WU-Campus: Lernstadt hinter dem Wurstelprater

In der Leopoldstadt, in Griffweite des Praters, befindet sich die größte Wirtschaftsuniversität Europas. 23.800 Studierende lassen dort ihre Köpfe rauchen. Der Campus ist für alle offen und in architektonischer Hinsicht ein Lehrbeispiel.

Schon beim Betreten des Campus beeindruckt das Architektur-Ensemble internationalen Formats, egal von welcher Seite man das Areal betritt. Sechs Architekturbüros aus aller Welt haben die Universitätsgebäude entworfen. Diese nehmen eine Fläche von 35.000 Quadratmetern ein. Jedes Gebäude für sich ist ein Hingucker, allen voran jenes von Stararchitektin Zaha Hadid – mit der baulich im wahrsten Sinne des Wortes herausragenden Bibliothek, die wie ein eben gelandetes Raumschiff anmutet.

Wie in einem Science-Fiction-Film

Auch beim Betreten dieses „Library & Learning Center“ fühlt man sich wie in einem Science-Fiction-Film: im Atrium finden sich Rampen und schräge Stiegen, die spiralförmig über sechs Geschoße nach oben zu den raumschiffartigen Lernbereichen führen. Von den beiden oberen Stockwerken aus können Studierende und Besucher einen spektakulären Blick auf den Prater werfen, auf das Riesenrad, die Hochschaubahnen und andere Attraktionen des Vergnügungsparks Wurstelprater. Gleich hinter dem Learning Center gibt es seit Sommer einen „WUndergarten“, ein Urban Gardening-Projekt mit zwölf Parzellen und Beeten, die bepflanzt werden können.

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Der WU-Campus im „Wien heute“-Porträt

Der Campus der größten Wirtschaftsuniversität Europas ist für alle offen und in architektonischer Hinsicht ein Lehrbeispiel.

Der WU-Campus ist für jede und jeden frei zugänglich und kann auch im Rahmen von Architektur-Führungen besichtigt werden. Das „Teaching Center“ begrenzt den Campus im Nordosten und bildet den östlichen Eingangsbereich des Campus. Die Studierenden nennen es liebevoll „Das Rostige“, weil es wie rostig wirkt: die Fassade des Teaching Centers besteht aus Cortenstahl. In diesem Gebäudekomplex befindet sich auch das Auditorium Maximum. In den Hörsälen mit modernster Technik finden bis zu 5.000 Personen gleichzeitig zum Lernen und Lehren Platz. Über das Atrium geht es in Selbststudienzonen, die spiralförmig am Atrium entlanglaufen.

Abwechslungsreiche Geschichte

Die Wirtschaftsuniversität Wien hat eine lange Geschichte, mit verschiedenen Standorten und Namen. Sie wurde 1898 als K.k. Exportakademie gegründet. Nachdem das ehemalige Palais Festetics in der Berggasse im 9. Bezirk zu klein geworden war, wurde 1916 das neu errichtete Gebäude in der Franz-Klein-Gasse im 19. Bezirk bezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Studierenden stark an, auf damals 3.000. 1919 wurde die Exportakademie in Hochschule für Welthandel umbenannt.

Der WU-Campus befindet sich im 2. Bezirk, Welthandelsplatz 1. Erreichbar via U2, Bus 82A sowie die Straßenbahnlinie 1. Die westlichen Gebäude liegen näher an der U2-Haltestelle Messe, die östlichen sind innerhalb weniger Minuten via U2-Haltestelle Krieau erreichbar. Es gibt eine öffentliche Tiefgarage.

1975 wurde sie in Wirtschaftsuniversität umbenannt, kurz „WU“ genannt. 1982 zog die WU in das neu errichtete Universitätszentrum über dem Frachtenbahnhof des Franz-Josefs-Bahnhofes im 9. Bezirk um. In den 1990er Jahren pendelte sich die Zahl der Studierenden schließlich bei mehr als 20.000 ein. Nicht zuletzt aus Platzgründen übersiedelte die Wirtschaftsuniversität vor drei Jahren in den Prater, in den völlig neuartigen Campus.

Zu den 23.800 Studierenden kommen heute noch mehr als 2.300 Universitätsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter dazu. An ihrer Spitze ist mit Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger seit 2015 eine Frau. Von den Absolventen der Wirtschaftsuniversität ist rund die Hälfte weiblich. Die Studierenden können für den Bachelor-Abschluss Wirtschafts- und Sozialwissenschaften oder Wirtschaftsrecht studieren und dann aus 15 Masterstudien wählen.

Making-of am WU-Campus

Viel Grün umgibt den Campus

Auch rund um die Institutsgebäude gibt es einiges zu entdecken: Neben den klassischen universitären Bereichen – also Hörsälen, Lernflächen, Bibliotheken und Büros – gibt es am Campus Lokale, eine Bäckerei, einen Supermarkt, Buchhandlungen, einen Kindergarten und sogar ein Sportzentrum. Und: viel Grün. Für eine Verabredung zum Lernen auf der Wiese oder auch für Entspannung von Nicht-Studierenden ist gesorgt.

Wer den Campus besichtigt oder hier studiert, braucht auch nur einen Katzensprung zu machen, um in den Grünen Prater zu kommen, den Park hinter dem Riesenrad, der fast doppelt so groß ist wie der New Yorker Central Park, mit ausgedehnten Wiesen, Wäldern und Wasserflächen. Nicht zu vergessen den Wurstelprater für den Adrenalinkick. Sehenswert ist auch die sonstige Umgebung des WU-Campus. Hier wächst das neue Viertel Zwei, mit Büros, Wohnungen und einem Studentenheim.

Studieren, seien es die Architektur, die Hörsäle, die Lehrbücher oder auch das Zwischendrin und Rundherum, wird am WU-Campus groß geschrieben. Auch für Nicht-Akademikerinnen und -Akademiker eine Entdeckungsreise wert.

Elisabeth Vogel, „Wien heute“

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