Auftakt zur Auffrischungsimpfung in Wiener Pflegeheim
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Vierter Stich schon bald ab 65?

Kaum jemand mag gerade jetzt an die Auffrischung seines Covid-19-Schutzes denken. Doch das Thema könnte unter dem Stichwort „Vierte Impfung“ bald aktuell sein. Das Nationale Impfgremium könnte nämlich die Altersempfehlung herabsenken.

Die Zahl der neuen Infektionen mit dem Coronavirus zeigen eine leichte Tendenz nach oben, sind aber vergleichsweise auf niedrigem Niveau. 922 Neuinfektionen sind binnen 24 Stunden registriert worden, in den Krankenhäusern werden 127 Personen behandelt. Auf den Intensivstationen liegen mit elf Fällen so wenige Corona-Patienten wie das letzte Mal im August 2020.

Angesichts solcher Zahlen und den fast nicht mehr vorhandenen Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen ist für viele die Corona-Impfung kein Thema. Auf der anderen Seite rechnen aber doch verschiedene Experten damit, dass die nächste CoV-Welle schon im Sommer und nicht erst im Herbst Wien erreicht. Das Nationale Impfgremium überlegt aufgrund neuer Erkenntnisse, die Altersempfehlung für den vierten Stich von derzeit 80 auf dann 65 Jahren zu senken.

Impfgremium könnte vierten Stich empfehlen

Immer wieder ist – abseits von einer erwarteten Welle im Herbst – auch zu hören, dass schon im Sommer die Zahl der Infektionen wieder zunehmen soll. Die aktuelle Empfehlung des Nationalen Impfgremiums könnte sich daher vor den Sommerferien ändern.

„Im Idealfall schon ab 65 Jahren“

Die Leiterin der Infektiologie an der MedUni Wien, Ursula Wiedermann-Schmidt, berief sich auf jüngste Daten, die auch für Österreich zeigen würden, dass der vierte Stich nicht erst ab 80 Jahren verabreicht werden solle, um schwere Verläufe zu vermeiden. Im Idealfall sollte man schon ab 65 an diese vierte Impfung denken: „Ich hielte es persönlich für sehr vernünftig, das zu tun.“

Was den richtigen Zeitpunkt dafür angehe, sagte Wiedermann-Schmidt, man solle den Abstand vier bis sechs Monate nach der letzten Infektion beziehungsweise nach der letzten Impfung wählen. Keinesfalls aber sollte man bis zum Herbst abwarten, oder überhaupt abwarten, was noch komme.

Keine Änderungen für jüngere Menschen

Wiedermann-Schmidt sitzt selbst im Nationalen Impfgremium. Noch im April hörte sich die Impfempfehlung anders an. Doch seither seien neue Studien aus Israel veröffentlicht worden, die sich um Sterblichkeit und schwere Verläufe drehen. Zum anderen ist mehr und mehr von Experten zu hören, dass die nächste Infektionswelle nicht erst im Herbst, sondern schon im Sommer auftreten werde.

Keine Änderungen soll es – zumindest vorerst – für jüngere Menschen geben: „Für die jüngere Bevölkerung ist derzeit noch nicht klar, ob eine vierte Impfung tatsächlich notwendig sein wird im Herbst. (…) Das wird sehr vom epidemiologischen Geschehen abhängen.“

Wien empfiehlt schon jetzt Booster ab 65

Sollte sich das Nationale Impfgremium zu einer neuen Empfehlung durchringen ändert das für Wien wenig. Denn in Wien gilt – im Gegensatz zu den bisherigen Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums – bereits seit 14. April, dass alle Personen ab 65 Jahre und alle Hochrisikopatienten und Patientinnen jeglichen Alters sich eine 4. Impfung holen können.

Varianten-Impfstoffe für Booster

Auch bei der Entwicklung von Impfstoffen tut sich Neues. So könnten im Herbst die ersten sogenannten Varianten-Impfstoffe zur Verfügung stehen. „Das ist ein Impfstoff, der zwei Variantenx, nämlich die Alpha- und die Betavariante von Omikron, enthält. (…) Es gibt hier jetzt Variantenimpfstoffe, die jetzt bei der EMA eingereicht worden sind.“ Bei einem spanischen Impfstoff erwartet Wiedermann-Schmidt die Zulassung bereits im Juli. Das müsse aber nicht bedeuten, dass der Impfstoff gleichzeitig auch verfügbar sei.

Es sei auch damit zu rechnen, dass diese Impfstoffe nur als Booster zugelassen werden, so die Expertin. Das Nationale Impfgremium werde sich in den nächsten Wochen zur Lage beraten. Eine neue Empfehlung zum vierten Stich könnte es dann noch vor den Sommerferien geben.