Ticketverkäufer im Mozartkostüm
APA/Hans Klaus Techt
APA/Hans Klaus Techt
Kultur

Mozart- und Strauss-Konzerten fehlen Touristen

Im Sommer übernimmt in der „Welthauptstadt der Musik“ traditionell der Klassiktourismus das Ruder. Doch die Veranstalter von Mozart- und Strauss-Konzerten für Touristen stehen heuer wohl ohne Publikum da.

„Alle reden von den Nöten der Hotels – aber die Touristen kommen nicht wegen der Hotels nach Wien. Sie kommen wegen der Musik“, sagt Sylvia Moser, Inhaberin sowohl des Wiener Residenzorchesters als auch des Wiener Hofburgorchesters. Etwa 150.000 Gäste versorgen die beiden Ensembles in den Räumlichkeiten von Palais Auersperg, Hofburg, Konzerthaus und Staatsoper in einem normalen Sommer mit gediegener Wiener Klassik im leicht zugänglichen Format mit Orchester, Gesangssolisten und Ballett.

Angebote für Touristen

„Es gibt zwischen Hochkulturbetrieb und Kleinkunst oftmals keine Wahrnehmung für diese Konzertunternehmen, die allerdings jede Menge Steuern zahlen, ohne Subvention oder Sponsoring auskommen und wirklich die Touristen nach Wien locken“, so Moser. Für viele Wien-Gäste steht ein Besuch der Staatsoper oder des Musikvereins auf der To-do-Liste, doch sind sie einmal da, gibt es oftmals entweder keine Karten mehr, oder es ist Sommerpause.

Mit dem Wiener Mozart-Orchester, das im Musikverein spielt, dem Kursalon Hübner, der Orangerie Schönbrunn sowie den beiden Orchestern aus dem Hause Moser deckt man nicht nur ein großes Besuchersegment ab, sondern fungiert darüber hinaus als Arbeitgeber für die große freie Musikerszene in Wien. In puncto Umsatz kann man sich mit den großen Staatstheatern messen.

Wiener Mozart Orchester
Wiener Mozart Orchester Konzertveranstaltungs GmbH
Das Wiener Mozart Orchester im Musikverein

Nur wenig Umsatz durch „Mozart-Verkäufer“

Nachdem seit dem Coronavirus-„Lock-down“ alles abgesagt wurde, dürfte man in den Sommermonaten eigentlich wieder spielen. Aber die Besucher werden ausbleiben. Für die oftmals als Wolfgang Amadeus gewandeten Verkäufer, die an touristischen Hotspots Konzerttickets anbieten, hatte die Stadt im Vorjahr sogar eigene Zonen definiert. Dabei machen die Individualtouristen, die dabei angesprochen werden, zumindest bei Residenz- und Hofburgorchester nur 15 bis 20 Prozent des Publikums aus. Die große Mehrheit besteht aus Reisegruppen.

„Die Länder, aus denen unsere Gäste kommen, sind von Corona schwer betroffen“, erklärt Moser. Die meisten Gruppen reisen aus China, den USA, Südamerika und Korea an. „In China werden noch keine Gruppenreisen verkauft. In den USA und in Südamerika ist daran ohnehin nicht zu denken. Und in Korea sind in den vergangenen Wochen Dutzende Reisebüros in Konkurs gegangen.“

Wiener Residenzorchester
Wiener Residenzorchester
Das Wiener Residenzorchester tritt in zahlreichen Palais und Konzerthäusern auf

Lob an große Kulturhäuser

Während Kulturschaffende im Staatssekretariat und die Tourismusbranche im entsprechenden Ministerium vertreten sind, sehen sich die Touristenkonzertveranstalter ohne Lobby. Von den Coronavirus-Hilfsmaßnahmen der Regierung wird man zwar profitieren – die Ausfälle einer ganzen Saison werden sie aber nicht kompensieren.

Rosen streut Moser dem „Zusammenhalt innerhalb der Kulturszene“. Die großen Häuser hätten sie bisher großzügig aus den Mietverpflichtungen entlassen, endgültig abgesagt ist der Sommer aber noch nicht. „Vielleicht bekommen wir noch einige Konzerte mit österreichischem Publikum zustande“, appelliert Moser etwa an Wien-Touristen aus den Bundesländern.

Erste Konzerte Ende Juni

Einen ersten Versuch wagt das Wiener Residenzorchester am 20., 26. und 27. Juni, wenn man gemeinsam mit dem Auner Quartett ein „Beethoven-Frühlingsfest“ veranstaltet. An den drei Tagen werden im Palais Auersperg drei verschiedene Quartettprogramme mit Werken Beethovens, Griegs und Mozarts gegeben – vor 99 Gästen.

Und in der Orangerie in Schönbrunn wird ab 1. Juli das Konzertangebot „für das heimische Publikum unter dem Motto Wiener Gemütlichkeit adaptiert“. Geboten wird dabei Wiener Unterhaltungsmusik von 1850 bis 1950 und österreichischer Wein.