„Kein Opernball heute“-Lichtinstallation an der Wiener Staatsoper
ORF/Marcel Lehmann
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Kultur

Musikdirektor Jordan verlässt Staatsoper

Der Musikdirektor der Wiener Staatsoper, Philippe Jordan, will laut Tageszeitung „Kurier“ seinen 2025 endenden Vertrag nicht verlängern. Über die Gründe dafür herrscht offenbar zwischen ihm und Operndirektor Bogdan Roscic keine Einigkeit.

Er habe bei Amtsantritt den Traum gehabt, eine wirkliche Zusammenarbeit von Bühne und Orchestergraben realisieren zu können, sagte Jordan: „Ich bin nun in diesen zwei Jahren zum Schluss gekommen, dass das wahrscheinlich nicht realistisch war und auch gar nicht wirklich erwünscht ist.“ Deshalb habe er für sich die persönliche Entscheidung getroffen: „Was die Oper betrifft, möchte ich das über 2025 hinaus nicht mehr weiter machen.“ Er wolle sich danach neu orientieren und auch nicht mehr fix an ein anderes Haus binden.

PHILIPPE JORDAN
APA/GEORG HOCHMUTH
Phillipe Jordan

Rundumschlag gegen das Regietheater

Der Grund seiner Resignation sei kein spezifisch wienerisches Problem. „Ich glaube, dass unser Theater, was die Regie betrifft, seit langer Zeit einen fatalen Irrweg eingeschlagen hat“, unterstrich Jordan im „Kurier“. Dieser Irrweg führe auf Dauer zu einem unvermeidlichen Scheitern. Er und Roščić hätten sich bei Amtsantritt hohe Ziele gesetzt, um die Frage zu beantworten, wie eine Erneuerung des Theaters heutzutage aussehen könne: „Die Antwort kann nicht sein, dass wir den ausgetretenen Weg des dahinsiechenden deutschen Regietheaters unbeirrt immer weitergehen.“

Modernes Theater müsse nicht notwendigerweise eine ästhetische Zumutung für das Publikum und sechs Wochen handwerklicher Dilettantismus für die Mitwirkenden sein. „Bei vielen, um nicht zu sagen bei den meisten der heutigen Regisseure vermisse ich aber diese gründliche Vorbereitung. Etwas drumherum zu erfinden oder es auf primitive Weise zu aktualisieren, ist im eigentlichen Sinn des Wortes keine Kunst.“

Roščić: „Vertragsverlängerung nicht möglich“

In einem Statement gegenüber der APA widersprach Bogdan Roščić allerdings Jordans Begründung: "Philippe Jordan und ich haben über meine Pläne zur Führung des Hauses nach 2025 schon im Sommer ausführlich gesprochen. Inhaltliche Bedenken waren dabei kein Thema, er wollte seinen Vertrag gerne verlängern, was mir aber aus anderen Gründen nicht möglich war. Daher möchte ich seine Aussagen nicht weiter kommentieren, das wäre nicht im Interesse der Staatsoper und auch nicht im Interesse von Philippe Jordan.“

Er fokussiere sich nun auf die großen und besonders wichtigen Produktionen, die in der nächsten Zeit auf die Staatsoper zukämen, so Roščić: „Das ist das, was hier wirklich zählt, und darauf muss man sich konzentrieren.“