Stunden-Woche keine Seltenheit. Da ist die Überforderung bei einigen bereits vorprogrammiert, meint Elke Prochazka, Psychologin bei Rat auf Draht. Mithilfe von Apps, gelinge es ganz gut, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Prüfungen und Aufgaben anstehen und sich auch Zeit für Freizeit zu schaffen.

Eine tägliche Erholungszeit sei essenziell, um danach wieder konzentriert arbeiten zu können. Wie diese Erholungszeit genützt wird, sollte Jugendlichen selbst überlassen werden. Die Rat-auf-Draht-Psychologin Elke Prochazka rät aber auch dazu, die Freizeit nicht zu sehr zu verplanen, eine Portion Langeweile gehöre dazu und sei wichtig für die Kreativität.

Psychologin Elke Prochazka

Christian Fischer

Elke Prochazka ist Psychologin bei Rat auf Draht

Auffälligkeiten erkennen

Besonders für sehr junge Kinder ist es schwierig, ihren Eltern von Sorgen mit Lehrern oder Mitschülern zu erzählen. Stattdessen verändert sich ihr Verhalten zum Teil in ganz anderen Lebenssituationen. Manche werden aggressiv und Geschwistern oder Mitschülern gegenüber gewalttätig, andere wiederum werden immer ruhiger und introvertierter.

In beiden Fällen ist das Verständnis der Eltern gefragt, sagt Schulcoach Nikola Krisch, um auf den eigentlichen Grund dieser Handlung zu kommen. Oft liege der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen und damit auch einem harmonischen Miteinander in der Konzentration. Um diese zu stärken können etwa Lärmschutzkopfhörer eingesetzt werden.

Problemfall Handy

Unter allen Anfragen, die das Beratungs-Team von Rat-auf Draht von Kindern und Jugendlichen bekommt, steht das Thema „Handy“ an erster Stelle. Denn damit wird nicht nur kommuniziert sondern auch gemobbt. Außerdem fürchten viele Eltern, dass sich ihre Kinder zu viel in virtuellen Welten bewegen.

Elke Prochazka meint, solange Smartphones oder Konsolen-Spiele nicht die einzigen Beschäftigungen sind, sei es in Ordnung, wenn Kinder und Jugendliche auch mal intensivere Phasen vor dem Bildschirm verbringen. Eltern sollten sich aber auch ruhig trauen „uncool“ zu sein und auch Handy-freie-Zeiten einzuführen, etwa beim Essen, Schlafen oder Hausübungmachen.

Dicke Luft mit neuen Lehrern

Bei Problemen mit Lehrkräften stoßen Kinder und Jugendliche oft an ihre Grenzen, da sie sich nicht in der Lage fühlen, diese Konflikte aus der Welt zu schaffen. Zu viel Hausübung ist genauso oft ein Thema, wie Unterforderung durch langweiligen Unterricht. In beiden Fällen rät Prochazka Eltern dazu, ein offenes Ohr für Kinder zu haben und Verständnis zu zeigen. Das Problem zu beschwichtigen, verschlechtere oft das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern.

Bei Gespräch zwischen Eltern und Lehrkräften, sei es wichtig, die Emotionen draußen zu lassen und stattdessen anzubieten, sich die andere Meinung anzuhören und gemeinsam an einer Lösung des Problems arbeiten zu wollen.

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