Impfstoff AstraZeneca
APA/AFP/Sai Aung Main
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Wien impft

AstraZeneca auch für über 65-Jährige

In Wien wird „ab sofort“ der AstraZeneca-Impfstoff vereinzelt auch bei Personen eingesetzt, die älter als 65 Jahre sind und einer Risikogruppe angehören. Außerdem stellte die Stadt am Mittwoch ihren weiteren Fahrplan für die CoV-Impfungen vor.

„Es geht derzeit um die Schnelligkeit, und wir wissen von diesem AstraZeneca-Impfstoff, dass er auch bei älteren Personen gute Wirkung zeigt“, argumentierte Michael Binder, der ärztliche Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, das Vorgehen in einer Pressekonferenz.

Zum Einsatz kommen soll das Vakzin zunächst bei Risikopatientinnen und -patienten im Krankenhaus. Die Empfehlung des nationalen Impfgremiums, das AstraZeneca-Vakzin vorerst weiter nur für unter 65-Jährige zu verwenden, will Binder aber mit dem Schritt der Stadt nicht „overruled“ wissen.

„Gremium hat sehr weise entschieden“

„Das Gremium hat an sich sehr weise entschieden“, sagte Binder. Aber wenn eine breite Ausrollung der Impfstoffe notwendig sei, und das sei derzeit der Fall, dann sei dieser Impfstoff natürlich zu empfehlen. Überdies sei AstraZeneca in Europa uneingeschränkt zugelassen, argumentierte er.

„Und beide Faktoren zusammen erlauben unter dem Aspekt der logistischen Einschränkung – natürlich werden wir versuchen, Biontech/Pfizer oder Moderna prioritär einzusetzen, aber dort wo es notwendig ist, wenn es uns gelingt, mehr Menschen damit zu erreichen, werden wir diesen Impfstoff anbieten“, so Binder.

Impfgremium-Leiterin: „Auf keinen Fall falsch“

Erfreut über den Schritt der Stadt zeigte sich die Wiener Ärztekammer. Alle zugelassenen Impfstoffe hätten eine wissenschaftlich belegte hohe Wirksamkeit und „schützen vor schweren Krankheitsverläufen sowie vor Hospitalisierungen“, sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.

AstraZeneca auch für über 65-Jährige

In Wien wird „ab sofort“ der AstraZeneca-Impfstoff vereinzelt auch bei Personen eingesetzt, die älter als 65 Jahre sind und einer Risikogruppe angehören. Außerdem stellte die Stadt heute ihren weiteren Fahrplan für die CoV-Impfungen vor.

Ursula Wiedermann-Schmidt, die wissenschaftliche Leiterin des Nationalen Impfgremiums, findet die Wiener Vorgangsweise „auf keinen Fall falsch“: Wenn es die logistische Lage erforderlich mache, sei es in jedem Fall besser, auf einen verfügbaren Impfstoff zurückzugreifen, „damit der Impfplan nicht aufgehalten oder unterbrochen wird“. Das AstraZeneca-Vakzin sei erprobt und „in jedem Fall zu verwenden“, betonte Wiedermann-Schmidt.

Die übrigen Bundesländer planen derzeit offenbar nicht, der Wiener Linie zu folgen. Man wolle sich weiter an die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums und den Impfplan halten, hieß es etwa aus dem Büro des burgenländischen Landesrats Leonhard Schneemann (SPÖ). Auch die Kärntner Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) sagte, man wolle abwarten, bis das Impfgremium den AstraZeneca-Impfstoff auch für über 65-Jährige freigebe.

Impfleistung soll im März Höchststand erreichen

Die Impfleistung wird in Wien im März den bisherigen Höchststand erreichen: Mehr Wienerinnen und Wiener als bisher können bis Ende März geimpft werden, weil es mehr Impfstoff gibt. „Ende März werden wir insgesamt 281.000 Erstimpfungen und über 109.000 Zweitimpfungen durchgeführt haben“, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bei der Pressekonferenz – vorausgesetzt, die Liefermengen kommen wie vom Bund angekündigt.

Statement von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ)

Insgesamt erhielten bisher – inklusive 3. März – in Wien 93.076 Personen eine erste Teilimpfung, davon sind 57.108 Personen mit der zweiten Teilimpfung vollständig immunisiert. Erfreulich ist die Impfwirkung in den Alters- und Pflegeheimen: Die Fallzahlen sanken um 87 Prozent. Der Effekt sei „großartig, genaugenommen besser, als wir vermuten haben“, so Hacker. Bis zum Ende der dritten März-Woche sollen alle Bewohnerinnen und Bewohner mit der zweiten Teilimpfung vollständig immunisiert werden.

Wer geimpft wird

Bis Ende März werden außerdem folgende Gruppen geimpft: Risikopatienten, Bildungspersonal, Kontaktpersonen von Schwangeren im selben Haushalt, Beschäftigte in nicht medizinischen Gesundheitsberufen, Feuerwehr und Polizei sowie Sozialeinrichtungen und Apotheken. Die ersten Teilimpfungen in Behinderteneinrichtungen werden Mitte März abgeschlossen sein. Studierende im klinisch-praktischen Jahr sowie Studierende in Gesundheitsberufen werden ab dieser Woche geimpft werden.

Am Mittwoch lief auch die Impfung für das Bildungspersonal an, das in den nächsten drei Wochen die erste Impfung erhält. Hacker kündigte außerdem an, dass jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hochschulen, die sich aufgrund eines Missverständnisses im Zuge der aktuellen Impfaktion für Lehrer, Hort- und Kindergartenpädagogen angemeldet haben, nun doch geimpft werden. Betroffen sind davon rund 4.000 Personen. Diese können ihren Termin doch wahrnehmen.

Impfungen bei Ärzten nach Ostern

Wie es im April weitergeht, ist noch nicht fix, aber es soll dann wesentlich mehr Impfstoff von Biontech/Pfizer sowie Moderna geben. Vorbereitungsarbeiten seien bereits im Gang, sodass nach Ostern auch die ersten Impfungen starten können, die im niedergelassenen Bereich durchgeführt werden, hieß es am Mittwoch. Dabei wird es für die Ärzte zwei Möglichkeiten geben, ihre Patientinnen und Patienten zu versorgen. Neben der eigenen Ordination können auch Zeitfenster in Schnupfenboxen, die zu Impfboxen umgewandelt werden, reserviert werden, wo dann geimpft wird.