Mein Chef, das Monster!

Wenn die Kommunikation mit dem Vorgesetzten nicht auf Augenhöhe passiert, der Chef/die Chefin untergriffig wird- wie kann man sich dagegen wehren bzw. wie kann man vermeiden, dass es einen überhaupt trifft? Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Tipps.

Jeder Austausch zwischen Menschen kann entweder auf Augenhöhe stattfinden, also unter den Bedingungen der Gleichwertigkeit und des Respekts. Oder er kann unter den Vorzeichen der Auf- oder Abwertung geschehen. Ungerechtigkeit kommt besonders dann zustande, wenn sich einer auf Kosten des anderen selbst überhöht. Jedes Verhalten, das einen anderen abwehrt, abwertet oder ignoriert, ist zum einen eine Unterdrückung des anderen und zugleich eine Überhöhung des Handelnden.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 7.12.2017

Unterdrückung kommt nicht umsonst vom Begriff „Druck“, es wird also körperlich, emotional, sprachlich oder durch das Verhalten Druck ausgeübt. Indem jemand heruntergemacht wird, das kann kaum merklich geschehen oder lautstark und direkt sein. Oder indem Entscheidungen gefällt werden, die den Freiraum einengen oder die Würde eines anderen untergraben. Überhöhung ist oft sichtbar, wenn sich Menschen aufplustern, „aufpudeln“ wie es so schön heißt. Wenn sie zeigen wollen, dass sie sich für etwas Besseres, Größeres halten. Wenn sie laut werden oder aggressiv, untergriffig und eben unfair.

Mann schreit Frau an

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Wenn der Vorgesetzte untergriffig wird

Untergriffigkeit ist eine besonders fiese Methode, den anderen „unterzubuttern“, ihn klein zu machen. Sie nutzt echte oder scheinbare Schwächen aus, bedient sich an Vorurteilen und Klischees, geht unter die Gürtellinie und gegen den guten Geschmack. Der sprichwörtliche Untergriff ist die verbale Version von Pograpschen oder einem Schlag in die Magengrube. Es werden dabei das Selbstbild des anderen und sein Selbstwertgefühl angegriffen, indem beispielsweise seine Fähigkeiten und Motive, aber auch sein Aussehen angezweifelt und runtergemacht werden. Kritik kommt niemals sachlich daher, sondern als persönlicher unfair wertender Angriff.

Unsere Reaktionsweise ist leider sehr oft, dass wir einfach nur baff sind, dass uns so etwas passiert. Wir sind dann sprachlos, mundtot und schockiert, wie gelähmt. Andere Reaktionen sind Wut, Trotz oder Trauer. All diese Arten der Rückmeldung sind wenig hilfreich. Klar wären wir alle gerne super schlagfertig, das gelingt aber den wenigsten.

Die einfachste Antwort sind neutral formulierte und in sachlichem Ton vorgetragene Rückfragen. Wenn der Chef also sagt: „Na da lassen sie wohl besser einen Mann ran“ oder „Mit Ihrem Gesicht sollten sie eh lieber im Büro arbeiten“ oder „Sie sind doch ein Lahmer unter Blinden!“ dann könnten sie antworten: „Worin finden Sie sind Männer genau besser als Frauen?“ oder „Was genau gefällt Ihnen an meinem Gesicht nicht?“ oder einfach nur „Wie genau meinen Sie das?“.

Wie kann man sich wehren?

Es sind manchmal ganz bestimmte Momente, in denen Menschen unfair werden oder auszucken. Wenn sie unter Stress stehen, eine schlechte Nachricht bekommen haben, ein großer Fehler passiert ist. Oder sie haben schlichtweg Hunger, sind also unterzuckert, haben schlecht geschlafen, hatten Streit mit dem Partner oder den Kindern.

Natürlich kann man in all diesen Situationen diesen Menschen nicht immer aus dem Weg gehen. Die am nächsten sind, werden es am ehesten abbekommen. Aber im strategisch richtigen Moment auf die Toilette verschwinden kann schon mal helfen. Am Telefon sein oder im Gespräch mit Kunden reicht manchmal auch, um nicht getroffen zu werden. Aber die effektivste Methode ist, es nicht über sich ergehen zu lassen, sondern seinen Mann, seine Frau zu stehen. Also im Falle einer Attacke aufstehen, aufrichten, direkt in die Augen sehen. Manchmal braucht es dann gar kein weiteres Wort, damit er sich entschuldigt.

Wenn es jedoch in Richtung permanentem Bashing und Mobbing geht, so sind hoffentlich ein Betriebsrat oder die Personalabteilung zur Stelle.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“