Was der „Like-Button“ sagt

Kommunikationsexpertin Nana Walzer erklärt: woher kommt eigentlich das „Daumen hoch“, kann der „Like-Button“ im Internet auch falsch angewendet werden und wer hat etwas von den „hochgestreckten Daumen“?

Schon bei den alten Römern hatte der Daumen, der hinaufgezeigt der herunter gehalten wird, eine wichtige Bedeutung, ja sogar eine lebenswichtige. Die römischen Imperatoren entschieden mit einem Daumen hoch oder Daumen runter immerhin über Leben und Tod der Gladiatoren im Circus Maximus. Zumindest wird dies in gängigen Filmen so dargestellt.

Einige Studien ergeben mittlerweile das Gegenteil. Historiker vermuten, dass der nach oben zeigende Daumen vielmehr das gezückte Schwert darstellt und insofern eher für den Tod als für das Leben steht. Wie dem aus sei: Wer in unseren Breitenkreisen einen „Daumen hoch“ entgegengestreckt bekommt, der kann aber davon ausgehen, eine gute Leistung vollbracht zu haben.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 31.8.2017

International gesehen hat die Geste aber durchaus unterschiedliche Bedeutungen. In China bezeichnet er die Zahl 5, in Brasilien ist er ein Zeichen für Dankbarkeit. In Russland und im mittleren Osten hingegen entspricht er eher der Bedeutung, die wir hier mit einem ausgestreckten Mittelfinger meinen. Ebenfalls negativ kommt die Geste in Australien, Nigeria und der Türkei rüber. Im Facebook-Chat, bei WhatsApp und in anderen Anwendungen signalisiert er jedoch immer etwas Positives wie „Bravo“, „Super“ oder zumindest „OK“.

Like Button

Colourbox.de

Like-Button falsch angewendet

Man sollte meinen, dass Wertschätzung und Zustimmung eigentlich immer angebracht sind. Doch es gilt in einigen Fällen tatsächlich vorsichtig damit zu sein. Alle negativen Meldungen sollten zunächst genauer angesehen werden. Berichtet jemand vom Ableben eines Menschen, so eignet sich der Daumen wenig als Zeichen des Mitgefühls. Hier ist ein Kommentar wesentlich sinnvoller.

Bei negativen Berichten, aufhetzenden Aussagen oder Hasspostings ist er ebenso fehl am Platz. Auch sollten reißerische Berichte oder Meldungen immer zunächst auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden, bevor man sie positiv beurteilt oder teilt. Das geht recht einfach, indem man zuerst einmal die Quelle recherchiert, also nachsieht, wer das Ganze geschrieben (nicht geteilt) hat.

Eine gute Plattform, die viele Falschmeldungen (fake news) aufdeckt und publik macht, ist beispielsweise Mimikama, ein Verein, der in Wien 2011 gegründet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat gegen Internetmissbrauch und Internetbetrug gezielt vorzugehen (www.mimikama.at). Dort kann man beispielsweise auch den Titel einer angstschürenden oder unglaublichen Meldung eingeben und nachsehen, ob sie als Falschmeldung registriert wurde. Auch kann man solche Hoaxes dort melden.

Likes bringen Geld

Der „Gefällt mir“-Button auf Facebook bringt zunächst uns augenscheinlich einmal Bestätigung, Anerkennung und ein Feedback über unsere Reichweite, d.h. wie viele Leute unsere Inhalte und damit uns selbst mögen. Das ist natürlich ein psychischer Trick, denn ein „like“ ist keine ernstzunehmende Bekundung von individueller Zuneigung.

Sehr wohl ist es aber eine positive Stellungnahme zu den Inhalten oder Bildern und insofern ein Zeichen dafür, den Geschmack oder die Meinung seiner „Freunde“ getroffen zu haben. Und darauf, etwas im Netzwerk Wirksames in die Welt gesetzt zu haben, kann man allemal stolz sein. Es zeigt, dass man seine „Blase“ kennt und versteht. Ganz abgesehen davon dass Kurioses, Lustiges, Katzenvideos oder Tiere im Allgemeinen und leider auch Gewalt nahezu immer sehr gut funktionieren.

Auch ein like zu vergeben kann ein gutes Gefühl hinterlassen, denn wir unterstützen damit oft Meinungen oder Anliegen, die wichtig sind, etwa Postings zu politischen Fragen, Tierwohl oder Umweltthemen.

Aber auch und gerade die Suchmaschinen wie Google und die sozialen Netzwerke wie Facebook selbst haben etwas von den likes. Sie machen bares Geld damit. Sie sammeln nämlich auf diese einfache Art und Weise wertvolle Informationen über uns, darüber was uns gefällt und anspricht, was wir mögen und was nicht. Diese Informationen können sie dann etwa an Werbekunden teuer weiterverkaufen. Diese wiederum sind dadurch in der Lage, ihrer Zielgruppe punktgenau Produkte vorzuschlagen, die sie mit höchster Wahrscheinlichkeit interessieren.

Likes sind insofern nichts anderes als ein wichtiger Bestandteil der Konsummaschinerie. Sie sind so gesehen ein Mechanismus zum Einengen von Angebot und Nachfrage auf realistische Wahrscheinlichkeiten. Leider wird die Möglichkeit, Menschen mit ihren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten gezielt anzusprechen, in den letzten Jahren zunehmend auch im politischen Bereich missbraucht. Wenn etwa fake news in die entsprechenden dafür offenen Blasen platziert werden und Populisten damit Wahlen gewinnen.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“